Industrie-Aktien wieder hoch im Kurs
Börsenjahr 2010Mit etwas Risiko war auf dem Schweizer Aktienmarkt 2010 viel zu gewinnen. Unter den Berner Titeln schnitten Tornos, Adval Tech, Galenica und Swatch am besten ab. Valiant, Ypsomed und BKW sind die grossen Verlierer.
Top oder Flop. Das Aktienjahr 2010 ist weltweit so wechselhaft verlaufen wie selten ein Jahr zuvor. Auch in unserem Land gab es buchstäblich zwei Welten. Mit gut der Hälfte der Blue Chips – das heisst der Aktien der grössten Schweizer Unternehmen – war kein Staat zu machen. Sogar massive Einbussen gab es mit dem Grossbankentitel CS Group und mit dem sonst so robusten Pharmaklassiker Roche. Beide Werte büssten 22 Prozent und mehr ein. Sehr enttäuschend schnitten auch Holcim und UBS ab. Die UBS-Aktie verlor 4,4 Prozent. Insgesamt bewegte sich der Schwergewichte-Index SMI heuer nicht vom Fleck. Er notierte zum Jahresende um 1,7 Prozent unter dem Stand von Anfang Jahr. Die Indizes für kleine und mittlere Firmen, die in den Vorjahren stark verloren hatten, verzeichneten dagegen schöne zweistellige Fortschritte. Und mit den Besten der Besten konnte ein Investor seinen Einsatz gar mehr als verdoppeln. Zu diesen Kursraketen zählten der Elektronikwert Micronas (+178 Prozent), das Heizungs- und Lüftungsunternehmen Walter Meier (+118 Prozent), der Maschinenbauer Georg Fischer (+101 Prozent) sowie Austriamicrosystems (+101 Prozent). Das Aktienjahr 2010 verlief für einmal also genau so, wie es an den Finanzmärkten eigentlich normal ist: Wer klug riskierte, konnte gewinnen. Wer zu defensiv agierte, trat an Ort. Galenica weiter im Hoch Als stärkste Werte aus der Hauptstadtregion entpuppten sich im vergangenen Jahr die bernjurassische Tornos (+79 Prozent), die Bieler Uhrengruppe Swatch (+59 Prozent), die Niederwanger Adval-Tech-Gruppe (+63 Prozent) und das Berner Pharmaunternehmen Galenica (+51 Prozent). Galenica konnte Anfang Dezember bekannt geben, dass die Zusammenarbeit mit dem deutschen Pharmaunternehmen Fresenius weiter ausgebaut wird. Das gab der Aktie gegen Jahresende zusätzlichen Schub. Die Galenica-Gruppe konnte ihrer langjährigen Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel anfügen. Seit 1995 dürfen sich die Aktionäre des dynamischen Unternehmens jedes Jahr über eine Dividendenerhöhung freuen. Nach Ansicht der Bank Vontobel wird dies auch in den kommenden Jahren möglich sein. Auch die Aktie der in Luterbach SO angesiedelten Schaffner-Gruppe legte stark zu – um 86 Prozent. Swatch und Schaffner profitierten von einer starken Stellung in den zukunftsträchtigen asiatischen Märkten. Rätselhafter Valiant-Absturz Lange Gesichter gab es bei den Aktionären der Berner Bankengruppe Valiant. Die Aktie, die in den dreizehn Jahren seit dem Börsengang Mitte 1997 nur gerade im Krisenjahr 2002 einen kleineren Kursrückschlag erlitten hatte, stürzte heuer regelrecht ab. Die Aktie schloss im gestern abgeschlossenen Börsenjahr um 35 Prozent im Minus – bei 131 Franken. Auslöser waren offenbar massive Verkäufe eines institutionellen Anlegers in der dritten Oktoberwoche. Der Kurstaucher erfolgte nota bene, ohne dass sich fundamental etwas an den Geschäftsaussichten der Regionalbankengruppe geändert hätte. «Die Valiant ist nach wie vor eine ertragsstarke, solide Bank mit guten Gewinnaussichten», attestieren Marktbeobachter dem vor allem im Kanton Bern gut verankerten Finanzinstitut. Persilschein von KPMG Die Valiant-Spitze liess von der Revisionsgesellschaft KPMG überprüfen, ob die Bank in den vergangenen Jahren alles korrekt abgewickelt hat – vor allem der Handel mit eigenen Aktien. Das Fazit: Valiant hat den Kurs gepflegt – was bis zu einem gewissen Grad zulässig ist –, nicht aber manipuliert. Valiant-Präsident Kurt Streit räumte aber ein, dass die Bank «kommunikativ» Fehler gemacht habe. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) ist gegenwärtig daran, Licht ins Dunkel dieser mysteriösen Aktientransaktionen zu bringen. Wie lange die Abklärungen der Aufsichtsbehörde dauern werden, ist allerdings noch offen. Unklar ist zudem auch, ob die Finma das Ergebnis der Untersuchung veröffentlichen wird. Auch die Medizinaltechnikfirma Ypsomed (–12 Prozent) und die BKW (–12 Prozent) machten ihren Aktionären im Jahr 2010 keine Freude. Von der anfänglichen Euphorie nach dem Börsengang Mitte 2004 ist bei Ypsomed nicht mehr viel übrig geblieben: Vom Anfang 2006 erreichten Höchststand von 218 Franken ist die Aktie heuer auf unter 60 Franken abgesackt. Die Grossen haben Mühe Werden die Verlierer von 2010 nun zu den Gewinnern von 2011 mutieren? «Wohl eher nicht», sagt Manfred Hofer, Aktienstratege bei LGT Capital Management. Wie im vergangenen Jahr rechnet er mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung der Aktien der kleineren und mittleren Unternehmen: «Die grosskapitalisierten Pharma- und Finanzwerte werden wiederum Mühe bekunden, mit dem Marktdurchschnitt mitzuhalten.» Auch andere Marktbeobachter sind überzeugt, dass die Höhenflüge der Luxusgütervaloren Swatch und Richemont anhalten werden. Das bedeutet erneut schlechte Aussichten für Indexanleger, sind doch diese beiden Aktien im Blue-Chip-Index SMI mit nur rund einem Prozent vertreten. Auf die Schwergewichte CS Group, Novartis, Roche, Swiss Re und UBS entfallen dagegen rund 44 Prozent des SMI. Wenigstens dem Roche-Genussschein und Swiss Re trauen aber mehrere Analysten heuer eine Rehabilitation zu. Die noch verbliebenen Anhänger der beiden Grossbankenvaloren werden sich wohl aber noch gedulden müssen. Noch haben UBS und CS nicht alle Scharten ausgewetzt. Fredy Gilgen>
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