In der grimmschen Märchenwelt
Das Wattenwiler Spielzeugmuseum zeigt bis 29. Januar Märchenszenen.

«Frau Holle», «Aschenputtel», «Tischlein, deck dich», «Der Fischer und seine Frau»… Wer sich mit Märchen aus dem deutschen Sprachraum beschäftigt, kommt um die Brüder Grimm nicht herum. Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob und Wilhelm haben unsere Vorstellung von Märchen bis heute geprägt. Etwa 40 Prozent der grimmschen Märchen beginnen mit der inzwischen klassischen Wendung «Es war einmal…»
Im Spielzeugmuseum Wattenwil erhält die Welt der Brüder Grimm vom 24. November bis 29. Januar einen befristeten Ehrenplatz. Die Hauptrolle kommt den Puppen der Künstlerin Johanna Stalder-Kaderli aus Ittigen zu, die sich im Besitz des Museums im Dorfschulhaus befinden, deren Verantwortliche sich zurzeit in einer kreativen Denkpause befinden. «Künstlerpuppen gehören eigentlich nicht in ein Museum», sagt Edith Schönholzer, Gründerin und Eigentümerin des Spielzeugmuseums Wattenwil. «Sie erlebten in den Siebzigerjahren einen grossen Boom, als zum Teil sehr hohe Summen bezahlt wurden.»
«Goldene Gans» zum Empfang
In ihrem Museum hingegen stellt Edith Schönholzer Spielzeug aus, das einen kulturell-historischen Wert hat. Trotzdem hat sie sich entschieden, einige der Künstlerpuppen der verstorbenen Ittigerin vorübergehend in ihre Dauerausstellung zu integrieren. «Zusammen mit meinem Partner haben wir jene Puppen ausgesucht, die sich für einen Auftritt in einer der Märchenszenen eignen», erklärt Schönholzer.
Gleich beim Museumseingang wird das Publikum von einer sechsköpfigen Puppentruppe empfangen, die das Märchen von der «Goldenen Gans» darstellen. Das Herzstück der grimmschen Welt befindet sich gewissermassen im Herzen des Museums in einer der grossen Vitrinen, die sich für einmal ohne Glas präsentiert. Dort erwartet das Publikum ein Querschnitt durch klassische Grimm-Märchen. Zu den eingangs erwähnten kommen «Schneeweisschen und Rosenrot», «Der Froschkönig», «Schneewittchen» sowie «Hänsel und Gretel».
Das Spielzeugmuseum im alten Bauernhaus von Edith Schönholzer und Jürg Reimann ist seit September 2018 geöffnet. Ein grosser Teil der Sammlung aus dem früheren Spielzeugmuseum Thun kam damit nach Wattenwil, ebenso viele Schenkungen und die reichhaltige Spielzeugsammlung aus dem Nachlass von Sonja Leuenberger aus Goldiwil. Edith Schönholzer, seit Jahrzehnten mit dem «Sammelkäfer», wie sie sagt, infiziert, fokussiert beim Sammeln nicht auf Objekte, die an Auktionen grosse Gewinne versprechen.
Erinnerungen, Emotionen
«Es geht mir um den Reiz, den diese alten Spielzeuge auf mich und andere Liebhaber ausüben, um die Erinnerungen und Emotionen, die sie auslösen können.» Interessant sei immer auch der Kontext, in dem Spielsachen hergestellt und verschenkt wurden. «Mit funktionsfähigen Küchen im Kleinformat sowie Puppen wurden die Mädchen beispielsweise auf ihr künftiges Dasein als Hausfrauen und Mütter vorbereitet, während Knaben Baukästen erhielten, um sich bereits in jungen Jahren handwerklich betätigen zu können.» Weitere Themenkreise sind Mode, Kasperlipuppen und Marionetten, Kinderbücher und natürlich Teddybären.
Das Museum ist auch für Kinder geeignet: Während die Erwachsenen in die Welt der Spiele und Spielzeuge eintauchen, können die kleinen Besucherinnen und Besucher in einem Stübchen selber dem Spielen frönen oder sich ein Märchen auf einem kleinen Bildschirm ansehen.
Vernissage: 24. November um 14 Uhr. Dauer der Ausstellung: bis 29. Januar. Öffnungszeiten und weitere Infos auf www.spielzeugmuseum-wattenwil.ch
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