Isis-Kämpfer überrennen grösste Ölraffinerie im Irak
Im Irak haben Aufständische den Raffineriekomplex von Baiji gestürmt. Zudem verschleppte die Terrororganisation Dutzende ausländische Bauarbeiter.
Die sunnitischen Extremisten verschärfen ihre Taktik im Irak und greifen die Ölindustrie an. Der iranische Präsident Rohani kündigt an, die heilige Stätten der Schiiten zu verteidigen. Und Präsident Obama berät mit Kongressmitgliedern über eine Strategie für das Land.
Nach zahlreichen Städten im Norden des Irak haben Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe Isis nun auch die wichtige Ölindustrie des Landes ins Visier genommen. Aufständische lieferten sich mit irakischen Regierungstruppen am Mittwoch Kämpfe um die grösste Raffinerie rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad. Sollten sie sie zerstören oder erobern, wäre das ein empfindlicher Schlag für die irakische Wirtschaft.
Rauchwolken über Baiji. (Youtube/Abu bassir)
General Kassim al-Mussawi sagte, 40 Angreifer seien bei dem in der Nacht begonnenen Angriff auf die Beidschi-Raffinerie getötet worden und die Armee habe den Angriff abgewehrt. Ministerpräsident Nuri al-Maliki sagte in einer Fernsehansprache, Soldaten hätten Teile der Stadt Tall Afar nahe der syrischen Grenze zurückerobert. Die Erfolgsmeldungen der Regierung sind aber kaum zu überprüfen, denn Journalisten haben keinen Zutritt zu den von Aufständischen gehaltenen Gegenden.
In der Beidschi-Raffinerie wird etwas mehr als ein Viertel der gesamten Förderleistung des Landes verarbeitet. Jeder längere Ausfall dürfte lange Warteschlangen an Tankstellen und Stromknappheit zur Folge haben, was das Chaos im Irak noch verstärken könnte. Der Irak hat mit geschätzten 143 Milliarden Barrel die fünftgrössten Ölreserven der Welt.
Die Militanten griffen auch Polizei- und Gerichtsgebäude an: Die ausgebrannte Polizeiwache von Baiji. (Youtube/iraqi spring)
US-Präsident Barack Obama wollte am heutige) Mittwoch mit führenden Kongressmitgliedern über die Lage im Irak und über mögliche Optionen beraten, um den Vormarsch der Isis zu stoppen und die religiöse Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten zu beenden. Nach Angaben aus Washingtoner Regierungskreisen rückt Obama von der Möglichkeit ab, Luftangriffe auf die Extremisten zu fliegen. Es gebe nur wenige klare Ziele für Angriffe, hiess es zur Begründung.
Der Irak hatte die USAum Luftunterstützung gegen Isis gebeten. Die US-Regierung ihrerseits drängt Al-Maliki, dem Aufstand der Sunniten die Kraft zu nehmen und dieser Minderheit, die unter dem Diktator Saddam Hussein die Macht hatte, mehr Rechte einzuräumen. Al-Maliki, selbst Schiit, weist Vorwürfe zurück, eine diskriminierende Politik zu betreiben.
Video: Reuters
Führer der Schiiten, Sunniten und Kurden im Irak riefen dazu auf, den Konflikt demokratisch zu lösen. In einer gemeinsamen Erklärung betonten sie die Bedeutung, «nationale Prioritäten» zu setzen, um Spaltungen zu überwinden.
Nachbarstaat Iran, ein überwiegend schiitisches Land, zeigt sich alarmiert von den Plänen der Isis, neben Bagdad auch die für Schiiten heiligen Städte Kerbala und Nadschaf einzunehmen. Präsident Hassan Rohani sagte am Mittwoch, sein Land werde die heiligen Orte verteidigen. Isis und andere Aufständische würden geschlagen.
Indiens Aussenministerium meldete, 40 indische Bauarbeiter seien in der von Isis-Kämpfern kontrollierten Stadt Mossul entführt worden. Kontakt zu den Entführern gebe es nicht, auch sei kein Lösegeld gefordert worden, hiess es. Das türkische Aussenministerium teilte mit, seine Botschaft prüfe Meldungen, wonach bei Kirkuk 60 Arbeiter entführt worden sein sollen.
SDA/mw
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