Kampfstern Compactica
Mercedes-AMG übertrumpft mit den Kompaktwagen A 45 und CLA 45 alles bisher Dagewesene.

Wenn Marketingverantwortliche zu Hochform auflaufen, schalten wir Journalisten gerne auf Durchzug. Wenn sich die Superlative stapeln, hören wir geflissentlich weg. Doch Halt, an der Phrase «Supersportwagen in der Kompaktklasse», die Produktmanager Matthias Schmidt gerade ins Mikrofon drosch, scheint tatsächlich etwas dran zu sein. Also erst einmal die Zahlen checken, bevor vorschnell geurteilt wird. Den Sprint von null auf hundert, nach wie vor eine allgemeingültige Messlatte, absolviert der CLA 45 S in vier Sekunden, der AMG A45 S ist sogar noch ein Zehntel schneller. Da ist man baff. Unter vier Sekunden – das hat vor wenigen Jahren tatsächlich nur eine ganz exklusive Riege von Supersportwagen geschafft. Und nun die A-Klasse, dieser Kompaktwagen?
Von Floskeln will auch der ehemalige DTM-Champion Bernd Schneider nichts wissen. Wenn Schneider redet, dann sagt er, was Sache ist. Er hält grosse Stücke von den neuen Kompakten im AMG-Programm. «Wenn hinter mir einer fährt, der etwas kann, dann muss ich mich vorne ganz schön lang machen.» Er vorne, das ist nicht nur der ehemalige Champion der Rennserie am Steuer, sondern der DTM-Champion am Steuer eines AMG GT R, eines veritablen Supersportwagens also. Ungleiche Spiesse, müsste man meinen.
«Klar bin ich damit aus den Kurven und auf der Geraden schneller. Doch beim Anbremsen und Einlenken kommt diese A-Klasse dann schon verdammt nahe.» Schneider fährt als Pacemaker voraus auf dem Circuito del Jarama bei Madrid, wo wir Journalisten die beiden neuen Modelle erfahren können. Und er macht dies den ganzen Tag lang, die ganze Woche, mit den gleichen Autos bei knapp 40 Grad im Schatten, und die Bremsen, die Reifen, die Motoren halten das scheinbar locker aus. «Auch das ist beeindruckend», sagt Schneider und fügt dann an: «Schade, dass sie keine Semislicks montiert haben. Damit wäre das Ding nochmals deutlich schneller.»
Schnell genug sind A 45 und CLA 45 aber alleweil, und ihre Fahrcharakteristik erinnert tatsächlich an reinrassige Sportwagen. Es handelt sich hier aber um Kompaktwagen, die mit ihrer Leistung in bisher unerreichte Gefilde vordringen. Die 421 PS im Topmodell mit der Zusatzbezeichnung S sind im Kompaktsegment eine klare Ansage an die Konkurrenz: Versucht es gar nicht erst, wir werden diese Leistungsschlacht sowieso gewinnen. Beachtlich dabei: Die 421 PS werden aus einem (komplett neu entwickelten) 2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner generiert, die Literleistung beträgt also 210 PS.
Das ist unerreicht in einem Serienmodell, ganz egal, aus welcher Fahrzeugklasse. Das Vorgängermodell, das bereits 2013 das leistungsstärkste in der Kompaktklasse war und die höchste Literleistung der Welt aufwies, wurde so um weitere 40 PS übertrumpft. Die Modellvariante ohne S im Namen generiert übrigens aus dem gleichen Motor 387 PS, was zu nur minim schlechteren Fahrleistungen führt. Dennoch werden gerade in der Schweiz die meisten Kunden zur stärkeren Variante tendieren; nötig wäre es nicht.
Erstmals mit «Drift Mode»
Diese Leistung würde in diesem kleinen, frontgetriebenen Auto normalerweise kaum mehr fahrbar sein, weshalb die AMG-Varianten von A-Klasse (Steilheck) und CLA Coupé (viertüriges Coupé auf gleicher technischer Basis) serienmässig über 4×4 verfügen – ein Allradsystem namens 4Matic+, das es in sich hat. Zusätzlich zur voll variablen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt ein neues Hinterachsgetriebe mit zwei elektronisch gesteuerten Lamellenkupplungen die Kraft stufenlos zwischen den beiden Hinterrädern. Einerseits wird damit die Traktion verbessert, andererseits sind so wunderbare Querfahrten möglich: Die kompakten AMG haben dafür erstmals einen «Drift Mode», wie man ihn bereits aus dem ebenfalls allradgetriebenen Ford Focus RS kennt.
Natürlich stellt sich die Frage, wieso ein Kompaktwagen mit den Fahrleistungen eines Supersportwagens kombiniert werden muss. Die Antwort ist simpel: weil es sich für den Hersteller nach wie vor lohnt. «Wir haben mit diesen Fahrzeugen nicht nur neue Märkte eröffnet, sondern auch unsere Kundengruppe deutlich verjüngt», sagt Produktmanager Schmidt. Die seit der Einführung des ersten A 45 im Jahr 2013 geplanten globalen Verkäufe seien mehr als verdoppelt worden. In der Schweiz wurden bisher 2500 Stück des A 45 verkauft, zusammen mit den Geschwistern CLA 45 und GLA 45 sind es über 4500 Einheiten. Damit ist jeder zehnte verkaufte Mercedes-Kompaktwagen in der Schweiz ein AMG 45. Die neuen Generationen von A 45 und CLA 45 inklusive der Topversionen S kommen im Herbst auf den Markt, die Preise sind noch nicht bekannt. Und auch der CLA Shooting Brake steht bereits als Hochleistungsvariante in den Startlöchern. Gut möglich also, dass Mercedes-Benz seinen Vorsprung bei den Schweizer Premium-Käufern weiter ausbauen wird.
Dave Schneider fuhr den A 45 und CLA 45 auf Einladung von Mercedes-Benz Schweiz in Madrid.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch