«Ich hoffe, Zimmer bleibt bis zur Pension»
VR-Präsident Alexander von Witzleben sagt, der «Feintool-Geist» sei bei der Besetzung des CEO-Postens wichtiger als die Nationalität. Der neue CEO Knut Zimmer startet mit Vorschusslorbeeren.

Herr von Witzleben, der Rücktritt von Bruno Malinek als Feintool-CEO kam letzte Woche überraschend. Auch für Sie?Alexander von Witzleben:Nein, so ein Thema zeichnet sich länger ab. Es gab verschiedene Gespräche, im Verwaltungsrat, aber auch mit den Grossaktionären. Der Wechsel hat sich für uns schon vor einigen Wochen, wenn nicht gar Monaten abgezeichnet.
Was ist der Grund für diesen Wechsel?Es gab einen einvernehmlichen Entscheid, dass Bruno Malinek zur Mubea-Gruppe wechselt und dort erst mal eine beratende Tätigkeit übernimmt. Es gibt aber nicht einfach den Grund, sondern das ist ein Prozess, der sich entwickelt hat. Am Schluss sind alle Beteiligten übereingekommen, dass es für unser Unternehmen, für Herrn Malinek und für unsere Aktionäre das Beste ist, dass man diesen Weg frei macht.
Bruno Malinek war nur gerade etwas mehr als ein Jahr lang CEO. Es ist sicherlich nicht im Interesse des Unternehmens, solche kurzen Amtszeiten an der Spitze zu haben.Überhaupt nicht, zumal die Feintool diesbezüglich ja eine gewisse Geschichte hat. Es gab Zeiten mit sehr häufigem CEO-Wechsel, und ich dachte, diese hätten wir hinter uns. Heinz Loosli war dann auch sieben Jahre lang CEO. Wir haben eine langfristige Planung. Herr Malinek war nicht nur ein Jahr CEO, sondern wir hatten ihn ein Jahr zuvor geholt und ihn eine Division leiten lassen. Aber manchmal entwickeln sich die Dinge eben so, dass beide Seiten nicht glücklich miteinander sind. Und dann kann man eine Situation nicht wegen der Furcht vor der zu erwartenden öffentlichen Reaktion so belassen.
Sie sagen, beide Seiten seien nicht glücklich miteinander geworden. Was heisst das?In die Details gehe ich nicht. Jedenfalls gibt es nicht einfach einen bestimmten Punkt, sondern es ist ein Prozess. Man stellt dann fest, dass man nicht auf einer Linie ist, und dann trennt man sich einvernehmlich.
Ich nehme an, Sie führen nicht weiter aus, was das konkret heisst, «nicht auf einer Linie» zu sein . . .Nein. Es war Entwicklung mit verschiedenen Faktoren, und irgendwann sagt man sich, es bringt auch gar nichts, allzu sehr in die Details gehen zu wollen.
Mubea war Grossaktionär von Feintool und hat den Anteil im September abgestossen. Welche Rolle hat das gespielt?Das hat eine gewisse Rolle gespielt, das sieht man nur schon daran, wo Herr Malinek hin wechselt. Es ist auch klar, dass die Beteiligung von Dr. Muhr nicht darauf ausgelegt war, in einer Minderheitsposition zu bleiben, er hatte sicherlich weitergehende Überlegungen. Die Grossaktionäre haben sich aber dahingehend verständigt, dass es bei den jetzigen Mehrheitsverhältnissen bleibt. Im Klartext: Michael Pieper beabsichtigt, auch in Zukunft die Mehrheit an Feintool zu halten.
Muhr ist also zum Schluss gekommen, dass sich seine Pläne nicht verwirklichen lassen?Sie können davon ausgehen, dass Herr Muhr ein Vollblutunternehmer ist und dass eine 14-Prozent-Beteiligung nicht sein wirkliches Ziel sein kann. Also hat er sich entschieden zu verkaufen. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass dies eine Beteiligung war, die sich sicherlich gerechnet hat.
Die Nähe von Herrn Bruno Malinek zu Mubea war bekannt. War sein Abgang also eine logische Folge des Ausstiegs von Mubea?Ich bleibe dabei: Es gibt nicht den Grund. Viele Gründe sind in diesen Entscheid mit eingeflossen, und dieser war einer davon.
Letzte Woche war zu lesen, dass der Ausstieg von Mubea darin gründen könnte, dass sich Feintool zu wenig rasch auf neue Technologien wie die Elektromobilität ausrichtet. Was sagen Sie dazu?Das ist absoluter Unsinn. Das werden Sie in den nächsten zwei, drei Jahren sehen.
Es werden also einige Neuheiten von Feintool kommen?Ja. Mehr darf ich dazu noch nicht sagen, aber das sind zweifellos nicht nur meine Wunschträume. Die Industrie weiss, dass die Politik das Thema Elektroauto will. Auch wenn die Geschwindigkeiten der Länder unterschiedlich sind, gibt es dazu einen breiten politischen Konsens in Europa, auch China hat Entsprechendes verlautbaren lassen. Das ist die eine Seite.
Und die andere?Auf der andern Seite gibt es die auf schlichten naturwissenschaftlichen Grundsätzen beruhende Einschätzung, dass man ein Auto hinsichtlich seiner CO2-Emissionen als Gesamtsystem betrachten muss – vom ersten Spatenstich für eine Siliziummine bis zur Entsorgung der Batterie. Und da stellt man fest, dass das Elektroauto beim gegebenen Strommix in Europa – und in China ist es noch schlimmer – keinen wirklichen Vorteil bringt, sondern derzeit noch erhebliche Nachteile. Ich gehe davon aus, dass wir bald einen politischen Konsens haben werden, dass die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden müssen, man sich aber nicht einseitig auf eine Technologie festlegt. Sondern man überlässt es der Industrie, welche marktfähige Technologie die politisch gewollten Ziele erreicht.
Was heisst das für Feintool?Das bedeutet, dass wir noch relativ lange technologieoffen bleiben müssen. Ich würde mich jetzt nicht auf eine Technologie festlegen, welche die Partei Die Grünen in Deutschland bevorzugt, weil ich genau weiss, dass diese in einem Jahr auch wieder eine Kehrtwendung machen kann. Unsere Fabriken brauchen länger, bis sie sich rechnen.
Zurück zu Bruno Malinek:_Wie bewerten Sie seine Arbeit in der Zeit als CEO?Wenn Sie sich die Feintool- Ergebnisse der letzten zwei Jahre und die geltende Guidance für dieses Jahr ansehen, erkennen Sie, wie gut sich das Unternehmen entwickelt hat. Ich sage es bewusst so. Natürlich sind viele Grundlagen zuvor schon gelegt worden, es gehört aber stets auch eine gute Führung dazu.
Nun wird Knut Zimmer neuer CEO ab Januar. Warum ist er die richtige Person für diesen Posten?Bereits als wir über die Nachfolge von Heinz Loosli gesprochen haben, gab es die Alternativen, einen internen oder einen externen CEO zu ernennen. Es gab schon damals ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen diesen Lösungen, also zwischen Herrn Zimmer und Herrn Malinek. Aus verschiedenen Gründen haben wir uns damals für Herrn Malinek entschieden. Nun haben wir uns gesagt: Wir haben ja schon einen geeigneten Kandidaten. Denn Herr Zimmer hat in seiner Division hervorragende Leistungen erbracht. Es ist ohnehin besser fürs ganze Unternehmen, wenn man in einer solchen Situation intern besetzen kann.
Sind mit Herrn Zimmer gewichtige Änderungen zu erwarten?Nein. Der Verwaltungsrat bleibt der gleiche, der Grossaktionär bleibt der gleiche, die Mannschaft hinter Herrn Zimmer bleibt die gleiche und ist seit vielen Jahren sturmerprobt. Da bleibt vieles beim Alten
Zimmer ist wiederum ein CEO aus Deutschland. Hat man sich überlegt, ob ein Schweizer womöglich die stärkere Bindung zum Unternehmen hat und so eine längerfristigere Perspektive mitbringt?Diese Diskussion hat es nie gegeben. Feintool hat eine ganz starke eigene Identität, es gibt einen überaus starken internen Zusammenhalt aller Führungskräfte, mich einbezogen. Alle haben das schwierige Jahr 2009 zusammen überstanden und den dramatischen Umbau mitgemacht. Standort- und Nationalthemen spielen da keine grosse Rolle, sondern man hat einen starken Feintool-Geist.
Wie lange wird Knut Zimmer idealerweise CEO bleiben?Ich hoffe, dass er da in Rente geht.
Wie alt ist er jetzt?54. Ich wünsche mir, dass er bis zu seiner Pensionierung bleibt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch