Im Eriz ist ein Bär unterwegs
Am Freitag wurde in der Gemeinde Eriz ein Bär gesichtet. Es ist der erste Nachweis eines wilden Bären im Kanton Bern seit mehr als 190 Jahren. Wo sich das Tier aktuell aufhält, ist unklar.
In der Gemeinde Eriz unweit von Thun ist am vergangenen Freitag ein Bär gesichtet und fotografiert worden. Es ist der erste Nachweis eines wilden Bären im Kanton Bern seit mehr als 190 Jahren und bedeutet die Rückkehr des Wappentiers in den Kanton Bern.
Die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern gab die Sichtung am Montag bekannt und zitiert den kantonalen Jagdinspektor Niklaus Blatter mit den Worten: «Das ist ein historischer Moment». Letztmals sei ein wilder Bär 1823 im Saanenland gesehen worden.
Der Bär von Eriz verhielt sich bisher völlig unauffällig, was laut den Kantonsbehörden darauf hindeutet, dass er sehr scheu ist. Die Wildhut des Kantons Bern arbeitet daran, die Identität des Bären zu klären. Bei ihm handelt es sich wahrscheinlich um ein junges, männliches Tier.
Solche Tiere seien in der Lage, innert kurzer Zeit grosse Distanzen zurückzulegen, schreiben die Behörden. Deshalb sei unklar, ob sich der Bär noch in der Region Eriz aufhalte, also im Grenzgebiet zwischen Berner Oberland und Emmental. Gesehen und fotografiert worden ist das Tier von einem Mann aus der Region.
Es sei offen, ob es sich beim gesichteten Tier um jenen Bären handle, der letztes Jahr mehrmals im Kanton Uri gesehen worden sei, steht in der Mitteilung weiter. Jagdinspektor Blatter wird in der Mitteilung auch mit der Aussage zitiert, die Existenz eines Bären im Kanton Bern bedeute eine Herausforderung. «Wir werden die Situation genau beobachten und so viele Fakten zusammentragen wie möglich».
Der Bär wurde im Gebiet der Gemeinde Eriz bei Thun gesichtet.
Von Graubünden über Uri nach Bern?
Seit 2005 wandern immer wieder Bären aus Norditalien in die Schweiz ein. Im vergangenen Jahr lebten vermutlich drei Tiere im Kanton Graubünden. Einer geriet im Unterengadin vor einen Zug und wurde tödlich verletzt, einer machte sich im April im Oberengadin bemerkbar und einer wanderte Ende April via Rheinwald nach Thusis.
Dabei handelt es sich laut der bernischen Volkswirtschaftsdirektion wohl um einen Bär, der anschliessend via Trun in die Innerschweiz vordrang. Dort wurde er auf dem Hoch-Ybrig (Kanton Schwyz) und im Kanton Uri registriert.
«Der 'Urner Bär' hat in den letzten zwei Jahren auf Schweizer Boden gezeigt, wie unauffällig sich ein Bär in unserer dicht besiedelten Landschaft bewegen kann», schreibt die Berner Volkswirtschaftsdirektion. Jagdinspektor Blatter hofft, dass sich der Bär von Eriz so unauffällig verhält wie der «Urner Bär».
«Es ist gut möglich, dass es sich um den 'Urner Bären' handelt», sagt dazu Andreas Ryser, Wildtierbiologe und bei der Koordinationsstelle für Raubtierökologie und Wildtiermanagement (KORA) in Muri bei Bern für Bären zuständig. Wenn es dieser Bär sei, sei er als Jungbär auf Wanderschaft und wohl via Susten und Brünig gekommen. Grundsätzlich sei der Kanton Bern auf den Bären vorbereitet, sagte der bernische Jagdinspektor Blatter am Montag im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Schweizer Radio und Fernsehen SRF.
Es gebe ja das nationale Bärenkonzept, und die Herdenschutzmassnahmen, welche gegen den Wolf nützten, hülfen grundsätzlich auch beim Bär. Wenn der Bär aber in der Region bleibe, müssten die Massnahmen verstärkt werden.
Anrufe von besorgten Bauern
Schon hat der Erizer Bär zu einem ersten politischen Vorstoss geführt: Der Unterlangenegger SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl hat nach eigenen Angaben Anrufe von besorgten Bauern aus der Gegend erhalten. Er will nun mit einer Anfrage vom Berner Regierungsrat wissen, wie er die vom Bär ausgehende Gefahr einschätzt. Das teilte Krähenbühl am Montag mit.
Verhaltenstipps
Die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern weist darauf hin, was beim Zusammentreffen mit einem Bären zu tun ist. Allgemein gelte, aufmerksam zu sein und «im Bewusstsein einer möglichen Bärenpräsenz» die Natur und die Landschaft zu erleben.
- Melden Sie umgehend jede Bärenbeobachtung (Beobachtung, Spur, Kot) dem Wildhüter oder dem Jagdinspektorat.
- Falls Sie einem Bären begegnen: Der Bär ist ein Raubtier, halten Sie Distanz. Bleiben Sie ruhig stehen und machen Sie mit möglichst natürlichem Reden auf sich aufmerksam.
- Versuchen Sie auf keinen Fall, sich dem Bären anzunähern. Ziehen Sie sich langsam zurück (nicht rennen).
SDA/chh
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