Kinderlos für das Klima«Ich suche seit knapp 10 Jahren einen Arzt für eine Unterbindung»
Unser Autor Marc Fehr hat sich sterilisieren lassen .Viele Leserinnen und Leser haben auf seinen Artikel reagiert und ihre eigene Geschichte erzählt.

Unser Autor Marc Fehr hat sich mit 33 Jahren sterilisieren lassen. Keine Kinder zu haben, sieht er als Beitrag für die Umwelt. Sein Artikel, in dem er seinen Entscheid begründet, löste bei den Leserinnen und Lesern Diskussionen aus – über Egoismus, den Klimawandel, über die Altersvorsorge. Einige Kommentatorinnen und Kommentatoren teilten auch ihre eigene, persönliche Geschichte. Hier ist eine Auswahl davon:
Als Frau werde ich oft mit Unverständnis meines Umfelds konfrontiert, wenn ich erzähle, dass ich nie einen Kinderwunsch verspürte. Auch heute noch, ich werde im Sommer 44, höre ich Sätze wie: «Du kannst ja immer noch…», «Irgendwann bereust du es», «Kinder sind doch das Schönste im Leben einer Frau» oder «Kinder sind der Sinn des Lebens». Ich bin dankbar, muss ich mein persönliches Lebensglück nicht von Kindern abhängig machen. Onlinekommentar von Natalia Maag
Ich habe das mit 32 Jahren machen lassen. Meine Frau und ich haben das so entschieden. Heute bin ich 74 Jahre alt. Wir haben diesen Schritt, oder eben Schnitt, nie bereut. Onlinekommentar von Willi Keller
Stolz sagte mir ein 72-jähriger Kollege, dass er seit ein paar Monaten Vater ist. Die Vasektomie konnte rückgängig gemacht werden, die künstliche Befruchtung seiner 48-jährigen Frau hat geklappt, und die Kosten waren nur 60’000 Franken. Auf meine Frage, in welchem Alter sein Vater gestorben war, meinte er: 85. Also wäre sein Sohn dann schon 13 -jährig. Alles hat nichts mit Egoismus, sondern nur mit Nächstenliebe zu tun. Ich wusste schon früh, dass ich keine Kinder in diese Welt setzen wollte; mit Corona weiss ich, dass dieser Entscheid richtig war. Als Ü-70 blicke ich auf ein erfülltes Leben zurück – und auch in eine schöne Zukunft. Mehrere mittellose Kinder in Nepal konnten dank mir eine Ausbildung machen, eine ist jetzt in Deutschland in der Ausbildung zur Altenpflegefachfrau. Onlinekommentar (gekürzt) von Hugo Huber
Ich habe auch keine Kinder, nicht bewusst, sondern weil die Natur offensichtlich «beschlossen» hat, dass ich mich nicht fortpflanzen soll. Hin und wieder, wenn ich Freunde mit ihren Kindern sehe, macht mich das traurig. Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist der Egoismusvorwurf an Menschen, die absichtlich keine Kinder haben. Auch Kinder zu wollen, ist Ausdruck von Egoismus. Wirklich niemand hat mir je gesagt, dass sie eigentlich keine Kinder wollten, aber wegen der Arterhaltung hätten sie halt zwei. Onlinekommentar von Peter Slada
Ich will auch keine Kinder. Nicht in erster Linie, um mich als Umweltretter fühlen zu können, sondern schlicht und einfach, weil ich mein Leben nach meinem Gutdünken leben und nicht mit Kindern einschränken möchte. Das ist meine persönliche Sicht, was die meisten verstehen, nicht wenige auch so sehen und leben, manche jedoch gar nicht wahrhaben wollen. Onlinekommentar von René Weiss
Herzliche Gratulation für die Entscheidung. Heute würde ich aus ökologischer Sicht genau so handeln. Leider war mir das in meinen jungen Jahren noch nicht so bewusst wie Marc Fehr. Onlinekommentar von Michael Gmür
Ich begründe meine Kinderlosigkeit mit meinem Egoismus. Punkt und ohne Schuldgefühle. Unwichtig ist mir das Klima nicht, ich belaste es sogar recht wenig mit meiner relativ spartanischnen Lebensweise, dem Klima zuliebe würde ich aber nicht auf Kinder verzichten, wenn ich unbedingt welche wollte. Ich hatte halt Glück, dass mir Kinder nicht so wichtig waren und sind, ich hätte aber auch nicht, als ich im richtigen Alter war dafür, die passende Partnerin gehabt. Onlinekommentar (gekürzt) von Paolo Martinoni
Das erinnert mich an meine Jugendzeit vor 50 Jahren. Ein Teil dachte ähnlich, aber weil ihnen die Welt mit der Bedrohung durch die Atommächte zu gross schien. Viele liessen sich sterilisieren und verzichteten so auf Nachwuchs. Aus Klimagründen auf Nachwuchs zu verzichten, ist ein neuer Gedanke, den ich sehr selbstlos finde, bravo! So radikal zu denken, fordert Mut. Onlinekommentar von Artur Künzler
Leider ist es immer noch so, dass Personen angefeindet werden, welche sich so entscheiden. Ich erlebe das immer wieder aufs Neue. Dazu kommt, dass es für Frauen unter 35 nach wie vor schwierig ist, einen Arzt zu finden, welcher eine Unterbindung vornimmt. Ich suche seit knapp 10 Jahren (ich bin nun 32). Mir wird jedes Mal gesagt, dass ich zu jung sei, nicht genug abgeklärt hätte und zu unerfahren für diese Entscheidung sei – obwohl ich nie den Wunsch verspürte, Kinder in die Welt zu setzen. Der Grossteil meines Umfelds sowie auch medizinische Professionelle sagen mir immer wieder nur: «Das kommt schon noch.» Onlinekommentar von Janina Spörri
Bin auch kinderfrei geblieben, aber aus anderen Gründen. Man bleibt aber leider in einer Welt, in der Familien dominieren, immer ein Aussenstehender. Onlinekommentar von Martin Winter
Ich habe noch zu den Feministinnen vor dem Frauenstimmrecht gehört. Damals musste man sich als Frau entscheiden: für Kinder oder für Karriere. Beides war nicht möglich. Ich habe mich für den Beruf entschieden und bin Lehrerin geworden, weil ich Kinder sehr liebe. Ich habe auch immer fremde Kinder betreut. Ich hatte auf der Oberstufe viel mit Problemen zu tun und habe mich dann gewundert, warum diese Menschen überhaupt Kinder haben. Onlinekommentar (gekürzt) von Mirta Huber
Ich und meine Frau haben uns ebenfalls vor 40 Jahren dazu entschlossen, keine Kinder zu haben, und wir sind sehr zufrieden mit unserem Entscheid. Was mich allerdings bei dem Thema immer nervte: Weshalb müssen sich Paare, die keine Kids haben wollen, immer dafür rechtfertigen? Oder hat schon jemals jemand werdende Eltern gefragt, weshalb sie denn Kinder haben wollen? Onlinekommentar von Erwin Sigrist
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