In den Berner Badis weht ein neuer Gastro-Wind
Die neuen Wirte dreier Berner Badis pendeln zwischen Erwartungen und Machbarkeit.
Manche Veränderung kommt sanft daher. So wie die Loungemusik im Beizli des Berner Wylerbads. «War hier schon immer Musik?», fragt sich der vom Rhythmus entzückte Badegast.
Es sind Kleinigkeiten, die den Wandel verraten. Aber sie sind zahlreich: Die Sonnenschirme mit den Firmenlogos sind weg, die alten Stühle und Tische ebenfalls. Auch die Combi-Menüs fehlen, die für Frittiertes mit Frittiertem und Süssgetränken geworben haben. Dafür steht schöneres Mobiliar herum.
Auch der Aushang, wo die Speisen gelistet sind, kommt anders, übersichtlicher daher. Und was dort angepriesen wird, hört sich nicht minder anders an: Hummus, Bulgur, Vegi-Burger.
Es ist jener Moment an diesem ersten Hitzewochenende des Jahres, an dem wohl den meisten Gästen die Veränderung auffällt. Das Wylerbad und mit ihm das Weyerli und die Ka-We-De haben einen neuen Pächter.
Noch vergangenen Sommer wirtete in den drei Betrieben sowie im Lorrainebad die Sportgastro. Weil das Geschäft mit den städtischen Freibädern dem Tochterunternehmen des SC Bern aber zu wenig lukrativ war und zu vielen Schwankungen unterlag, kündigte sie den Vertrag mit der Stadt.
Weg vom Standard
Diese tat sich anschliessend schwer, einen Nachfolger für die vier Badis zu finden. Das in der Verordnung der städtischen Badeanstalten festgehaltene Alkoholverbot dürfte dabei durchaus eine Rolle gespielt haben. Gastrobetriebe erzielen in der Regel rund ein Drittel ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Alkohol.
Das Lorrainebad haben die Betreiber der Burgunder-Bar übernommen. Die neue Pächterin von Wyler, Weyerli und Ka-We-De wurde die Berner Badi Beizli GmbH. Dabei handelt es sich um ein neu gegründetes Unternehmen, die Personen dahinter sind dafür umso bekannter, zumindest einem nachtaktiven Publikum. Marco Belz, Didier Steiner und Christoph Haller sind in Bern an der Propeller-Bar, am Bonsoir Club sowie am Restaurant Kung Fu Burger beteiligt.
Nun treten die Gastronomen an, um das Berner «Badi-Ding aus dem Standard herausholen», wie es Steiner ausdrückt. Denn bisher hätten Einrichtung und Sortiment der hiesigen Badis keinen eigenen Charakter gehabt. Lieblos, ohne Herz und Seele, sei gewirtet worden.
Das soll sich jetzt ändern. Etwa mit frischen und regionalen Produkten statt Tiefkühlkost und Produkten der Multikonzerne. So ist die Glace nicht mehr von den «Grossen» wie Frisco oder Nestlé, sondern vom «kleinen» Mister Cool aus Zuchwil.
Manche Sachen allerdings gehören in einer Badi einfach dazu: die Pommes, der Wurst-Käse-Salat und das «Schleckzeug» sowieso. Ein Umstand, der den neuen Wirten durchaus bewusst ist. «Wir wollen das Rad nicht komplett neu erfinden», sagt Marco Belz. Auch die gute Seele der Badi, Vreni Gerber, ist auch nach über 15 Jahren noch immer dabei.
Die Sache mit dem Alkohol
Zwischen Stammgästen und Szenepublikum, Erwartungen und Machbarkeit, in diesem Spannungsfeld werden sich die Pächter bewegen. Alles geht nicht. Die Pommes sind ein schönes Beispiel. Geplant war, dass diese wie alles andere auch selber gemacht werden. Von Hand geschnitten, bei 140 Grad blanchiert, danach kurz frittiert. Ein Prozedere, dass bei Hochbetrieb schlicht nicht durchführbar ist, wie die Pächter merken mussten. Nun wird beim entsprechendem Ansturm eben doch auf die Tiefkühlvariante zurückgegriffen.
Dann ist da noch die Sache mit dem Alkohol. Nur in der Ka-We-De darf dieser ausgeschenkt werden. Dort, auf der Sonnenterrasse, planen die Pächter Feierabend-Events, die durchaus das Potenzial besitzen, ein neuer Berner Szeneanlass zu werden. Und im Winter ist eine Eislaufparty angedacht.
Doch für die anderen Badis herrscht bezüglich Feierabend-Bierchen Flaute. Die Pächter sähen das Alkoholverbot darum gerne schon diesen Sommer gelockert. Die städtische Immobilienverwaltung, die Verpächterin der Badibeizen, wäre für eine Lockerung. Entscheiden wird aber der Gemeinderat. Es dürfte nicht einstimmig werden. Sportdirektorin Franziska Teuscher (GB) kündigte bereits Widerstand an.
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