Was geht? Die AusgehtippsIn den Sommer mit John Glacier
Eine von Melancholie berauschte Rapperin, ein Open-Air-Heidi und ein edler Ritter der weissen und schwarzen Tasten: Unsere Kulturtipps der Woche.
Kennen Sie schon John Glacier?

John Glacier ist nicht etwa ein von Eiseskälte durchdrungener Hans – sondern Rapperin aus Grossbritannien. Und zwar eine, die zu entdecken es sich lohnt. Sowohl den Beats als auch dem Rap liegt eine ausgeklügelte Monotonie zugrunde, die einen nur schwerlich wieder loslässt. John Glacier tritt am Minifestival Aether in der Dampfzentrale auf, an dem es noch mehr unerhört Spannendes auf die Ohren gibt. Sechs Bands, zwei DJs, ein Food-Truck: Es ist alles da, was ein Festival zu einem Festival macht. Zuerst, falls das Wetter mitspielt, draussen und dann bis in die Morgendämmerung drinnen. (mfe)
Dampfzentrale, Bern. Samstag, 2. Juli, 18 bis 5 Uhr
Wohlklang mit Aussicht: Das Natural Sound Openair
Unter den Berner Freiluft-Musikveranstaltungen zählt das Natural Sound Openair im Kiental gewiss zu den unaufgeregtesten und hübschesten. Hier werden keine Stimmungskanonen gezündet, sondern es wird auf einem pittoresken Bödeli einer Musik gelauscht, die eher das Wohlfühlzentrum als die Tanzbeine im Visier hat. Für die 20. Ausgabe wurden grossmehrheitlich Freunde des Festivals geladen, Steff La Cheffe ebenso wie William White oder eine All-Star-Band bestehend aus Shirley Grimes, Nadja Stoller, Trummer und der entdeckungswürdigen Billie Bird, die ihre zarten Elektrofolk-Chansons zusätzlich in Form eines Solokonzerts vortragen wird. (ane)
Griesalpstrasse 44, Kiental, Fr 1. bis So 3. Juli
Das Berner Symphonieorchester und der edle Ritter

Er ist Schriftsteller und Pianist, in beidem äusserst erfolgreich, und hat letztens jene Auszeichnung erhalten, die nur sehr wenigen zuteil wird: Sir Stephen Hough wurde am Kronjubiläum 2022 von der britischen Queen zum Ritter geschlagen. Dass er zum Berner Symphonieorchester reist, war zwar nicht geplant, hätte doch eigentlich Daniel Barenboim mit dem 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms im Casino gastiert. Doch Hough ist garantiert mehr als nur ein Ersatz. Geleitet wird das Konzert vom deutschen Dirigenten Thomas Guggeis: Erst Mitte zwanzig, bereits Kapellmeister an der Staatsoper Berlin und designierter Generalmusikdirektor an der Oper Frankfurt. Es sind zwei hochkarätige Gäste, die mit dem BSO zum Saisonschluss aufspielen. Man wird schliesslich über die Sommermonate auch eine Weile davon zehren müssen. (mar)
Casino Bern, Do 30. Juni und Fr 1. Juli, jeweils 19.30 Uhr
Nur scheinbar unscheinbar: Filme mit Frances McDormand

Die meisten dürften Frances McDormand als hochschwangere Polizistin in «Fargo» (1996) kennen gelernt haben. Immer wieder spielt die mittlerweile 65-Jährige scheinbar unscheinbare Figuren – oft Frauen, die einen Schmerz in sich tragen («Three Billboards Outside Ebbing, Missouri») oder die vom Leben abgehängt wurden («Nomadland»). Direkt nach der Schauspielschule ergatterte McDormand 1984 in «Blood Simple» ihre erste Hauptrolle – und mit Regisseur Joel Coen auch ihren Ehemann. In acht Filmen der Coen-Brüder hat sie mitgespielt, sich aber auf der Leinwand auch immer mal wieder rar gemacht, oft zugunsten des Theaters: «Schauspieler arbeiten, und Filmstars haben Karrieren», hat sie einmal gesagt. Das Berner Kino Rex zeigt nun 18 Filme der Schauspielerin, die es schafft, in ihrem Gesicht ganze Lebensgeschichten aufscheinen zu lassen – ohne ein einziges Wort zu sagen. (reg)
Kino Rex Bern, 30. Juni bis 31. Juli
Cineastisches Gruseln: NIFFF

Ein «Panorama der Wahnbilder unserer Zeit», dies will der neue künstlerische Leiter des Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) Pierre-Yves Walder mit der Filmauswahl aufzeigen. Die Genres der gezeigten Filme reichen von der «skurrilen feministischen Komödie» bis zum «Anti-Korruptions-Thriller» oder dem «magenumdrehenden Gore». Der Schwerpunkt des Programms liegt auf dem asiatischen und fantastischen Film. Wobei letzterer Begriff sehr dehnbar ist. Zu sehen ist etwa das neue Werk des koreanischen Kultregisseurs Park Chan-wook «Decision to Leave», das von einem schlaflosen Detektiv erzählt, «Babysitter», eine Komödie über einen jungen Vater, der auf perfide Weise von seinem sexistischen Witz eingeholt wird, oder der italienische Beitrag «Freaks Out», in dem entlassene Jahrmarkt-Freaks gegen Nazis kämpfen. Als Jurypräsidentin amtiert die amerikanische Autorin Joyce Carol Oates, die eine Meisterin des modernen Schauerromans ist. (sas)
NIFFF, Neuchâtel, Freitag, 1. bis 9. Juli
Kolumnen von Sarah Elena Müller: Endzeit inbegriffen

Sarah Elena Müllers Erstling «Culturestress» (Verlag der gesunde Menschenversand) versammelt ihre gesammelten Mundart-Kolumnen, die im «Bund» erschienen sind. Darin schickt die Autorin ihr Figurenpersonal als literarische Sonden in einen Alltag, der uns nur allzu vertraut ist: Latent überforderte Individuen strampeln sich durch ihren technisch und persönlich optimierten Alltag. In diesen Texten gibt es keine Moral, dafür haarsträubende Wirklichkeit – die Endzeit ist hier immer schon inbegriffen. Die Berner Autorin, die multimedial und spartenübergreifend zwischen Literatur, Musik und Theater pendelt, befreit mit scharfer dialektaler Klinge ihre Szenen aus dem Weltzusammenhang. Während der Lesung inmitten der Pflanzenkulisse des Botanischen Gartens wird sie auch drei ihrer Kolumnen als Impro-Songs performen. (lex)
Botanischer Garten, Bern, 30. Juni, 21 Uhr
Deine Welt sind die Open-Air-Bühnen

Das Berner Theater Szene ist mit «Heidi» auf Tournee in der Region Bern. Der zur Bühne umfunktionierte Bauwagen macht diesen Sommer in Brünnen halt, dann im Berner Generationenhaus, in Köniz, in Heiligenschwendi, Krauchtal und Uettligen. Der Johanna-Spyri-Klassiker von und mit Mägie Kaspar ist eine Ode an die Freundschaft – und an die stärkste aller Superkräfte: das Heimweh. Heidi muss zu Grossvater, dem Alpöhi, auf die Alp, es entsteht eine tiefe Freundschaft. Doch Heidi wird aus dem Idyll gerissen und in die Grossstadt verpflanzt. Die Open-Air-Produktion findet nur bei schönem Wetter statt, bei kritischer Himmelsszenerie gibt das Wettertelefon 076 464 87 37 Auskunft. (mfe)
2. Juli, 14 Uhr, Brünnenpark Bern, 9. Juli 10.30 und 14 Uhr, Generationenhaus Bern. Ab 10. Juli im Kulturhof Schloss Köniz. Alle Daten: www.theaterszene.ch
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