Stadion-Genossenschaft in NotIm Sagibach fehlt das Geld aus dem Sommerbetrieb
Die Corona-Krise bringt auch den Betreiber der Wichtracher Eishalle in grosse finanzielle Schwierigkeiten.

Der Verwaltungsrat der Genossenschaft Sportanlage Sagibach in Wichtrach schlug in der letzten Woche Alarm. «Unser Hockeytempel wird durch die Massnahmen des Bundes wegen des Coronavirus in seiner Existenz bedroht», stand im Aufruf, der über das Internet und die sozialen Medien verbreitet wurde. 250’000 Franken würden benötigt, um den Sommer zu überbrücken. Die Wiederaufnahme des Eisbetriebs im August sei nicht gesichert.
Der Sportanlagenbetreiber im Aaretal ist wie viele andere KMU durch die Corona-Krise in grosse Schwierigkeiten geraten. Speziell in diesem Fall ist, dass es einen Betreiber einer Eishalle betrifft. Oft erhalten Kunsteisbahnen regelmässige Zuwendungen der öffentlichen Hand, nicht so in Wichtrach. Der Betrieb wird vollkommen aus eigenen Mitteln finanziert; umso wichtiger sind die Einnahmen aus den Monaten ohne Eis.
Im Sagibach sollte in Kürze das jedes Jahr durchgeführte Barfestival beginnen, ein Schlagerfest mit den Calimeros über die Bühne gehen, Firmenanlässe waren geplant. Dies alles kann nun nicht stattfinden und reisst ein riesiges Loch in die Kasse. «Diese Situation geht uns allen hier an die Nieren», sagt Betriebsleiter Jürg Rytz. «Ich bin seit dem Bau der Anlage vor 24 Jahren hier tätig, zuvor ist es uns immer gelungen, ohne Hilfe von aussen die Rechnung ausgeglichen zu halten. Wir haben unser Geld stets selbst verdient.»
Appell an Öffentlichkeit
Kurzarbeit wurde beantragt, Rytz hofft auch auf Unterstützung durch die umliegenden Gemeinden oder aus den vom Bund freigegebenen Mitteln. «Dabei könnte es sich jedoch auch um Darlehen handeln, die irgendwann zurückgezahlt werden müssen», spricht er einen wichtigen Punkt an. Lieber wäre Rytz, dass Geld zufliessen würde, dass à fonds perdu zur Verfügung stehen würde. Daher erfolgte der Aufruf an die Öffentlichkeit, Anteilsscheine an der Genossenschaft zu zeichnen.
«Die Leute erhalten so eine Beteiligung an der Organisation, der sie Geld geben, sie spenden nicht bloss», sagt Rytz. Der Aufruf sei auf erfreuliche Resonanz gestossen. In den ersten vier Tagen nach der Veröffentlichung seien bereits 10’000 Franken zugesagt worden.
Teams müssten «Exil» finden
In dieser schwierigen Zeit scheint die Solidarität unter den Eishockeyinteressierten im Aaretal einmal mehr gross. Wiki-Münsingens Sportchef Ruedi Wenger ist daher nicht stark beunruhigt, dass der MSL-Club in der nächsten Saison – sofern denn planmässig gespielt werden kann – kein Eis mehr zur Verfügung haben könnte.
«Ich denke, dass das benötigte Geld am Schluss vorhanden sein wird», sagt er. Wenn nicht, hätten die Vereine aus dem Sagibach allerdings ein grosses Problem; zu ihnen zählen neben Wiki auch die Zweitligisten Freimettigen und Mühlethurnen, auch Dragon/Thun wäre betroffen. Die Spiele der mit dem EHC Thun gemeinsam geführten Nachwuchsmannschaften finden zum Teil in Wichtrach statt.
Alle diese Teams müssten ein «Exil» finden, was bei vielerorts meist sehr gut ausgelasteten Eishallen nicht einfach sein würde und mit Umtrieben und zusätzlichen Kosten verbunden wäre. Wiki-Münsingen ist kein reicher Verein; vor der letzten Saison erhielt man die Lizenz für die MSL erst in zweiter Instanz und musste im Winter fortlaufend nachweisen, dass man auf dem Weg ist, die von der Liga verlangten Reserven zu bilden.
Die Stadiongenossenschaft in Wichtrach – nur eines von vielen Beispielen von Betrieben, die durch die Corona-Krise derzeit durchgeschüttelt werden.

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