«Ja, es stinkt nach Kompost oder nach...»
Bald geht die Badesaison los, doch am Bodensee dürfte dem einen oder andern die Lust darauf vergehen. Neben den Menschen kämpfen auch die Brutvögel mit der Trockenheit.
Bademeister Ciarla Sabino macht sich um die Saison sorgen, nicht nur, weil bei ihm in Ermatingen TG das Sprungbrett wegen des tiefen Wasserstandes gesperrt ist, sondern wegen des üblen Geruchs, der zurzeit vom Ufer des Bodensees aufsteigt. Eine junge Passantin beschreibt den Geruch gegenüber der Agentur Keystone (siehe Video) so: «Ja, es stinkt nach Kompost oder Scheisse oder was auch immer es ist.»
Das Phänomen entsteht ganz natürlich, denn im Frühling bildet sich Biomasse. Normalerweise ist sie von Wasser bedeckt. Heinz Ehmann vom Amt für Umweltschutz des Kantons Thurgau erklärt: «Jetzt zieht sich das Wasser zurück, die Biomasse liegt im Trockenen. Sie fängt an zu modern. Das ist ähnlich wie beim Komposthaufen, den sie im Garten haben.» Der Prozess führe zum «leicht unangenehmen» Geruch.
Auch Brutvögel kämpfen mit der Trockenheit
Der ungewöhnlich warme und trockene Frühling hat auch auf das Brutgeschäft der Vögel grosse Auswirkungen. Der Wasserstand verschiedener Seen ist so tief wie nie zuvor im Mai. Für Wasservogelarten wie den Haubentaucher oder das Blässhuhn bedeute dies, dass sie laut der Vogelwarte Sempach gar nicht erst mit Nisten beginnen können. Viele Schilfsäume würden auf dem Trockenen stehen und auf dem offenen See könne kein Vogel brüten.
Normalerweise gibt es für Amseln, Stare und Wacholderdrosseln im Mai Würmer im Überfluss. Nun aber weist der Boden vielerorts Risse auf und die Regenwürmer verkriechen sich tief ins Erdreich. So dürften dieses Jahr viele junge Vögel an Nahrungsmangel eingehen, heisst es weiter.
Den Wacholderdrosseln behagen die trockenen Bedingungen der letzten Jahre gar nicht: Seit 1999 halbierte sich ihr Bestand in der Schweiz.
Auch Waldbewohner habens schwer
In Schwierigkeiten sind auch viele Waldbewohner wie Meisen, Kleiber oder Trauerschnäpper. Bei ihnen sei optimales Timing entscheidend, denn mit Abstand am meisten fette Raupen gebe es kurz nach dem Laubaustrieb, schreibt die Vogelwarte. Aber: In diesem Jahr wuchs das Laub derart schnell, dass die Waldvögel nicht mithalten konnten. Ihre Jungen schlüpften erst, als der «Raupensegen» bereits vorbei war.
Die extremen Witterungsbedingungen machen das Leben auch den Schwalben schwer. Sie bauen ihre Nester aus Lehm, Grashalmen und Speichel. Den Lehm finden sie üblicherweise an Pfützen.
Einige Vögel profitieren
Es gibt aber auch Arten, welche von der Trockenheit profitieren. Beispielsweise die Störche. Bei Regenperioden zur Brutzeit gehen normalerweise viele Jungstörche ein. Die meisten jungen Störche haben diese kritische Phase schon bald hinter sich. Deshalb wird bei den Störchen ein sehr gutes Brutergebnis erwartet.
Froh über die warmen Temperaturen dürfte auch der Eisvogel sein. Seine Bruthöhle wird sonst bei Frühjahrshochwasser häufig überschwemmt. Dieses Jahr besteht diese Gefahr kaum. Zudem erleichtere der tiefe Wasserstand dem Eisvogel die Jagd nach Fischen, heisst es weiter.
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