Podcast «BZ us dr Box»«Ich habe diese Karriere nicht geplant»
Nicole Glaus moderiert seit 2018 die meistgesehene TV-Sendung der Schweiz. Im Podcast erzählt die 32-Jährige aus Wabern, wie es dazu kam.
Die meisten Menschen sind schon nervös, wenn sie während der Gemeindeversammlung oder des Schultheaters ein Sätzli aufsagen müssen. Wenn Nicole Glaus öffentlich auftritt, dann hört ihr das grösste Publikum der Deutschschweiz zu: Bis zu einer Million Menschen verfolgen täglich die Sendungen von «SRF Meteo». Die tägliche Wetterprognose ist damit noch vor der «Tagesschau» die meistgesehene TV-Sendung der Schweiz.
Eine Tatsache, die Glaus erst so richtig bewusst wurde, als sie im Leutschenbach das erste Mal aufs «Meteo»-Dach musste. «Es war vielleicht gut, dass ich am Anfang gar nicht so genau wusste, auf was ich mich da einlasse», sagt sie lachend.

Wir treffen die 32-jährige Klimawissenschaftlerin in ihrem Wohnort Wabern – und zwar im Eichholz. Hier trifft man Nicole Glaus im Sommer normalerweise des Öfteren an. Doch in diesem Jahr ging auch sie nur selten an die Aare. «Es war aus meteorologischer Sicht ein aussergewöhnlicher Sommer», sagt Glaus. Mehr als doppelt so viel Regen wie üblich im Juli, keinen einzigen Hitzetag, also Temperaturen über 30 Grad.
Der Kaffee mit Thomas Bucheli
Wenn Nicole Glaus einem die Wetterphänomene dieses Sommers erklärt, hat dies für regelmässige TV-Zuschauer schon fast etwas Vertrautes. Dabei war ihre Karriere noch vor zehn Jahren fast undenkbar. «Ich habe das nicht geplant. Es geschah alles eher zufällig», sagt sie.
Glaus ist in Zug aufgewachsen. Vor gut zehn Jahren zog sie fürs Studium nach Bern – oder besser gesagt nach Wabern. Hier wohnte sie zuerst in einer WG und seit einigen Jahren zusammen mit ihrem Freund. «Ich bin nicht so der Stadtmensch», sagt Glaus. An Wabern schätze sie die Nähe zur Aare, des Gurten und die kurzen Wege.
An der Uni Bern studierte sie Geografie. Glaus wollte eigentlich Journalistin werden, arbeitete während des Studiums auch als Produktionsassistentin bei «10vor10». Aber mit der Zeit gelangte sie zur Einsicht, dass sie ihr berufliches Glück vielleicht doch woanders suchen sollte. Als sie 2018 ihren Master in Klimawissenschaften abschloss, war sie aber immer noch bei SRF tätig. In dieser Zeit schrieb sie eine E-Mail an Thomas Bucheli, den Leiter der «SRF Meteo»-Redaktion. «Als Klimawissenschaftlerin habe ich mich natürlich für dessen Arbeit interessiert», sagt Glaus.
Bucheli lud sie in Folge zu einem Kaffee in der SRF-Kantine ein. Und aus dieser Kaffeepause wurde spontan eine Art Bewerbungsgespräch. Der Zufall wollte es, dass im 12-köpfigen Team von «SRF Meteo» gerade eine Stelle frei wurde.
Lieber Wetterfrosch als Wetterfee
Bereits wenige Wochen nach diesem Kaffee im Sommer 2018 fing Glaus in der Wetterredaktion an. Und gut drei Monate später – im Dezember – musste sie bereits ihre erste Sendung moderieren. Der erste Auftritt vor Hunderttausenden Zuschauerinnen und Zuschauer sorgte am Anfang für Lampenfieber. Aber bei SRF sprachen ihr die Coachs Mut zu. «Ich selbst hätte mich, glaube ich, nie parat gefühlt», sagt Glaus lachend.
Mittlerweile hat sie sich an den Auftritt vor der Kamera gewohnt. Auch wenn sie zu einem bekannten TV-Gesicht geworden ist, komme es nur selten vor, dass sie auf der Strasse angesprochen wird. Keinen Gefallen findet Glaus aber am Begriff «Wetterfee». Auch weil das Wort – im Gegensatz zum Wetterfrosch – suggeriert, dass die Moderatorin das Wetter nur präsentiere, aber von der Materie dahinter nicht wirklich Ahnung habe.
Bei Nicole Glaus könnte dieses Vorurteil kaum weiter von der Realität entfernt sein. Die 32-Jährige kann nicht nur zu aktuellen Wetterbegebenheiten viel erzählen, sondern befasst sich auch intensiv mit den langfristigen Entwicklungen – womit wir unweigerlich beim Klimawandel landen.
Leidenschaftliche Skifahrerin
«Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir zukünftig im Sommer noch heftigere Regenereignisse erleben werden», sagt Glaus. Diese Einschätzung beruht auf einfachen physikalischen Grundlagen: Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
Glaus selbst nimmt den Klimawandel sehr ernst. Sie versucht, ihren ökologischen Fussabdruck so gut wie möglich zu minimieren. «Ich probiere in jenen Bereichen, wo es mir möglich ist, das Klima zu schützen.»
Ganz so konsequent sei sie aber nicht, sagt sie selbstkritisch. Der Grund: ihr Hobby. Nicole Glaus ist leidenschaftliche Ski- und Telemarkfahrerin. Im Winter reist sie deshalb so oft in die Berge wie nur möglich. Vier Paar Ski stehen bei ihr im Keller. «Die Entsorgung und Ressourcenbeschaffung dieser Ski ist nicht ideal», sagt sie.
Wohl auch wegen ihres Hobbys hat sie es – zumindest im Winter – am liebsten, wenn es schneit. «Dann kann es von mir aus zwei Meter Schnee haben», sagt sie lachend. Der verregnete Sommer habe ihr bisher hingegen nicht so viel ausgemacht. Kein Wunder: Am wenigsten mag sie die Hitze.
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