Kamera-Bilder sollen bei der Aufklärung helfen
Nach dem Unfall eines Flirt-Testzuges von Stadler Rail in Norwegen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Zudem wurden Details über Verletzungen eines Opfers bekannt.
Wie die norwegische Zeitung «Aftenposten» auf ihrer Webseite berichtet, arbeiten Ermittler mehrerer Organisationen daran, die Ursache des Unglücks mit dem Flirt-Testzug aufzuklären, der gestern rund 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Oslo entgleist war. Wie Kurt A. Olsen, ein Mitarbeiter des Accident Investigation Board Norway (AIBN), gegenüber der Zeitung bestätigte, waren bei der Testfahrt mehrere Kameras in Betrieb – an der Front des Zuges und in jedem Waggon.
Ob die Aufnahmen bei den Ermittlungen helfen werden, ist allerdings noch offen. Olsen sagte gestern am Abend, dass die Aufbereitung des Materials in Arbeit sei. Normalerweise würden solche Analysen gute Informationen liefern; allerdings sei es auch möglich, dass Aufnahmen mancher Kameras zerstört worden seien.
Ermittlungen zum Tempo des Testzuges
Das AIBN hat ausserdem Daten vom Geschwindigkeitsmesser des Unglückszuges gesichert. Die Fachleute hoffen, dass sie ihnen Aufschluss darüber geben, mit welchem Tempo die Komposition unterwegs war. Der Zug entgleiste laut einem Bericht auf der Nachrichten-Webseite www.vg.no auf dem Weg nach Norden von Tonsberg in Richtung Holmestrand.
Am Unfallort gilt laut den Medienberichten eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h, weil die Strecke auf diesem Teil laut www.vg.no viele Kurven aufweist. Das Tempolimit werde mit einem Vorwarnschild angezeigt, worauf die Zugführer die Geschwindigkeiten drosseln, heisst es dort weiter. Ein zweites Signal zeige dann endgültig an, dass das Maximaltempo gilt. Auf einem anderem, neueren Teilstück sind dagegen 130 Stundenkilometer erlaubt.
Rippenbruch und Prellungen erlitten
Unterdessen wurden Details zu einer der fünf Personen bekannt, die sich bei dem Zugunglück verletzten. Laut www.vg.no wurde ein 56-jähriger Ingenieur an Bord bei dem Unfall gegen die Frontscheibe geschleudert und zog sich dabei einen Rippenbruch und Prellungen zu. Seine Verletzungen sind laut dem Unispital in Olso «moderat». An Bord waren insgesamt fünf Personen, die alle verletzt wurden. Unter ihnen war auch ein polnischer Stadler-Mitarbeiter, der das Spital bereits verlassen konnte. Zwei der Opfer wurden bereits im Krankenhaus von Tonsberg von der Polizei zu dem Unglück befragt.
Bislang liegen allerdings keine gesicherten Information zu möglichen Ursachen des Unfalls vor. Stadler Rail erklärte heute in einer Medienmitteilung, dass man über die Entgleisung des Flirt-Nummer 5 in Norwegen sehr betroffen sei. Erste Ergebnisse zur Untersuchung seien voraussichtlich heute zu erwarten. Dann werde das Untenehmen zur Situation Stellung nehmen.
Ein Zug als Schweizer Erfolgsgeschichte
Der Flirt ist eine Erfolgsgeschichte. Flirt steht für «flinker leichter innovativer Regional-Triebzug». Stadler Rail hat bis November 2011 genau 707 Fahrzeuge verkauft, unter anderem nach Deutschland, Italien, Ungarn, Finnland, Polen und Algerien. Die Züge haben je nach Ausführung eine Maximalgeschwindigkeit von 120 bis 200 Stundenkilometer.
Im August 2008 erhielt Stadler den 640-Millionen-Franken-Auftrag, 50 Züge nach Norwegen zu liefern, mit der Option für 100 weitere Züge. Sie sollen im S-Bahn-Verkehr in Oslo sowie für Strecken im gesamten südlichen Norwegen eingesetzt werden. Die Fahrzeuge sind eine für die klimatischen Bedingungen in Norwegen konzipierte Weiterentwicklung der Basisversion.
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