«Ich mache mir Sorgen, grosse Sorgen»
Drei Wochen vor dem WM-Start in Brasilien zeichnet Pelé ein düsteres Bild von seiner Heimat und sieht auch sportlich wenig Perspektiven.

Es sind in erster Linie die grossen Zeitverzögerungen bei den Stadien, die Pelé stark beunruhigen. «Es ist inakzeptabel, dass einige Stadien nicht fertig geworden sind. Wir hatten viele Jahre Zeit – mehr als genug. Das ist eine Schande», schimpft der dreifache Weltmeister. «Ich habe schon öfter gesagt, dass so etwas nicht hätte passieren dürfen. Vor fünf Jahren haben wir den Zuschlag bekommen. Ich bin der Meinung, wir hatten ausreichend Zeit, um die Stadien zu bauen. Ich mache mir Sorgen, grosse Sorgen.»
Für die anhaltenden Demonstrationen auf den Strassen zeigt Pelé Verständnis, fürchtet aber um das Image seines Landes. «Aus diesem Grund waren die Proteste nicht gut. Politik und die Nationalmannschaft sind zwei verschiedene Dinge. Die Spieler können nichts dafür.»
Die Kritik teilt die brasilianische Fussballlegende mit seinem ehemaligen Teamkollegen Rivelino, der wie Pelé 93 Länderspiele für die Seleção bestritt. «Der Fifa geht es nur um die Finanzen. Fussball ist aber für das Volk, nur das interessiert keinen. Ich denke, Brasilien hat absurd viel Geld ausgegeben für Stadien, die nicht einmal fertiggestellt sind und nach der WM später keine Bedeutung mehr haben», sagt Rivelino im Interview mit der deutschen Sportinformation SID. Er sieht schon vor dem ersten Anpfiff schwarz. «Ich glaube, Brasilien hat die grosse Möglichkeit verpasst, sich bei dieser WM der Welt zu zeigen.»
Nebst dem grossen Reputationsschaden haben Pelé und Rivelino auch aus sportlicher Sicht die gelb-grüne Brille längst abgelegt. «Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Seleção Probleme in der Offensive. Ich sehe Neymar, aber ich sehe zum Beispiel keine starken Flügelspieler», so Pelé und erinnert sich zusammen mit Rivelino an die 70er-Jahre. «Wir hatten eine grossartige Seleção. Heute sagen viele, dass es die beste aller Zeiten war.»
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