Insekten sterben in Gewässern innert Tagen
Die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel werden auf der ganzen Welt in Bächen und Teichen überschritten.

Erst letzte Woche berichteten Schweizer Wissenschaftler, dass die Grenzwerte für Insekten- und Pilzgifte in Schweizer Gewässern häufig überschritten werden. Nun weisen deutsche Kollegen nach, dass dies weltweit in vielen Bächen und Teichen ebenso der Fall ist.
Zwischen Ländern mit strenger Umweltgesetzgebung und weniger restriktiven Ländern gebe es kaum Unterschiede, berichten Ralf Schulz und Sebastian Stehle von der Universität Koblenz-Landau. Für ihre Analyse werteten die Forscher 838 Studien aus 73 Ländern aus, darunter auch aus der Schweiz.
Die Resultate präsentieren sie in den «Proceedings» der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Für Menschen bestehe in Deutschland keine direkte Gefahr, das Trinkwasser sei gut überwacht, betonte Schulz.
Die Landauer erfassten 11'300 Proben, in denen für Insekten und Kleinkrebse giftige Mittel im Gewässer nachgewiesen wurden. In mehr als 50 Prozent der Fälle waren die Stoffe höher konzentriert als zugelassen. Das gefährdet nach Angaben der Forscher die Artenvielfalt.
Neuere Wirkstoffe bedenklicher
In vielen Teichen und Bächen sei der Schaden längst angerichtet, denn die Forscher stützen sich auf wissenschaftliche Artikel aus den Jahren 1962 bis 2012. Bei neueren Wirkstoffen sei das Bild bedenklicher als bei älteren.
Schulz geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Denn weltweit dürften gerade einmal Daten von rund zehn Prozent der Gewässer vorliegen. Ausserdem seien Insektizide oft nur an zwei bis drei Tagen im Jahr in den Gewässern vorhanden. Daher gebe es an vielen Tagen gar keine Hinweise darauf.
Innert Kürze alle Insekten tot
«Auch in hoch belasteten Gewässern findet man nur an wenigen Tagen im Jahr Insektizide, weil sie sehr schnell abgebaut oder im Fall von Fliessgewässern abtransportiert werden», sagte Schulz. «Aber bei hohen Konzentrationen reicht eine kurze Zeit, um alle Insekten im Gewässer zu töten.»
Schuld an den hohen Werten könnten Fehler bei der Anwendung und bereits bei der Zulassung der Mittel sein. Zu unrealistisch würden die Höchstkonzentrationen bei der Markteinführung eingeschätzt. Jörn Wogram vom Umweltbundesamt (UBA) vermutet ausserdem, dass Landwirte die Bestimmungen beim Einsatz der Gifte nicht einhalten. Er nennt die Erkenntnisse der Landauer Forscher alarmierend.
Gewässer mit einem Einzugsgebiet von weniger als zehn Quadratkilometer würden hierzulande nicht genügend überwacht. Und auch die Untersuchung grosser Gewässer kritisiert Wogram. Statt gezielt würden Proben nach starrem Muster entnommen. Ob kurzzeitig Grenzwerte überschritten wurden, sei deswegen nur sehr schwer nachzuweisen.
Besser sei es, das Wasser zu untersuchen, wenn Bauern angrenzende Felder gespritzt hätten oder wenn Regengüsse die Stoffe von den Feldern spülten.
SDA/chk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch