
Nordkorea ist bereit, den Atomkomplex Yongbyon für immer abzubauen und seine Testanlage für Raketenmotoren in Dongchang-ri mit den Startrampen zu demontieren. Als Zeugen werde es internationale Experten einladen. Das sicherte Machthaber Kim Jong-un dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in bei ihrem dritten Gipfel am Mittwoch in Pyongyang zu. Unter einer Bedingung, so die Erklärung: Die USA müssen Nordkorea ihrerseits entgegenkommen.
Der amerikanische Präsident Donald Trump reagierte euphorisch. Damit dürfte einem zweiten Gipfel zwischen Trump und Kim nichts mehr im Wege stehen, bei dem es wichtig sein wird, dass Washington und Pyongyang sich auf eine Sequenzierung der Abrüstung einigen. Washington wird Nordkoreas Schritte seinerseits erst mit einer Friedenserklärung und dann nach und nach mit einer Lockerung der Sanktionen belohnen müssen.

Die Entspannung zwischen den USA und Nordkorea war ins Stocken geraten, weil die USA dem Norden vorwarfen, er halte sich nicht an die am Gipfel in Singapur gemachten Versprechungen. Nordkorea erwartete von den USA dagegen mehr Entgegenkommen für die bereits geleisteten Schritte.
Moon war mit dem erklärten Ziel nach Pyongyang gereist, dieses Patt als Vermittler zu lösen. Das scheint ihm gelungen, wenn er Trump, den er nächste Woche am Rande der UNO-Generalversammlung treffen wird, überzeugen kann, Kim entgegenzugehen. Washington kann von Nordkorea keine einseitige Abrüstung ohne Gegenleistung erwarten, das sagen auch die meisten Experten.
Die beiden Korea wollen die Olympischen Sommerspiele
Jenseits der Nuklearfrage unterzeichneten die Verteidigungsminister der beiden Korea eine Erklärung. Demnach wollen sie ein gemeinsames Komitee bilden, das bewaffnete Konflikte, vor allem auch unbeabsichtigte, vermeiden helfen soll. Unter anderem wollen sie jegliche Artillerieübungen in Grenznähe stoppen. Ausserdem vereinbarten Moon und Kim, die Wiedereröffnung des gemeinsamen Industrieparks in Kaesong vorzubereiten. Die Fertigungsstätte, die bis vor zwei Jahren 50'000 Nordkoreanern Arbeit bot, kann den Betrieb freilich vorerst nicht aufnehmen, das wäre ein Verstoss gegen die UNO-Sanktionen.
Die Planung einer Anknüpfung der nordkoreanischen Bahn an das südkoreanische Netz dagegen kann sofort beginnen. Die Zusammenführungen von Familien, die vom Koreakrieg getrennt worden sind, soll institutionalisiert werden. Ausserdem wollen die beiden Korea, nachdem bei den Asienspielen in Indonesien erstmals eine gesamtkoreanische Mannschaft eine Goldmedaille gewann, ihre Sportzusammenarbeit intensivieren. Und sich gemeinsam für die Olympischen Sommerspiele 2032 bewerben.
Kein Verbalkrieg mehr
Wichtiger als schriftliche Erklärungen sei es, so der Sprecher Moons, Im Jong-seok, dass die beiden Korea im Gespräch blieben und ihr Tauwetter vorantrieben. Dazu will Kim noch dieses Jahr zu einem nächsten Gipfel nach Seoul reisen.
Der Gipfel von Pyongyang hat keine Durchbrüche gebracht, das ist nach einem Halbjahr der grossen Schritte kaum mehr möglich. Hingegen markiert er einen nächsten wichtigen Schritt zur Schaffung einer neuen Normalität auf der Koreanischen Halbinsel. Das verbessert die Sicherheit der Region. Ein Rückfall in den gefährlichen Verbalkrieg des Vorjahres wird immer unwahrscheinlicher. Sollte Trump Nordkorea, wie vor genau einem Jahr noch, erneut mit der «totalen Zerstörung» drohen, bringt er damit künftig auch weite Teile der südkoreanischen Bevölkerung gegen sich auf. Und Peking und Moskau sowieso.
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Jetzt muss Trump den nächsten Schritt tun
Nordkorea will Atomanlagen unter Aufsicht demontieren. Als nächstes müssten die USA auf Herrscher Kim zugehen.