Hochwassergefahr im OberlandThunersee als «Hotspot» und Brienzersee ohne Schifffahrt
Wegen des hohen Wasserstands musste die BLS die Schifffahrt auf dem Brienzersee einstellen. Der Kanton bezeichnet aber den Thunersee als «Hotspot».

Der Thunersee dürfte in den nächsten Tagen die grossen Wassermassen, die in den letzten Tagen vom Himmel fielen, gerade noch so fassen. So lautet gemäss der Depechenagentur SDA die Prognose des obersten Gewässerregulierers des Kantons Bern, Bernhard Schudel vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall (AWA).
«Stand heute wird der Pegel des Brienzersees die Hochwasserkote nicht erreichen», sagte Schudel am Freitagmittag auf Anfrage. «Beim Thunersee wird der maximale Pegel im Bereich der Hochwasserkote zu liegen kommen», so der Experte weiter.
Im Hauptentwässerungssystem des Kantons Bern, der Aare und der Seen, welche die Aare speist, stelle der Thunersee derzeit klar den «Hotspot» dar, so Schudel weiter. Die starken Regenfälle hätten die Gewässerregulierung stark gefordert, doch die Situation sei unter Kontrolle.
Entslastungsstollen bleibt blockiert
Nach wie vor ist im nördlichen Teil der Stadt Thun das untere Tor des Hochwasserentlastungsstollens blockiert. Wäre dieses Tor nicht blockiert, würde das AWA den Wasserdurchlauf im Stollen nun langsam steigern. Schudel ist aber froh, fliessen immerhin nach wie vor rund 40 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch den Stollen ab.
Insgesamt floss in Thun stets eine Wassermenge ab, welche die unterliegenden Gebiete – wie etwa die Stadt Bern – nicht gefährdete, wie Schudel weiter sagt. Wieso das Tor blockiert ist, ist nach wie vor unklar. An der Hydraulik liegt es nicht: «Druck aufbauen funktioniert», sagt Schudel. Die Experten gehen davon aus, dass in den Führungsschienen des Tors etwas eingeklemmt ist.
Bevor nachgeschaut werden kann, muss sich zuerst die Hochwassersituation entspannen, sodass man das obere Tor des Thuner Entlastungsstollens schliessen kann.
Keine Kursschiffe auf dem Brienzersee

Auf dem Brienzersee wurde die Kursschifffahrt am Freitagmorgen eingestellt. «Infolge des zu hohen Wasserpegels der Aare bei Interlaken darf diese nicht mehr befahren werden», schreibt die BLS auf ihrer Website. Dies mindestens bis am Samstagabend, 10. Juli.
Auf dem Thunersee, wo der Kursverkehr früher diese Woche eingestellt werden musste, fahren demnach die BLS-Schiffe noch. Es sei aber möglich, dass auch der Pegel des Thunersees in den nächsten Stunden den erlaubten Höchststand überschreiten werde.
Kein Solarschiffshuttle
Am Freitagnachmittag teilte die Stadt Thun, dass kein Solarschiffshuttle-Betrieb am Wochenende stattfinden werde. «Grund dafür ist die hohe Fliessgeschwindigkeit im Aarebecken. Eine reguläre und sichere Fahrt kann daher nicht gewährleistet werden.»
Aufgrund der grossen Wassermenge beziehungsweise der hohen Fliessgeschwindigkeit ist auch das Baden in der Aare gefährlich. «Deshalb gilt im Flussbad Schwäbis in der Aare bis auf Weiteres wieder ein Badeverbot. «Badi» und Restaurant bleiben geöffnet», hält die Stadt fest.. Aktuelle Informationen gibt es unter www.thun.ch/flussbad oder auf den städtischen Social-Media-Kanälen.
Samuel Günter ist Redaktor beim Berner Oberländer. Er berichtet schwergewichtig über Politik und Wirtschaft und betreut journalistisch die Lütschinentäler.
Mehr Infos@Samuel_GuenterFehler gefunden?Jetzt melden.