«Im Moment sehe ich keine Notwendigkeit einzugreifen»
Wegen der Euroschwäche erhöhen erste Schweizer Exportfirmen ihre Arbeitszeiten. Doch der Bundesrat sieht keinen Handlungsbedarf – zumindest noch nicht.

Wegen der Euroschwäche leiden Schweizer Exportfirmen unter schrumpfenden Margen. Erste Unternehmen haben nun Anfang Jahr die Arbeitszeit erhöht, wie Recherchen der Zeitung «Der Sonntag» zeigen. Betroffen sind 950 Mitarbeiter des Urner Kabel- und Gummiherstellers Dätwyler: In den Werken Altdorf und Schattdorf wird während eines Jahres zwei Stunden pro Woche länger gearbeitet. «Bei der Erhöhung der Arbeitszeit handelt es sich um eine Sofortmassnahme zur Sicherung von Arbeitsplätzen», sagt Sprecher Guido Unternährer.
Wegen des tiefen Euros wird seit Anfang Jahr auch beim Tessiner Transformatorenhersteller Trasfor länger gearbeitet. Die 280 Beschäftigten müssen 2011 und 2012 pro Woche 2,5 Stunden mehr arbeiten. Für ihre Mehrarbeit erhalten die Mitarbeiter von Dätwyler und Trasfor jedoch keine entsprechende Lohnerhöhung. Ein Krisenartikel im Gesamtarbeitsvertrag der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie erlaubt dies bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausdrücklich.
Weitere Firmen wie der Stahlhersteller Swiss Steel prüfen nun ebenfalls längere Arbeitszeiten. Die Gewerkschaften Unia und Syna halten die Anwendung des Krisenartikels wegen Währungsproblemen aber für widerrechtlich und wollen das Schiedsgericht anrufen. «Wir erachten das Vorgehen dieser Firmen als vertragswidrig und werden mit aller Vehemenz dagegen vorgehen», sagt Beda Moor, Branchenleiter Maschinenindustrie der Unia.
Zu grossen Interventionen soll es nicht kommen
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf versucht die Diskussion über eine Interventionen der Nationalbank gegen den starken Franken zu bremsen. «Im Moment sehe ich keine Notwendigkeit einzugreifen», sagte sie im Interview mit der «Sonntagszeitung». Eine Bindung des Frankens an den Euro hält sie gar für «ungeeignet» und «nicht richtig». Vielmehr prognostiziert sie eine allmähliche Erholung des Euros. Immerhin plädiert sie für flankierende Massnahmen auf dem Arbeitsmarkt. Nächste Woche diskutiert der Wirtschaftsausschuss und danach der Gesamtbundesrat über die Frankenkrise. Und es ist klar: Zu grossen Interventionen wird es nicht kommen.
Auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann mahnt vor überhasteten Aktionen, um die Frankenstärke zu bekämpfen. Als Unternehmer und Swissmem-Präsident stellte Schneider-Ammann viele Forderungen an Bund und Nationalbank, wenn der Franken zu stark wurde. Jetzt, da er Volkswirtschaftsminister ist, hört man diesbezüglich nichts mehr von ihm. Im Interview mit der Zeitung «Der Sonntag» erklärt Schneider-Ammann sein Schweigen: «Manchmal ist es besser, man äussert sich nicht vorschnell, ohne vorher die Fakten zu kennen.» Was aber nicht bedeuten soll, dass der starke Franken ihm keine Sorgen bereitet: «Wir beschäftigen uns täglich mit dem Dossier – und das seit Wochen, seit Monaten. Es ist keine einfache Geschichte.»
Eine Absage erteilt Schneider-Ammann all jenen, die jetzt ein schnelles Einschreiten vom Bund verlangen. «Ich möchte ausdrücklich festhalten: Es ist noch unklar, ob es Massnahmen braucht.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch