Jesiden bangen um ihre Glaubensbrüder
Hunderttausende Flüchtlinge trotzen dem Winter in Syrien und Irak-Kurdistan. Die Jesiden sorgen sich um die Menschen, die noch in den Bergen ausharren oder in den Händen der IS-Terroristen sind.
Seit drei Tagen regnet es. Auf den Wegen zwischen den Zeltreihen im Flüchtlingslager Newroz hat sich knöcheltiefer Matsch gebildet. Trotz den winterlichen Temperaturen trägt ein kleiner Bub kurze Hosen, seine nackten Füsse stecken in Sandalen. Die Haare und Kleider der Kinder sind durchnässt, ihre Hände kalt. Ein Mann hat sich in eine Wolldecke gehüllt, weil er keine Jacke besitzt, und stellt sich in einer Menschentraube vor einer lottrigen Baracke an. Sie warten auf die Abgabe von Lebensmitteln. Ein Teil kommt vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, den Rest organisiert eine lokale Hilfsorganisation. «Wir geben ihnen, was wir haben», sagt der Verwalter des Flüchtlingslagers diplomatisch auf die Frage, ob das Essen für alle reiche. Das Flüchtlingslager befindet sich im Nordosten von Syrien. Ein Gebiet, das vorwiegend von Kurden bewohnt ist und vom syrischen Ableger der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) verwaltet wird. Seit Monaten harren dort rund 5000 Jesiden unter schwierigen Bedingungen aus.