It is nice to be nice
Tom Walker gehört zu jenen poppigen Singer-Songwriter-Musikern, die gerade Konjunktur haben: mit Bart, Bauch und Songs, die vom Leben erzählen. Heute spielt er beim Gurtenfestival.

Ein unverschämt entspannter und doch auch etwas müder Tom Walker ist im Backstagebereich anzutreffen. Er sitzt an einem Gartentisch mit geblümten Tischtuch, auf dem sein Handy, eine E-Zigarette und eine Schale mit Wassermelonen liegen. Da sitzt aber auch einer, der wohl noch ein bisschen mit Jetlag zu kämpfen hat. Zumindest weiss er nicht mehr genau, woher er kommt. Er weiss nur zu berichten, dass er noch letzte Nacht in Frankfurt gestrandet war, und um 3:15 Uhr aufstehen musste. Aber von woher er dorthin gelangt war, daran kann er sich gerade nicht erinnern. Kein Wunder bei dem Leben, das er seit rund vier Jahren führt. Auf der ganzen Welt ist er unterwegs – kaum eine Weltstadt, die er nicht bereist hat – Tokyo, Paris, New York, Moskau – die Namen lässt er nur so fallen. Und auch wenn er nach vorne blickt, sieht es nicht anders aus: Amerika – und Australien-Tour und dann wieder nach Japan. In Bern bleibt er nur einen Tag, dann geht es schon wieder weiter nach Deutschland. Tom Walker, das ist einer von jenen Pop- und Singer-Songwriter-Musiker, die gerade Konjunktur haben. Der nette Typ von Nebenan, mit Bart und Bauch und einer hemdsärmligen und nahbaren Art. Typen, mit denen man gerne ein Bier trinkt und einen Jass klopfen würde. Mehr oder weniger junger Männer à la Ed Sheeran, die eingängige Lieder über das gewöhnliche Leben eines Mittzwanzigers singen und millionenfach auf Spotify und anderen Streamingdiensten geklickt werden. Tom Walker ist 27 Jahre alt, in Schottand geboren und zwölf Kilometer ausserhalb Manchesters aufgewachsen. Berühmt geworden ist er mit dem Song «Just You And I». Kürzlich hat er mit «What a Time to be Alive» sein erstes Album veröffentlicht. Und seither tourt er eben durch die Welt. Auch in der gemütlichen Bundesstadt, bleibt nicht viel Zeit zum relaxen. Ein Interviewmarathon steht an, bevor es dann um 19 Uhr auf die Zeltbühne geht. Deshalb bleiben auch nur 15 Minuten, um ein bisschen zu plaudern. Etwa darüber, an was er sich in seiner Kindheit erinnert: Fahrradfahren, auf Bäume klettern. «Die absolute Freiheit», wie er es nennt. Er selber wohnt immer noch in einer Wohngemeinschaft in London, mit zwei Freunden und seiner Verlobten. Er träumt aber seit einer Weile schon von einem eigenen Haus mit kleinem Garten und einer Art Werkstatt, wo er sich auch handwerklich betätigen kann.