«Kämpferinnen haben die Welt verändert»
Die 1.-Mai-Feier in Thun stand ganz im Zeichen der Lohngleichheit. Juso-Präsidentin Tamara Funiciello hielt eine flammende Rede für eine feministische Revolution.

«Lohngleichheit. Punkt. Schluss!» Mit dem Motto der diesjährigen 1.-Mai-Feierlichkeiten war Hauptrednerin Tamara Funiciello nicht einverstanden. «Wir fordern mehr als Lohngleichheit.
Wir fordern Würde, Gerechtigkeit und Freiheit.» Energisch und leidenschaftlich rief die Juso-Präsidentin und frisch gewählte Berner Grossrätin in ihrer Rede auf dem Thuner Rathausplatz zu einer «friedlichen feministischen Revolution» auf.
Eigentlich wäre eine solche Rede gar nicht angedacht gewesen, stattdessen eine Diskussion zwischen Funiciello und dem Berner Rapper Tommy Vercetti. Doch Vercetti schaffte es nicht rechtzeitig nach Thun. Und Funiciello liess sich durch die kurzfristige Programmänderung nicht beirren.
Flächendeckender Angriff
«Kämpferinnen haben die Welt verändert», sagte sie und erinnerte an die Errungenschaften der Frauen vor 100 Jahren während des Generalstreiks und vor 50 Jahren während der 68er-Bewegung. «Heute findet ein flächendeckender Angriff von rechts auf diese Errungenschaften statt», sagte sie.

Und dafür, dass 37 Jahre nach dem Gleichstellungsgesetz Frauen noch immer fast zwanzig Prozent weniger verdienen als männliche Arbeitnehmer, fand Funiciello ebenso klare Worte. «Es sind selbstverständliche Forderungen», sagte sie und fragte: «Wieso gehorchen wir eigentlich noch?»
Natscha Wey, Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz, zeigte zuvor auf, wie viele Zähne der aktuellen Vorlage zur Lohngleichheit im bürgerlich dominierten Parlament bereits gezogen wurden und erwähnte dabei einen möglichen Frauenstreik. «Sollte die Vorlage scheitern, wird die Wut riesig sein», sagte Wey.
«Eine Verelendung»
Kämpferisch in ihrer Rede gab sich auch Grossrätin Natalie Imboden. Die Generalsekretärin des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands und Co-Präsidentin der Grünen Kanton Bern setzte das Thema Lohngleichheit in einen globalen Kontext und appellierte an die internationale Solidarität.
Soziale Ungerechtigkeit ortete Imboden aber auch im Kanton Bern. «Das ist eine Verelendung, was hier passiert», sagte Imboden im Hinblick auf die Revision des Sozialhilfegesetzes, gegen welche die Linke das Referendum ergriffen hat.
Der Umzug via Bälliz und Mühleplatz verlief friedlich. Mit schätzungsweise zweihundert Teilnehmern, davon rund fünfzig Teilnehmerinnen, die den Umzug anführten, war der Aufmarsch gegenüber vergangenen Jahren zahlreich. Nach dem Umzug wurde auf dem Rathausplatz mit musikalischer Umrahmung weiter gefeiert.
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