Junge Floristinnen zeigen ihr Können
Wie kann sich eine junge Floristin eine Goldmedaille für ihre Arbeit erkämpfen? Ein bisschen Gespür für schöne Blumensträusse reicht bei weitem nicht.

«Das ist der Albtraum jeder Kandidatin», sagt Marita Walde. «Ein Strauss oder ein Gesteck, das auseinanderfällt, ist der schlimmste Fehler, der passieren kann», erklärt sie. Marita Walde muss es wissen. Sie ist die Chefexpertin der Floristinnen an den Berufsmeisterschaften Swiss Skills. An diesen Meisterschaften auf dem Bern-Expo-Gelände zeigen zurzeit 21 junge Floristinnen ihre beruflichen Fähigkeiten. Was gibt es da schon zu bewerten?
Entweder gefällt einem ein Strauss, oder er gefällt einem nicht, könnte man meinen. Doch Marita Waldes Massstäbe sind einiges strenger und detaillierter – und die Aufgaben für die Wettkämpferinnen schwierig: Zum Beispiel müssen sie innert einer Stunde einen Brautschmuck kreieren, und zwar einen, der «das Junge, Wilde, aber auch das Unbeschwerte einer fröhlichen Braut widerspiegelt», so die exakte Vorgabe.
Dass ein konventioneller Brautstrauss bei der Bewertung der Arbeiten komplett chancenlos im Wasser stehen würde, wird schnell klar, wenn man den Floristinnen zuschaut: Eine von ihnen spickt einen Schirm mit Blumen und umgibt sie mit einem Bett aus weissen Federn. Eine bringt eine Tasche, eine andere ein Paar Schuhe zum Blühen. Und eine weitere Teilnehmerin arbeitet an einem Blumenkunstwerk, das sich die Braut über die Schultern legt.
Viele Fehlerquellen
Was hier gestaltet werde, seien keine Stücke, die man an Kunden verkauft, stellt Marita Walde klar. Es sind Stücke, die an einem Schauwettkampf Aufmerksamkeit erregen. «Das heisst: Sie müssen mutig, frech und anders sein», erläutert die Chefexpertin. Sind die Farbkombinationen oder die Proportionen langweilig, gibt das weniger gute Noten.
Doch das Gestalterische ist nur der eine Teil der Bewertung, und zwar der subjektive. Dazu kommt die objektive Bewertung, der technische Teil, wie Marita Walde erklärt. Auch da sind die Anforderungen streng. Ist in der Hitze des Wettkampfs auf einer Blüte etwas Dreck liegen geblieben, gibt das Abzug, wenn auch nur wenig.
Als gröbere Fehler stufen es die Expertinnen ein, wenn die Blumen zu wenig Wasser haben. Denn es ist klar: Ein Brautschmuck, der schon kurz nach dem Ja-Wort die Blüten hängen lässt, kann nicht das Werk einer Goldmedaillengewinnerin sein. Zwölf Stunden müssen die Blumen für die Braut durchhalten können. Mit geschultem Auge prüfen die Expertinnen deshalb, ob die Floristinnen die Stängel richtig angeschnitten haben oder ob ein geknickter Stängel den Blumenschmuck bald welk aussehen lassen könnte.
Kommunikation zählt auch
Jede der 21 Floristinnen an den Swiss Skills hat innert sechs Stunden vier Blumenkunstwerke abzuliefern, die dann von den Expertinnen genau geprüft und bewertet werden. Neben dem Brautschmuck gehören auch ein ökologischer Strauss, ein bepflanztes Gefäss in Grüntönen sowie ein Blumengesteck zum Thema «Farbencrash» zu den Wettbewerbstücken.
Schliesslich wartet im Wettkampf noch eine andere, eher ungewöhnlich Aufgabe auf die Teilnehmerinnen. Jede wird mitten aus ihrer Arbeit auf den «heissen Stuhl» gebeten. Dort muss sie auf einer Bühne vor Publikum spontan, aber überzeugend und sachlich einige Fragen zu ihrer Floristinnenarbeit beantworten. «Wir testen damit die Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmerinnen», erklärt Marita Walde.
Heute Abend werden die sieben besten Floristinnen gekürt. Sie treten dann am Samstag zum Final an. Die Gewinnerin der Goldmedaille darf nächstes Jahr an die Weltmeisterschaften World Skills nach Russland reisen.
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