«Ich glaube, dass die Zukunft sozialer wird»
Allzu rational und marktwirtschaftlich kamen Thomas Göttin die «Zeitpunkt»-Szenarien über den Kanton Bern im Jahr 2040 vor. Trotz Stadt-Land-Graben glaubt der Stadtberner SP-Co-Präsident an eine Ära der Gemeinnützigkeit und die Ausstrahlungskraft von Berner Ideen. Ob sich seine Vision durchsetzt und wie sie sich rechnet, weiss auch er nicht mit Bestimmtheit.

Sie haben die «Zeitpunkt»-Szenarien über den Kanton Bern im Jahr 2040 kritisiert. Was fehlt Ihnen in unseren Zukunftsbildern, Herr Göttin?
Thomas Göttin: Die Menschen, ihr Alltag, der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Ihre Szenarien entwerfen in meinen Augen ein technokratisches Bild der Zukunft: Grosse Projekte wie ein Solar- und Windkraftwerk auf der Grimsel werden gebaut, Gemeinden fusioniert, das Bergdorf Gadmen wird aufgegeben. Was die Menschen aber im Jahr 2040 beschäftigt, wie viel sie verdienen, was sie feiern, das vermisste ich bei der Lektüre. Ihre Szenarien kamen mir allzu aufgeräumt vor: die Kunst ist in Bern, das Theater in Thun, die soziale Problemzone in Wichtrach. Und der Slogan «Eigenverantwortung, Eigenständigkeit, Beharrlichkeit» der Stadtpräsidentin Ursina Schwarz wirkt auf mich kühl und rational. Die Vorstellung einer Gesellschaft kommt darin gar nicht vor.