Jet-Boot-Betrieb: Widerstand formiert sich
Dass ein Jet-Boot auf dem Brienzersee verkehren soll, ist umstritten: Helvetia Nostra, die Fondation Franz Weber und die Stiftung Giessbach wollen «das umweltfeindliche Projekt mit allen legalen Mitteln bekämpfen».

Das kündigten die drei Organisationen am Montag in einem Communiqué an. In einem offenen Brief ans Bundesamt für Umwelt (Bafu) bat Franz Weber die Behörden um «sofortige Intervention».
Die Jet Boat Interlaken GmbH hatte das Angebot vor drei Wochen angekündigt. Zwischen Bönigen und den Giessbachfällen soll das Jetboot verkehren und jeweils elf Passagiere befördern.
Die Betreiber erklärten im Februar gegenüber Journalisten, es bestehe eine grosse Nachfrage nach solchen Soft Adventure-Aktivitäten. Besucher aus dem asiatischen und arabischen Raum wollten Nervenkitzel, ohne nass zu werden oder sich gar in Gefahr zu begeben. Für sie sei das Jet-Boot ideal.
Die Jet Boat GmbH geht nach wie vor davon aus, am 1. April den Betrieb aufzunehmen, wie der operative Leiter Philipp Hausammann am Montag auf Anfrage bestätigte. Das Boot befinde sich zurzeit zu Testzwecken in Spanien.
Sobald es in der Schweiz sei, könne es dem kantonalen Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt vorgeführt werden wie jedes andere Boot. Eine Bewilligung für die gewerbliche Nutzung sei hingegen bei nur elf Passagieren nicht nötig.
Details offen
Der Böniger Gemeindepräsident Herbert Seiler erklärte, noch hängig sei eine Vereinbarung der Gemeinde mit den Betreibern, welche die Frage des Bootsplatzes kläre und das Einwassern regle. Diese Vereinbarung werde der Gemeinderat in Kürze verabschieden.
Jet-Boote sind Wasserfahrzeuge, die nicht von einer Schiffsschraube angetrieben werden. Vielmehr befinden sich am Heck eine oder mehrere schwenkbare Düsen, die Wasserstrahlen ausstossen. Das sorgt für den nötigen Schub. Der Vorderteil des Boots hat bei schneller Fahrt oft keinen Kontakt mehr zur Wasseroberfläche.
Die Höchstgeschwindigkeit betrage 60 Kilometer pro Stunde und nicht 80 wie dies Umweltschützer Weber behaupte, sagte Betreiber Hausammann. In Ufernähe dürfe das Boot wie jedes andere nur 10 km/h schnell fahren. Es gehe nicht so sehr ums Tempo als ums besondere Erlebnis, auf dem wendigen Boot den Brienzersee geniessen zu können.
«Eine Katastrophe»
Für Franz Weber ist der Jet-Boot-Betrieb ein Albtraum, wie er im Brief ans Bundesamt für Umwelt deutlich macht: «Ein Jet-Boot, das stündlich auf nahezu der ganzen Länge des Brienzersee hin- und herrast und dabei Pirouetten dreht, hat nichts mit innovativem und nachhaltigem Tourismus zu tun.»
Das sei «eine Katastrophe» für den Uferschutz und für die Wasserfauna, warnen die Umweltschützer - aber auch «eine Katastrophe für das Grandhotel Giessbach». Das Hotel wurde 1983 von Franz Weber und seinen Organisationen vor dem Zerfall bewahrt und in den Folgejahren etappenweise restauriert.
SDA/cla
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