In der Zone
Zwei Reporter wagten sich in die evakuierte Zone rund um das zerstörte AKW Fukushima. Dort fanden sie Überraschendes und Erschütterndes vor.
In den Strassen treiben sich streunende Hunde herum, in einem Schaufenster liegt eine Katze, Schweine suchen zwischen den Trümmern nach Essbarem. Nur Menschen sind keine in Sicht. Die Bilder, die die Welt aus der evakuierten Zone in der japanischen Präfektur Fukushima erreichen, erinnern an Aufnahmen aus Kriegsgebieten. Die Städte und Dörfer im Umkreis von 20 Kilometern des Atomkraftwerks sind praktisch menschenleer.
Nur die Arbeiter, die gegen den atomaren GAU kämpfen, sowie einige Unentwegte – etwa Journalisten und Fotografen – halten sich in der Sperrzone auf. Zehntausende Menschen sind geflüchtet. Zurück blieben die Tiere. Viele von ihnen starben. So sind Aufnahmen von Kühen zu sehen, die im Stall neben toten Artgenossen stehen und demselben Schicksal entgegensehen.
Seit drei Wochen ist alles gleich
Athit Perawongmetha, ein freischaffender Fotograf von Getty Images, hatte sich entschieden, mit dem Auto in die Zone hineinzufahren. Er habe keine Erlaubnis dafür gehabt, erzählt er in einem Beitrag von CNN. Er sei sich in den verlassenen Strassen wie in einem Traum vorgekommen. In den letzten drei Wochen habe sich kaum etwas verändert. Zwar sei kein Mensch mehr da, aber vieles funktioniere noch wie vor dem Erdbeben: Die Verkehrsampeln seien in Betrieb, in einigen Häusern laufe noch immer die Klimaanlage.
Ähnlich erging es einer britischen Reporterin in der Stadt Tomioko. Sie fand etwa eine Wohnung vor, die den Eindruck hinterliess, als wäre sie eben noch bewohnt gewesen. Auf dem Tisch hätten noch Reste einer Mahlzeit, vier Sake-Gläser und ein überquellender Aschenbecher gestanden, schreibt die Journalistin im «Telegraph».
Bewohner holen ihre Ersparnisse
Wie ihr japanischer Kollege berichtet sie von Tieren, die in den Strassen nach Essbarem suchen. Die Zufahrt zu den Städten sei teilweise fast nicht möglich, weil das Erdbeben den Asphalt aufgerissen habe. Anders als Perawongmetha erwähnt die britische Reporterin jedoch nichts von einer erforderlichen Erlaubnis, um die Zone zu betreten. Jeden Tag würden auch einige der rund 140'000 Menschen aus der Region die Zone betreten, um ihre Habseligkeiten zu holen.
Den Besuchern rate man, nach ihrer Rückkehr die äusseren Schichten der Kleidung sowie die Schuhe auszuziehen, diese in einem Sack zu versiegeln und fortzuwerfen. Aus reiner Abenteuerlust begibt sich allerdings kaum einer in das verseuchte Gebiet. Viele Menschen haben jedoch aus finanziellen Gründen offenbar kaum eine andere Wahl. Der 34-jährige Toshimi Owada etwa ist schon dreimal in sein Haus zurückgekehrt – er suchte nach dem Bankbüchlein der Familie und anderen Dokumenten.
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