In der Strafanstalt Thorberg brodelt es wieder
Die Häftlinge auf dem Thorberg wollen erneut demonstrieren. Sie verlangen bessere medizinische Versorgung und mehr Lohn.

Die bernische Strafanstalt Thorberg kommt nicht zur Ruhe. Nach einem Häftlingsstreik im vergangenen Herbst wollen die Insassen am kommenden Montag erneut mit einer Protestaktion für bessere Haftbedingungen eintreten.
Vor Arbeitsbeginn soll es eine einstündige Demonstration geben, wie aus einem Dokument hervorgeht, das am Donnerstagabend in der Sendung «Schweiz aktuell» von Schweizer Fernsehen SRF eingeblendet wurde.
Die Gefangenen haben der Thorberg-Leitung einen Forderungskatalog vorgelegt, in dem sie unter anderem eine bessere medizinische Versorgung und eine höhere Arbeitsentschädigung fordern.
Auch die Angestellten der Strafanstalt sind unzufrieden. Im Interview mit «Schweiz aktuell» sagte Daniel Wyrsch, Geschäftsführer des bernischen Staatspersonalverbands und SP-Grossrat: «Wenn ich die letzten zwei Jahre anschaue, ist es bedenklich, wie viel Schlechtes ich gehört habe. Das ist bei keiner anderen Organisationseinheit so - mit Abstand.»
Wegen der vielen Abgänge auf dem Thorberg strebt er eine Untersuchung an. Die vielen Krankschreibungen und Kündigungen seien mit hohen Kosten verbunden. «Und da muss man sich schon fragen, wie wirtschaftlich der Thorberg geführt ist.»
Weder Thorberg-Direktor Thomas Egger noch das Amt für Justizvollzug wollten gegenüber «Schweiz aktuell» Stellung nehmen. Der scheidende bernische Polizeidirektor Hans-Jürg Käser liess ausrichten, dass seine Direktion nicht zu pauschalen Vorwürfen äussere.
Unterstützt werden die Gefangenen durch den Verein Reform 91. Die Organisation bezeichnet sich selber als Selbsthilfeorganisation für Strafgefangene und Ausgegrenzte. Egger habe sich verrannt und sei in seiner autoritären Haltung festgefahren, sagte Walo Ilg von der Reform 91 gegenüber «Schweiz aktuell».
Schlechte Stimmung
Vor rund zwei Wochen berichteten Thorberg-Mitarbeitende gegenüber «Schweiz aktuell» über Missstände. Die Mitarbeiter seien übermüdet, die Stimmung schlecht und das Vertrauen zum Direktor gestört. Wegen Umstellungen im Schichtbetrieb sei es zu Sicherheitsmängeln gekommen.
Damals wies Egger die Vorwürfe zurück. Vielmehr habe sich die Situation markant verbessert, betonte er.
Streik im letzten Herbst
Bereits im letzten November traten rund 50 Häftlinge mehrere Tage in einen Streik. Sie verlangten unter anderem einen Begegnungsraum für intime Kontakte, einen höheren Lohn und mehr zu essen. Die Thorberg-Leitung zeigte sich bereit, die Einrichtung eines Sex-Zimmers zu prüfen.
Die Justizvollzugsanstalt hatte schon damals turbulente Zeiten hinter sich. Im Jahr 2014 musste Direktor Georges Caccivio den Hut nehmen weil er Häftlinge begünstigt und auf dem Bieler Drogenstrich verkehrt haben soll. Caccivios Nachfolger wurde wurde Thomas Egger, der zuvor die Walliser Strafanstalt Crêtelongue geführt hatte. Auf dem Thorberg zwischen Bern und Burgdorf sitzen rund 180 Häftlinge.
SDA/flo
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