In Reih und Glied «under der Balm»
«Under der Balm» nennen die Einheimischen den Platz gegenüber dem Schulhaus im Dorf Balm der Gemeinde Meiringen. Es ist ein besonderer Platz: bergseits begrenzt durch eine senkrechte Felswand, talseits durch den Giessenbach. Und 2,7 Meter unter dem Platz hindurch führt die Erdgas-Transitleitung. Seit 1987 werden auf diesem Platz Viehschauen durchgeführt. An diesem vergangenem sonnigen Samstag sind rund 160 Stück Braunvieh in Reih und Glied angebunden. Vom Kalb (geboren nach dem 30.September 2009) bis zur Kuh mit 13 Laktationen (Laktation = die Zeit, in der die Kuh Milch gibt, zwischen der Kalbung und dem Trockenlegen, im Durchschnitt etwa 305 Tage). Eine Festhütte ist aufgerichtet, Tische und Bänke stehen auch im Freien. An der Schau der 114 Jahre alten Braunviehzuchtgenossenschaft Meiringen (BVZGM) werden nicht nur Kühe rangiert und ausgezeichnet, es ist auch ein geselliges Treffen der Züchter und ihrer Familien. An der Schau werden die Tiere der verschiedenen Abteilungen (Kategorien) rangiert, aber nicht punktiert. «Die Punktierung geschieht auf dem heimischen Hof durch Experten», erklärt Gregor Rieder, der Präsident der BVZGM. Dabei gebe es fünf Noten – Format, Becken, Fundament, Euter, Zitzen – und eine Gesamtpunktzahl. An der Schau werden die bestrangierten Tiere vorgeführt und fachmännisch kommentiert. Blümli ist eine ganz spezielle Braunviehkuh. Sie steht im Stall von Fred und Elsbeth Schläppi und weist eine Lebensleistung von 104844 Kilo Milch in 13 Laktationen auf. Milch mit 3,51 Prozent Fett und 3,29 Prozent Eiweiss. «Es ist die erste Kuh unserer Genossenschaft, die es auf über 100000 Kilo Milch bringt», rühmt Gregor Rieder. «Im Durchschnitt haben unsere Kühe eine Milchleistung von rund 6000 Kilo pro Laktation», weiss Andreas Anderegg (Unterbach). 30 Prozent der Milchleistung würden auf der Alp erbracht. Anderegg ist Präsident des Berner Fleckviehzuchtverbandes, dem 28 Genossenschaften angehören, deren 7 aus dem Oberhasli. An der Schau werden verschiedene Preise (Glocken) vergeben. Zur Miss, zur Tagessiegerin also, wird Alma von Andreas Anderegg gewählt, zur Miss Schöneuter Pinnia von Gregor Rieder (Meiringen), in der Kategorie Mutter/Tochter siegen Alma und Emma von Andreas Anderegg, und zum Champion-Rind wird Bajtona von Erwin Huber (Meiringen) erkoren. Die Schweiz gilt als Ursprungsland des Braunviehs. Es ist belegt, dass bereits vor rund 1000 Jahren im Kloster Einsiedeln mit der Zucht begonnen wurde. Im Verlaufe der Zeit entwickelte sich eine vorzügliche Viehrasse. Bereits 1869 erfolgten Exporte in die USA. Nach der Gründung des Schweizerischen Braunviehzuchtverbandes 1897 wurde die Rasse weiter verbessert. Das Zuchtziel war damals noch ein dreifaches: eine Kuh, die Milch und Fleisch liefern und zur Zugsarbeit eingesetzt werden konnte. Heute wird unterschieden zwischen Schweizer Original-Braunvieh (100 % reinrassige Abstammung, Zweinutzungsrasse), Schweizer Braunvieh (unterschiedlicher Anpaarungsgrad, milchbetonte Zweinutzung) und Brown-Swiss (in den USA gezüchtetes Braunvieh, Milchrasse). Franz Winterberger (Willigen) sitzt im Vorstand des Schweizer Braunviehzuchtverbandes, dem gegen 600 Genossenschaften mit fast 11000 Herdebuchbetrieben mit über 20000 Herdebuchtieren angehören. «Der Braunviehbestand in der Schweiz bleibt stabil», freut sich Franz Winterberger. Ihn freut auch, dass viele Junge an der Meiringer Schau Interesse zeigen. «Deren Weiterführung ist jedenfalls nicht gefährdet», sagt er, «und das gibt einen guten Zusammenhalt in der Genossenschaft.»Ueli Flück >
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