Überraschender Geldsegen Köniz schreibt erstmals seit 10 Jahren schwarze Zahlen
Dank höheren Steuererträgen hat sich die Gemeinde vorerst aus ihrer finanziellen Schieflage befreit. Sind die Finanzprobleme damit bewältigt?

Eine solche Nachricht war aus Köniz schon lange nicht mehr zu vernehmen: Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr einen Überschuss von 9 Millionen Franken erzielt. Es ist das erste Mal seit 10 Jahren, dass der Berner Vorort keine roten Zahlen schreibt.
Budgetiert war zwar ebenfalls ein Plus gewesen, allerdings bloss ein kleines von knapp einer halben Million Franken. Wie ist der unerwartet gute Jahresabschluss zu erklären?
Mehreinnahmen auch dank Steuererhöhung
Die neue Gemeindepräsidentin und Finanzvorsteherin Tanja Bauer (SP) führte am Montag mehrere Gründe ins Feld. Einerseits seien die Steuererträge höher ausgefallen als erwartet. Zudem hätten der budgetlose Zustand der Gemeinde im ersten Halbjahr 2022 sowie der andauernde Fachkräftemangel dazu geführt, dass einige Stellen nicht besetzt und gewisse Investitionen nicht getätigt wurden.
Zum positiven Ergebnis beigetragen habe nicht zuletzt auch die letztes Jahr rückwirkend beschlossene und beim Budget 2022 bereits berücksichtigte Steuererhöhung von 1,49 auf 1,58. «Sie war notwendig», so Tanja Bauer. Allein die Anhebung des Steuerfusses habe rund 6,5 Millionen Franken Mehreinnahmen gebracht.
«Man darf nicht davon ausgehen, dass sich das nächstes Jahr wiederholen wird.»
Zur Erinnerung: Köniz hat finanziell turbulente Zeiten hinter sich. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Politik, den Steuerfuss zu erhöhen, um mehr Einnahmen zu generieren, hatte die Gemeinde das Wasser bis zum Hals. Bereits drohte die Zwangsverwaltung durch den Kanton - da sagte das Volk im vergangenen Sommer in extremis doch noch Ja zu einer Steuererhöhung.
Nicht mehr unter Aufsicht des Kantons
Dank des guten Ergebnisses kann die Gemeinde den Bilanzfehlbetrag in der Höhe von 0,2 Millionen Franken aus der Rechnung 2021 nun bereits ausgleichen. «Damit sind wir jetzt nicht mehr unter Aufsicht des Kantons», freut sich Tanja Bauer. Der Kanton sieht eine maximale Frist von acht Jahren vor, um einen Bilanzfehlbetrag auszugleichen. Nachdem Köniz den Ausgleich bereits erzielen konnte, kann die Gemeinde wieder autonom über das Budget entscheiden und muss dieses nicht mehr dem Kanton vorlegen.
Sind die Finanzprobleme in Köniz demnach bewältigt? «Wir dürfen erstmals seit Langem vorsichtig optimistisch sein», sagt Gemeindepräsidentin Tanja Bauer. Sie erinnert jedoch daran, dass die Herausforderungen gross blieben. So hätten der budgetlose Zustand und der Investitionsstau das Budget zwar entlastet. Dadurch sei aber auch einiges aufgeschoben worden. «Man darf deshalb nicht davon ausgehen, dass sich das nächstes Jahr wiederholen wird.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.