«Immer diese Gerüchte zu Breitling»
Breitling aus Grenchen ist eine der wenigen unabhängigen Luxusuhrenmarken in der Schweiz. Dementsprechend diskret tritt die Firma in der Öffentlichkeit auf. An der Uhrenmesse in Basel machte Vizepräsident Jean-Paul Girardin eine Ausnahme.

Legen Sie als Helikopterpilot Ihren Arbeitsweg eigentlich auch in der Luft zurück?Jean-Paul Girardin: Na ja, ich bin ein Amateur.
Sie sollen mindestens einmal pro Woche vom Breitling-Sitz in Grenchen zur Produktion in La Chaux-de-Fonds fliegen.Aber nur, wenn das Wetter mitspielt. Ich bin ein Hobbypilot. Mein Können ist im Vergleich zu den Fähigkeiten von Rega-Piloten bescheiden.
Aber Hubschrauberfliegen kann beim Führen einer Firma helfen?Wissen Sie, Fliegen ist eigentlich gar nicht so schwierig. Man muss dabei nur alle Abläufe richtig und präzise ausführen. Sonst können die Folgen verheerend sein. Ist ein Flug gelungen und die Landung punktgenau, so löst das schöne Emotionen aus. Hier gibt es Parallelen zum Uhrengeschäft: Wenn wir unsere Uhren zum Zertifizieren bei der offiziellen schweizerischen Kontrollstelle Cosc einreichen, können wir uns keine Fehler erlauben. Erhalten wir das Zertifikat, ist das ein gutes Gefühl.
Die Fliegerei ist das Leitmotiv von Breitling seit den 1930er-Jahren. Reicht das heute noch, zumal Piloten eine kleine Zielgruppe sind?Breitling ist eine der letzten unabhängigen Uhrenmarken in Familienbesitz. Sie kann deshalb nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Seit der Gründung der Marke im Jahr 1884 hat sich Breitling auf gewisse Marktsegmente konzentriert. Das waren ganz am Anfang Chronometer und später Fliegeruhren, als Breitling kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs offizieller Lieferant der britischen Royal Air Force (RAF) wurde. Diese Strategie hat sich bewährt. Wir werden sie auch in Zukunft weiterverfolgen. Für Breitling macht es Sinn, nicht alles zu machen. Aber was wir machen, wollen wir gut machen.
Die Käuferschicht der Flieger ist hart umkämpft. Konkurrent Hamilton hat Breitling als offizieller Zeitnehmer des Red Bull Air Race 2017 abgelöst. Das muss Ihnen wehtun.Unsere Markenkommunikation ist ständig im Fluss. Wir müssen ab und zu wieder Neues und Überraschendes bieten. Beim Red Bull Air Race ist Breitling nach wie vor mit dem Piloten Mikael «Mika» Brageot und seinem auffälligen Flugzeug Skyracer dabei, aber eben als Teilnehmer.
Aviatik steht für Freiheit. Wie schwierig ist es für Breitling, als unabhängige Marke die Freiheit vor übernahmefreudigen Luxusgütergruppen zu bewahren? Breitling mit seinen kleinen Strukturen hat nicht die gleiche Kraft wie grosse Uhrenkonzerne. Unsere Grösse bietet aber Vorteile: Wir können rasch auf Veränderungen reagieren, ohne ständig einen Mutterkonzern um Erlaubnis fragen zu müssen. Agilität und Geschwindigkeit sind heute ebenso ein Wettbewerbsvorteil wie Grösse.
«Die kleinen Strukturen von Breitling bieten auch Vorteile.»
Trotzdem soll Breitling dem Vernehmen nach prüfen, sich in die Arme eines Konzerns zu werfen.Ach, ständig diese Übernahmegerüchte. Wissen Sie, im kommenden September werde ich 25 Jahre für Breitling gearbeitet haben. Seitdem ich bei der Marke bin, gibt es Spekulationen um eine Übernahme. Mal sind diese lauter, mal leiser. Unser Besitzer, Théodore Schneider, verhält sich diskret und äussert sich nicht öffentlich. Ich als operativer Leiter von Breitling komme von der technischen Seite. Ich rede lieber über die Produkte und die Marke. Kurzum: Wir kommentieren keine Gerüchte.
Breitling hat soeben zwei eigene Boutiquen in Zürich und Genf eröffnet. Wie läuft das Geschäft?Ich bin wirklich zufrieden. Wir vertreiben unsere Uhren weltweit in über 2000 unabhängigen Verkaufsstellen. Dieses Vertriebsnetz gibt uns Halt, weil die Verkäufer die lokalen Märkte und die Kunden dort gut kennen. Jedoch arbeiten wir an strategischen Orten wie New York und Paris mit Boutiquen. Nun war es an der Zeit, auch in der Schweiz Präsenz zu markieren. In Zürich und Genf haben wir nun die richtigen Standorte und die richtigen Leute gefunden, um eigene Läden zu eröffnen.
Die Uhrenmesse in Basel startete im Zeichen der Krise. Wie hat Breitling 2016 abgeschlossen?Als Gesamtbranche kann die Schweizer Uhrenindustrie nicht zufrieden sein. Wir haben ja die aktuellen Exportzahlen gesehen.
Der Februar 2017 war der zwanzigste Monat in Folge, in dem die Ausfuhren von Uhren rückläufig waren. Aber nochmals: Wie war 2016 für Breitling?Wir haben besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Insgesamt haben wir im vergangenen Geschäftsjahr im Vergleich zu 2015 stabil mit einem leichten Trend nach oben abgeschlossen. Der Start ins laufende Jahr deutet darauf hin, dass 2017 ähnlich laufen wird wie 2016.
Was sind die Gründe?Die Baisse im Gesamtmarkt hat vor allem mit der Zurückhaltung der chinesischen Konsumenten zu tun. Da wir in China weniger präsent sind als unsere Konkurrenten, spüren wir die Flaute nicht. Jedoch sehen wir in China viel Potenzial. Wir stellen fest, dass Breitling bei den Kunden dort immer besser ankommt. Die Chinesen mochten bis jetzt lieber klassische Uhren aus Gold mit drei Zeigern. Unsere Chronografen mit sechs Zeigern und zwei Druckknöpfen wirkten eher abschreckend. Die Chinesen sind aber offener geworden.
Überlegen Sie sich, wegen des starken Frankens Teile der Produktion ins Ausland zu verlegen?Seit der Verschärfung der Herkunftsbezeichnung «Swiss made» in diesem Jahr erübrigt sich diese Frage. Zur Erinnerung: Seit 2017 müssen wertmässig 60 Prozent einer gesamten Schweizer Uhr hierzulande produziert werden, um als «Swiss made» zu gelten.
Vorher musste etwa das Uhrwerk zu einem grossen Teil in der Schweiz hergestellt werden.Genau. Da der Kunde aber Uhren kauft und keine Uhrwerke, hatte sich Breitling sogar für einen Anteil über 60 Prozent eingesetzt. Wir können aber mit der jetzigen Lösung gut leben. Unser Motto ist: Jedes Teilchen, das wir in der Schweiz produzieren können, stellen wir auch hier her. Für Breitling ist es unerlässlich, das industrielle Gewebe zu nutzen, das uns hier in der Schweiz zur Verfügung steht.
Apropos industrielle Kraft: Wie beurteilen Sie die Smartwatch?Sie wird die mechanische Uhr nicht ersetzen. Sie ist vielmehr als neue Produktkategorie zu sehen. Diese kann Leute, die bislang keine Uhren getragen haben, dazu verleiten, dies doch zu tun. Für Breitling steht immer die Funktion im Vordergrund. Smartwatches, die am Handgelenk nur den Bildschirm des Smartphones abbilden, machen keinen Sinn. Unsere erste Connected Watch Exospace B55, die wir 2015 lanciert haben, hat deshalb die Möglichkeiten und Schnittstellen des Smartphones genutzt. Dies, um die Funktionalität der Uhr zu verbessern.
«Die Smartwatch wird die mechanische Uhr nicht ersetzen.»
Mit welchem Resultat?Unsere Idee der Connected Watch oder verbundenen Uhr ist von unseren Kunden verstanden worden. Für eine elektronische Uhr, die zwischen 7000 und 9000 Franken kostet, hat uns die Breitling Exospace B55 interessante Verkaufszahlen beschert. Zwar lancieren wir in diesem Jahr keine neue Connected Watch. Wir sind aber daran, die Funktionen der Exospace weiterzuentwickeln. Übrigens hat Breitling schon vor 22 Jahren einen elektronischen Multifunktionschronografen im Markt eingeführt.
Eine Smartwatch schon 1995?Die Breitling Emergency konnte ein Notrufsignal absetzen. Satelliten erkannten dieses Signal und konnten die genaue Position der Uhr bestimmen. 20 gestrandete Personen konnten so gerettet werden.
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