Saisonende nach AufholjagdIn seinen letzten BSV-Minuten lässt Kaleb die Berner hoffen
Martin Rubins Mannschaft verliert auch ihr drittes Playoff-Halbfinalspiel knapp. Gegner Kriens feiert eine weitere Premiere.

Es mag nicht die Hand Gottes sein, um die es da geht. Aber es ist zumindest die Hand des Schweizer Handballgotts, die sich Andy Schmid mit schmerzverzerrtem Gesicht hält, nachdem er umgefallen ist. Die Kriens-Fans blicken besorgt, für einen Augenblick wird ihnen doch angst und bange – an einem Tag, an dem sie sehr viel zu jubeln haben.
Ihr mit Abstand wichtigster Spieler hält sich kurzzeitig zurück, gibt dann aber Entwarnung. Es ist der einzige Moment, in dem sich die Luzerner fürchten müssen. Der Gegner zeigt zwar erneut eine starke Vorstellung. Immer dann aber, wenn er die Chance hätte, entscheidend näherzurücken, scheitert er. Am Ende tut das Felix Aellen, als er eine Minute vor Schluss per Penalty auf 29:31 verkürzen könnte. Und seinen Versuch von Rok Zaponsek pariert sieht.
Und so steht Partie 3 aus Sicht der Berner stellvertretend für die Halbfinalserie. Sehr vieles machen sie richtig. Aber es reicht nicht. Nicht gegen diese Mannschaft.
31:28 gewinnt der HC Kriens. Erstmals überhaupt zieht er in den Playoff-Final ein. Zehn Tage nachdem er den Cup und damit erstmals einen Titel gewonnen hat. Entsprechend euphorisch ist die Stimmung rund um diesen Verein, in dem Schweiz-Rückkehrer Schmid so viel bewegt hat. 3000 Leute besuchen die Partie in Sursee; sie ist ausverkauft.

40 Minuten lang spielen die Innerschweizer vor ihrer Rekordkulisse nahe an der Perfektion. 24:17 führen sie zu diesem Zeitpunkt. Danach offenbaren sie Schwächen – welche Martin Rubins Team nur teilweise ausnutzen kann. Es verringert zwar stetig den Rückstand, lässt aber immer wieder Chancen aus.
Das Ziel erreicht, den Coup verfehlt
Auch im dritten Aufeinandertreffen unterliegen die Berner knapp. Und wieder bestätigen sie die bemerkenswerten Fortschritte, die sie in diesem Jahr gemacht haben. Als die Partie und damit die Saison vorbei ist, klatscht der Trainer wie schon am Sonntag jeden Akteur einzeln ab und nickt dabei anerkennend. Das Ziel hat der BSV mit dem Vorstoss in den Halbfinal erreicht. Nach dem missratenen Start im Herbst ist das sehr wohl ein Erfolg.
Vor dem Spiel sagte Rubin, seine Akteure müssten Marin Sipic in den Griff kriegen, den zuletzt so überragenden Kreisläufer. Das gelingt: Der Kroate erzielt diesmal bloss zwei Treffer. Die Gastgeber lancieren stattdessen oft ihre Flügel – welche besonders viel Platz haben, weil die Luzerner oft ihren Keeper durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzen. Das ist eine Massnahme, gegen die der BSV zu lange kein Mittel findet.

An Qualität gewinnt das Spiel der Berner, als Ante Kaleb eingewechselt wird, der Regisseur, der sich GC anschliesst. In seiner letzten Partie für den dreimaligen Meister ist er am Ende kaum zu stoppen. Der 30-jährige Kroate wird künftig fehlen, genauso wie Pontus Zetterman, der häufig brillante, aber noch häufiger verletzte Linkshänder aus Schweden, der keinen neuen Vertrag erhalten hat.
Die zweite Saisonhälfte macht Mut
Dazustossen wird im Sommer unter anderen Michael Kusio, der Zettermans Position im rechten Aufbau einnimmt. Er dürfte einer von vielen guten Akteuren sein in einem Rückraum, dem es an absoluten Spitzenkräften und damit an einer klaren Hierarchie mangeln könnte. Zu den Favoriten auf den Titel wird der BSV jedenfalls erneut nicht zählen.
Der in Thun so erfolgreiche Coach Rubin aber hat bewiesen, dass er es auch beim andern Berner Club versteht, Spieler besser zu machen. Vielleicht entwickelt sich in Gümligen ja etwas Grosses. Die zweite Saisonhälfte gibt aus Sicht der Anhängerschaft zumindest Anlass zur Hoffnung.
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