Thun schlägt XamaxWas als Albtraum begann, entpuppte sich als Sahnetag
Nach schwacher Startphase haben die Oberländer den Leader aus Neuenburg 3:2 bezwungen. Saleh Chihadeh sorgte kurz vor Schluss für die Entscheidung.

2:2 steht es zwischen Thun und Xamax. Es läuft bereits die 86. Minute, als Pius Dorn eine Flanke zur Mitte schlägt. Das Geschehen wird zu diesem Zeitpunkt längst von den Oberländern bestimmt.
Der Ball wird lang und länger – und findet schliesslich den Kopf des eben erst eingewechselten Saleh Chihadeh. Thuns Topskorer lässt sich nicht zweimal bitten und entscheidet mit seinem vierten Saisontor die Partie. In der Stockhorn-Arena gibt es kein Halten mehr.
0:2 nach sechs Minuten
Die Art und Weise, wie dieser 3:2-Erfolg zustande kam, ist beeindruckend. Keine sechs Minuten waren gespielt, als so gut wie nichts mehr auf einen Oberländer Punktgewinn an diesem Abend hindeutete. Der Leader aus Neuenburg lag bereits mit zwei Längen in Front.
Die Thuner Leistung bis dahin: desaströs. Das Abwehrverhalten: katastrophal. Und vorne? Passierte in der Startviertelstunde nicht viel Erwähnenswertes. Die Oberländer wirkten mit der Aufgabe gegen den Tabellenführer überfordert. Trainer Carlos Bernegger spricht von einem «Albtraum». «Ich habe meine Mannschaft in diesen Minuten beinahe nicht erkannt.»
Kyeremateng mit Doppelpack
Aber das Heimteam liess den Kopf nicht hängen und kämpfte sich zurück. Durch Gabriel Kyeremateng gelang in der 25. Minute der sehenswerte Anschlusstreffer. Der Stürmer, der gegen Xamax auf dem Flügel agierte, zeigte eine schöne Einzelaktion – Übersteiger inklusive – und schlenzte den Ball via Pfosten ins Tor. Wohlbemerkt mit seinem schwächeren linken Fuss. Darauf angesprochen, muss der Deutsche schmunzeln. «Da hat wohl einfach alles gepasst.»

Dieses Erfolgserlebnis schien bei den Oberländern etwas auszulösen. Noch vor der Pause hatten sie mehrere Möglichkeiten auf den Ausgleichstreffer. Doch nicht zum ersten Mal in dieser Saison mangelte es an Effizienz.
Auch der zweite Abschnitt startete schwungvoll – mit Vorteilen für die Oberländer. In der 65. Minute war es schliesslich wieder Kyeremateng, der nach einem hohen Ball von Grégory Karlen per Kopf zum 2:2 einnetzte. «Es war einfach ein Sahnetag», sagt der 22-Jährige.
Und plötzlich stellte man sich im Oberland die Frage: Liegt gegen den Tabellenführer gar mehr drin als das Unentschieden? Chihadeh lieferte mit seinem Treffer in der 86. Minute die Antwort.
Thun macht Boden gut
«Wir haben immer an die Wende geglaubt», sagt Kyeremateng. Bernegger zeigt sich derweil stolz auf die Mannschaft: «Der Start war nicht gut, das wissen wir alle. Aber wie wir auf den frühen 0:2-Rückstand gegen den Leader reagiert haben, war beeindruckend und zeugt von mentaler Reife.»
Am Ende lässt sich festhalten, dass es ein verdienter Sieg war. Dank diesem machen die Oberländer in der Tabelle Boden gut: Neu trennen sie nur noch drei Zähler von der Tabellenspitze. Weiter geht es für den FCT am Freitag, wenn er beim punktgleichen Vaduz gastiert.
Marco Spycher ist seit 2018 für Tamedia tätig. Er arbeitet in verschiedenen Funktionen für das Team Sport-Extra und studiert Betriebsökonomie an der Berner Fachhochschule.
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