Islamisten beginnen mit der Zerstörung der grössten Moschee
Die Vernichtung von religiösen Stätten in Timbuktu geht weiter: Die Extremisten wollen in der malischen Wüstenstadt «ohne Ausnahme» alle Grabmäler zerstören. Jetzt ist die Djingareyber-Moschee dran.

«Sie sind dabei, zwei Mausoleen der grossen Djingareyber-Moschee zu zerstören», sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP. Ungeachtet aller Proteste haben islamistische Rebellen in der malischen Wüstenstadt Timbuktu die Zerstörung jahrhundertealter Gebäude fortgesetzt. Ein Sprecher der Rebellen von Ansar Dine kündigte an, sämtliche zum Weltkulturerbe zählenden Bauten in der Region einzureissen. «Die Islamisten haben alles kaputt gemacht, es ist nichts übrig», sagte ein Augenzeuge. Mit Äxten, Spitzhacken und Meisseln bewaffnet, schlugen die Mitglieder der Islamistengruppe Ansar Dine Zeugen zufolge auf die Heiligengräber der Djingareyber-Moschee ein. Sie ist eine der drei wichtigsten und grössten Moscheen der Stadt.
«Es ist vorbei. Beide Mausoleen sind zerstört», sagte ein Augenzeuge. Ein anderer sagte, er habe in der Stadt «Menschen weinen» gesehen. «Gott wird ihnen (den Rebellen) das niemals verzeihen», sagte der Mann. Während ihres Zerstörungsfeldzugs schossen die Islamisten immer wieder in die Luft, um Schaulustige zu vertreiben.
Stadt der «333 Heiligen»
Die im nördlichen Mali herrschenden Islamisten hatten Ende Juni damit begonnen, die zum Weltkulturerbe zählenden Bauten einzureissen. Bis zum 2. Juli zerstörten sie sieben von 16 Mausoleen, die in der charakteristischen Lehmbauweise errichtet wurden. Vor einer Woche zerstörten die Männer von Ansar Dine ausserdem eine Tür an der Sidi-Yahya-Moschee, deren Öffnen dem örtlichen Glauben zufolge Unglück bringt.
Timbuktu hat als Stadt der «333 Heiligen» einen mythischen Ruf. Sie war einst die kulturelle und intellektuelle Metropole der Sahara. Ebenso wie die Heiligengräber stammen die drei grossen Moscheen in Timbuktu aus der Blütezeit der Stadt zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, als sie ein wichtiger Knotenpunkt der Karawanenstrassen und ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit war. Seit 1988 gehören die Bauten zum Weltkulturerbe.
Verehrung der Heiligen verboten
Ein Sprecher der Islamisten kündigte an: «Wir werden alles zerstören.» Auch jene Mausoleen innerhalb der Moscheen und die ausserhalb von Timbuktu würden abgerissen, sagte er. «Es gibt kein Welterbe, so etwas existiert nicht.» Das Ausland solle aufhören, sich einzumischen. Nach Ansicht der Islamisten verstösst die Verehrung der Heiligen gegen den Islam, der den Gläubigen gebietet, allein Allah zu verehren. Im Glauben der Bevölkerung spielen die Heiligen aber eine wichtige Rolle als Beschützer der Stadt.
Ansar Dine hatte die am Nordufer des Niger-Flusses gelegene Oasenstadt gemeinsam mit Tuareg-Rebellen unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die Regierung in Bamako im März von einer Gruppe Soldaten gestürzt worden war. Später vertrieben die Islamisten dann die Tuareg.
In den besetzten Regionen im Norden Malis haben die Rebellen das islamische Recht der Scharia eingeführt. Frauen müssen sich verschleiern. Wer raucht oder Alkohol trinkt, wird ebenso öffentlich ausgepeitscht, wie nicht verheiratete Paare.
AFP/bru
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