Kästli: «Der Verband schläft»
Weil der Branchenverband zu wenig gegen das Rauchverbot unternehme, wird Hirschen-Wirt Armin Kästli nun selbst aktiv.
Enttäuscht sei er, lässt Armin Kästli wissen, enttäuscht davon, was der Branchenverband Gastro-Bern bislang gegen das Rauchverbot unternommen habe. Ende Februar hatte Gastro-Bern die Kantonsregierung aufgefordert, zwei Auflagen aus der Verordnung zum Nichtraucherschutz wieder zu streichen. So sollten Wirte nach Ansicht des Verbands selbst entscheiden, welchen Raum ihres Betriebs sie als Fumoir betreiben wollen. Dies darf nach dem Gesetz nicht die Gaststube sein. Da die Bedienung im Raucherraum zugelassen ist, sollten die Wirte dort eine Ausschankeinrichtung wie ein Buffet oder eine Bar betreiben dürfen. Gerichtsurteil steht aus In beiden Fällen war das Bemühen von Gastro-Bern bislang erfolglos. «Die entsprechende Beschwerde beim Bundesgericht ist noch hängig, da warten wir noch auf ein Ergebnis», erklärt der Präsident von Gastro-Bern Casimir Platzer. «Der Verband schläft», lautet hingegen Armin Kästlis Vorwurf, der nicht länger warten will. Von massiven Umsatzrückgängen spricht der Wirt: «Das Morgen- und Mittagsgeschäft leidet stark. Der Feierabendstamm ist praktisch verschwunden und am Abend sieht es auch nicht besser aus. Ich kann jeden Abend um neun, halb zehn zumachen.» Und bisher sei es noch gegangen. Da habe man zum Rauchen nach draussen gehen können, was nun mit den niedrigeren Temperaturen immer schwieriger werde. Zur gleichen Zeit, als Gastro-Bern seinen Vorstoss bei der Kantonsregierung unternahm, dachte der Wirt aus Wimmis schon über eine Sammelklage beim Bundesgericht nach. Kästli war auf der Suche nach anderen Berner Gastronomen, die unzufrieden mit dem Rauchverbot sind. Doch der Kontakt, der über den Branchenverband hergestellt werden sollte, sei nicht zu stande gekommen. Nun startet der Gastronom einen neuen Versuch: Gemeinsam mit der Jungen SVP Kanton Bern gründet er am 26. Oktober die Interessengemeinschaft «IG Freier Berner Wirte». Ziel der Vereinigung ist es, eine Volksinitiative auf Bundesebene für eine Lockerung des Rauchverbots zu lancieren. Hoffen auf neue Regierung Casimir Platzer begrüsst dieses Engagement als flankierende Massnahme. In erster Linie setzt der Präsident von Gastro-Bern allerdings seine Hoffnungen auf einen Wechsel der politischen Kräfte bei den kantonalen Wahlen im kommenden Jahr. «Der Verband wird stark bemüht sein, dass dort bürgerliche Mehrheiten erzielt werden», kündigt Platzer an, der sich von einem Regierungswechsel auch eine Korrektur beim Rauchverbot erhofft. Mit nur wenigen Änderungen, einer Anpassung an das aus Sicht Platzers liberaler formulierte Bundesgestz etwa, sei das Verbot tragbar. Die Verordnung, die seit dem 1. Juli im Kanton Bern gilt, hält der Hotelier in Kandersteg jedoch für «praxisfremd, unpraktikabel und zum Teil schikanös». So seien nach einem durch den guten Sommer abgefederten Start nun erste Auswirkungen des Rauchverbots zu spüren, stellt Casimir Platzer fest. Er verweist auf Personalrückgang bei ersten Betrieben und eine Betriebsschliessung in Bern aufgrund der neuen Verordnung. Insgesamt seien in erster Linie Stammtische und kleinere Betriebe wie Bars und Cafés vom Rauchverbot betroffen. «Genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor.» Ende Oktober will der Verband seine rund 2400 Mitglieder zur aktuellen Lage befragen. Je nach Ergebnis will Gastro-Bern anschliessend weitere Massnahmen ergreifen. Platzer hält beispielsweise eine kantonale Initiative für möglich. Claudius Jezella>
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