Blick ins GrüneIhr Garten soll ein Ort der Begegnung sein
Für Lilo Scheuing aus Ittigen ist ihr Garten auch nach beinahe 30 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Die Arbeit mit den Pflanzen hat ihr den Lebenszyklus nähergebracht.

Wer in Lilo Scheuings Garten steht, der weiss erst einmal gar nicht, wo er hinsehen soll. Da gibt es einen runden Steinweg, der den Hang hinunterführt, einen Pool, einen Sitzplatz unter einem metallenen Pavillon und einen kleinen Teich. Wie im Urlaub fühlt man sich inmitten der auffallend grossen Palmen und der vielen Sträucher. Der Garten der 65-Jährigen in Ittigen erstreckt sich über mehrere Etagen. Oben am Haus eine grosse Terrasse, auf der zweiten Ebene der Pool und weiter unten eine grosse Rasenfläche mit einem alten Apfelbaum. «Ich liebe es», sagt Lilo Scheuing, während sie von weiter oben den Blick über ihr Zuhause schweifen lässt.
Seit 29 Jahren wohnen sie und ihr Mann Arnold Scheuing in dem Haus. So wie heute hat es hier aber nicht immer ausgesehen. Der Garten sei früher ein einziger Hang ohne Blumen gewesen, erzählt Lilo Scheuing: «Nüt Speziells.» Er sei vor allem ein Spielplatz gewesen für die Kinder. Erst mit den Jahren hätten sich die Bedürfnisse geändert. Allmählich sei in ihr die Liebe zum Gärtnern und zu den Pflanzen gewachsen, und ihr Umschwung sei zu dem geworden, was er heute ist.

Besonders hätten es ihr die Rosen angetan, sagt Lilo Scheuing. Jetzt im Frühherbst blühen diese nur noch vereinzelt. Die vielen weissen Mohnblumen hingegen sind nach wie vor in ihrer vollen Pracht zu bewundern. Weiss, Rosé und Lila, das seien die Töne, die ihr gefielen, so Scheuing. Nach diesem Farbkonzept habe sie auch die verschiedenen Blumen ausgesucht.
Inspiration hole sie sich in Gärtnereien oder auf den Velotouren mit ihrem Mann. «Ich fahre gerne durch Quartiere und werfe einen Blick in andere Gärten», sagt Scheuing. Sie selbst bezeichnet ihren Garten als «wildromantisch». Romantisch wegen der verträumten Bögen, des Pavillons und der vielen Rosenblüten. Wild, weil sie nicht auf jedes Detail achtgeben will. «Ich wollte keinen Garten, in dem ich jeden Tag chrampfen muss», sagt sie. Durchschnittlich verbringe sie eine Stunde am Tag mit der Pflanzenpflege.
Blick für das Kleine
Wenn sie so in ihren Blumen stehe, dann spüre sie auch eine Verbindung zu Gott, sagt Scheuing. Und auch sonst schöpfe sie bei der Gartenarbeit viel Kraft für den Alltag. «Manchmal, wenn ich Unkraut jäte, dann erinnert mich das ans Leben», sagt sie. Auch im Leben gebe es Schlechtes, dessen man sich entledigen müsse. So hat ihr Garten für sie eine grosse Symbolik. Er habe ihr den Blick für das Kleine und für den Lebensrhythmus eröffnet.
Sie habe nicht das Gefühl, dass ihr dieser Garten gehöre. Es fühle sich so an, als dürfe sie ihn verwalten. Deshalb will sie ihn auch nicht nur für sich haben, sie will ihn teilen. Lilo Scheuing und ihr Mann Arnold haben oft Besuch und veranstalten Apéros. «Unser Garten soll ein Ort der Begegnung sein», sagt Scheuing. Sie wolle ihn nutzen, um mit Menschen in Verbindung zu treten.
Eine Selbstverständlichkeit, das sei ihr Garten für sie noch heute nicht. «Manche sagen ja, man gewöhnt sich mit der Zeit an alles», sagt Lilo Scheuring; bei ihr sei das nie so gewesen. «Jeden Morgen, wenn ich auf der Terrasse stehe und hinunterschaue, platzt mein Herz fast vor Dankbarkeit.»

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