«Ich war entsetzt über das Ausmass der Zerstörung»
Valerie Amos, UNO-Nothilfekoordinatorin, ist besorgt über das Schicksal der Bewohner von Homs. Sie fordert freien Zugang für humanitäre Organisationen. Derweil stösst Kofi Annan in Syrien auf taube Ohren.

Die UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos hat sich «extrem besorgt» über das Schicksal von Bewohnern der umkämpften syrischen Stadt Homs geäussert. Sie forderte einen ungehinderten Zugang für Hilfsorganisationen, um Verletzte in Sicherheit zu bringen. «Ich war entsetzt über das Ausmass der Zerstörung», sagte Amos zur Lage im Stadtviertel Baba Amro, nachdem sie in der türkischen Hauptstadt Ankara mit dem türkischen Aussenminister Ahmet Davutoglu beraten hatte. «Fast alle Gebäude sind zerstört, und es sind kaum noch Menschen da.»
Amos sagte weiter, sie habe während ihres zweitägigen Besuches in Syrien mit mehreren Ministern über die humanitäre Lage gesprochen. Die Führung in Damaskus habe zugestimmt, in die besonders hilfsbedürftigen Landesteile gemeinsame, vorbereitende Hilfsmissionen zu entsenden.
Dies könne aber nur ein erster Schritt sein, erklärte Amos. Es müsse nun eine belastbare Übereinkunft geben, um Hilfsorganisationen eine ungehinderte Arbeit zu erlauben. Sie habe der syrischen Regierung dazu einen konkreten Vorschlag unterbreitet.
Opposition: Dialog ist unrealistisch
Die Forderung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan nach einem Dialog mit der Regierung in Damaskus ist beim Vorsitzenden der wichtigsten syrischen Oppositionsgruppe auf Ablehnung gestossen. Dergleichen sei sinnlos und unrealistisch, sagte Burhan Ghaliun vom Syrischen Nationalrat (SNC) telefonisch aus Paris. Unterdessen desertierten mehrere Angehörige der syrischen Streitkräfte in die Türkei, darunter drei Offiziere. Nach Angaben von Aktivisten wurden am Freitag landesweit 54 Menschen getötet.
Bei den Deserteuren handele es sich um zwei Generäle, einen Oberst und zwei Feldwebel, wie der Verwaltungschef der türkischen Grenzstadt Reyhanli der Nachrichtenagentur Anadolu sagte. Bisherige Überläufer waren zumeist niederrangige Wehrdienstleistende. Die fünf Militärangehörigen seien unter 234 Syrern gewesen, die seit Donnerstag in die Türkei gekommen seien, sagte Yusuf Güler. Am Donnerstag hatte sich der stellvertretende Ölminister Abdo Husameddine als bislang ranghöchste Zivilperson auf die Seite der Dissidenten gestellt.
Der SNC-Vorsitzende Ghaliun kritisierte, Annan habe das syrische Volk bereits enttäuscht. Annan, der als UN-Sondergesandter für Syrien fungiert, war am Donnerstag in Kairo mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elarabi, zusammengekommen. Danach hatte er unter anderem die syrische Opposition aufgefordert, mit der Regierung zusammenzutreffen, um eine politische Lösung des Konflikts zu finden. Ghaliun sagte, Annan habe jeden Hinweis auf den Ursprung des Problems vermieden, nämlich den exzessiven Einsatz von Gewalt seitens des Regimes.
«Diese Art von Kommentaren sind enttäuschend und geben den Menschen in Syrien, die jeden Tag massakriert werden, nicht gerade viel Hoffnung», sagte Ghaliun. Auch Aktivisten in Syrien wiesen Annans Vorstoss zurück. «Es scheint, als ob er auf dem Mars lebte», sagte der Aktivist Mohammed Said in einem Vorort von Damaskus.
Aktivisten melden Tote in Provinz Idlib
Syrische Regierungstruppen nahmen unterdessen offenbar weitere aufständische Gebiete ins Visier, darunter die nördliche Provinz Idlib nahe der Türkei. Nach Idlib wurden Dutzende Panzer und Panzerfahrzeuge gebracht, wie der Direktor des Syrischen Observatoriums für Menschenrechte, Rami Abdul-Rahman, sagte.
Wie das Syrische Observatorium für Menschenrechte am Abend weiter mitteilte, kam fast die Hälfte der 54 Todesopfer am Freitag bei Razzien in Idlib ums Leben. Zehn Menschen seien beim Beschuss von Wohngebieten in der Widerstandshochburg Homs getötet worden. Zudem hätten Sicherheitskräfte bei landesweiten Protesten mehrere Menschen erschossen.
China wirbt für Waffenstillstand
Der dänische Aussenminister und EU-Ratspräsident Villy Sövndal sagte in Kopenhagen, die Sanktionen gegen Syrien zeigten offenbar Wirkung. Auf Russland und China müsse weiter Druck ausgeübt werden, damit beide Staaten ihrer Verantwortung nachkämen. Sein schwedischer Kollege Carl Bildt erklärte, die EU baue auf die Mission von Annan. «Wir suchen wirklich nach einer politischen Lösung», sagte Bilt.
China wird derweil seinen Gesandten Zhang Ming nach Saudiarabien, Ägypten und Frankreich entsenden, um seinen Plan für einen Waffenstillstand in Syrien zu erläutern. Dabei werde Zhang während einer siebentägigen Reise, die am Sonntag beginne, mit Führern der Arabischen Liga zusammentreffen, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums.
SDA/kpn
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