Tristan Scherwey nach Stockstich«Ich hätte mir auch eine Strafe gegeben»
Kloten zermürben. Das war der Plan und brachte Bern den ersten Sieg im Pre-Playoff ein. Tristan Scherwey übertrieb es. Doch von seinem Vorhaben will der SCB nicht abweichen.

Aus der Berner Garderobe dröhnte es am späten Dienstagabend lautstark: «Whoah! We're going to Ibiza.» Der Hit der niederländischen Eurodance-Band Vengaboys aus den späten 1990er-Jahren. Bloss: Beim SCB fliegt für gewöhnlich einzig Präsident Marc Lüthi nach Ibiza. Die Mannschaft selbst bevorzugt Mallorca, die grösste der fünf bewohnten Balearischen Inseln. Dann lässt es jeweils auch der 40-jährige Beat Gerber krachen. Es ist überliefert, dass der sechsfache Meister zu jedem Ballermann-Song mitträllern kann. Doch bis man ihn und seine Kollegen wieder im Bierkönig antreffen wird, dauert es. Erst recht, sollte sich der SCB bereits heute mit einem weiteren Erfolg in Kloten fürs Playoff qualifizieren.
«Ein paar Stunden lang genossen wir diesen ersten Sieg. Wir haben ihn uns verdient», gibt Stürmer Tristan Scherwey nach dem 5:1-Sieg zu Protokoll. «Wir waren gut vorbereitet und zeigten eine souveräne Leistung.» Tatsächlich stellten die Mutzen den Aufsteiger mit ihrem aggressiven Forechecking immer wieder vor Probleme, liessen sich auch durch einen 0:1-Rückstand nicht aus dem Konzept bringen. «Unsere Führung war bloss Kosmetik», räumt selbst Klotens Cheftrainer Jeff Tomlinson ein und meint: «Wir liessen uns einschüchtern.»
Hart, aber schlau auftreten
Der SCB setzte seinen Plan, den Gegner zu zermürben, in die Tat um und liess keine Gelegenheit aus, Kloten mit harten Checks unter die Haut zu fahren. Alle teilten aus: Colton Sceviour, Oscar Lindberg, Joël Vermin, ja selbst Benjamin Baumgartner. Eine Szene untermauert Tomlinsons Aussage: Als Simon Moser zum 3:1 traf und beim Torjubel Klotens Jonathan Ang sich ihm in den Weg stellte, liess Moser den Topskorer wie einen Schuljungen aussehen – und schob ihn einfach beiseite. «Wir waren harmlos», so Tomlinson.
Alles andere als harmlos war Scherwey. Allerdings übertrieb es das Kraftbündel und handelte sich nach einem Stockstich an Keanu Derungs schon früh vier Strafminuten ein. «Ich bin selber schuld und hätte mir auch eine Strafe gegeben», sagt der 31-Jährige selbstkritisch. «Es geschah aus den Emotionen heraus. Ein ‹Lehrblätz›. Eigentlich wollte ich ihn bloss zurückhalten.» Später wurde Scherwey erneut bestraft, nachdem er allein vor Kloten-Keeper Juha Metsola zu Fall gekommen war und die Unparteiischen die Aktion fälschlicherweise als Schwalbe taxiert hatten. «Das frustrierte mich. Schliesslich spürte ich, wie er mir das Bein wegzog.»

Kloten versuchte zwar, dem harten Körperspiel entgegenzuhalten, blieb aber ohne Erfolg. Marc Marchon wurde nach einem Ellbogencheck an Chris DiDomenico gar mit einem Restausschluss belegt. «Beide Teams waren heiss», sagt Dominik Kahun. «Es war klar, dass es hitzig werden würde. Wir hatten das in einigen Meetings angesprochen. Wir müssen schlau sein und dürfen uns nicht provozieren lassen.»
Kommts zum Derby gegen Biel?
Mit derselben Spielweise will der SCB heute im Zürcher Unterland antreten. Man reise mit breiter Brust nach Kloten, sagt Scherwey. Vergessen sind all die Niederlagen in der Regular Season gegen Ajoie, Lausanne, die Lakers oder auch Kloten. Dreimal in Folge hat Bern zuletzt gewonnen. «Wir haben unser Selbstvertrauen wiedergefunden. Das macht einfach einen grossen Unterschied», sagt Scherwey. «Nun ziehen wir das durch.»
Gewinnt der SCB, startet er am kommenden Dienstag auswärts in den Playoff-Viertelfinal. Nach jetzigem Stand – Lugano führt in der Serie gegen Gottéron – käme es dann zum Derby gegen den EHC Biel. Verliert Bern jedoch in Kloten, steht am Samstag in der Postfinance-Arena ein Entscheidungsspiel gegen die Zürcher an. Ein solches wollen die Berner freilich verhindern. Viel lieber soll erneut spätabends in der Kabine gefeiert werden. Welche Musik dieses Mal aufgelegt wird? Das entscheidet einzig und allein Ramon Untersander, der Garderoben-DJ. Die Balearen, so viel steht fest, können jedenfalls warten.
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