Die Delegierten des Entwicklungsraums Thun (ERT) haben an der Versammlung in Wattenwil den Richtplan Windenergie verabschiedet – mit einer Enthaltung. Sie kam von Uetendorfs Gemeindepräsident Albert Rösti (SVP). Er sei gegen diese Windräder, doch liege seine Gemeinde weitab potenzieller Standortgebiete, begründete Rösti seine Position. Erfreut über den Planerlass zeigte sich hingegen SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl (Unterlangenegg), der die IG Honegg präsidiert. Sie setzt sich für den Bau eines Windparks auf dem Hügelzug ins Eriztal ein.
Dass der Standort mit in den Richtplan aufgenommen worden sei, sei ein «mutiger Entscheid» gewesen, erklärte ERT-Geschäftsführerin Manuela Gebert. Weil die Erschliessung am Rande eines Moorschutzgebiets vorbeiführt, brachten Schutzverbände bereits bei der Planausarbeitung Vorbehalte an. Wie Krähenbühl festhält, erfolgt die Zufahrt über einen bestehenden Weg, der für den Bau der Windräder temporär ausgebaut werden müsste. Die Interessen würden nun im weiteren Planverfahren abgewogen, meinte Krähenbühl.
Der Standort Honegg wurde im Richtplan in abgestufter Form eingetragen und wird prioritär weiterbehandelt. Dies geschieht ebenso mit der Schafegg oberhalb von Heimenschwand in Richtung Aeschlen bei Oberdiessbach. Zweite Priorität als Windenergiegebiet hat der Puntel, der oberhalb von Oberwil i. S. liegt. Von nachrangiger Bedeutung sind die Krete ob Fahrni Richtung Buchholterberg sowie der Hartlisberg, die Winteregg sowie der Roteberg und die Blueme. Diese vier Gebiete wurden in den regionalen Richtplan aufgenommen, ohne zuvor als kantonaler Windprüfraum festgelegt worden zu sein.
Im Budget 2022 des ERT, das mit einem Defizit von 35’000 Franken rechnet, sind erstmals 5000 Franken eingesetzt für die Drumlin-Landschaft Thuner Westamt. Insgesamt 35’000 Franken sollen aufgewendet werden, um die hügelige Moränenland vor weiteren Deponien wie in Thierachern bewahren zu können. Neu lanciert wird auch das Projekt Energieregion Thunersee.
Barbara Josi, die als ERT-Präsidentin ihre erste Versammlung leitete, nahm zwei Verabschiedungen vor: Mit Jürg Marti trete einer der besten Kenner des Verbandes ab und mit Thomas Knutti einer seiner heftigsten Kritiker, sagte Josi. Die Präsidentin betonte weiter, dass sich der ERT demnächst mit seinen Strukturen befassen werde. (atp)