«Ich fahre pro Tag nicht mehr als 100 Kilometer»
Der ehemalige deutsche Aussenminister Joschka Fischer wirbt für ein Elektroauto. Grüne Parteifreunde sind empört.
«Isch bin beeindruckt»: Mit diesen Worten bewirbt der deutsche Ex-Aussenminister Joschka Fischer das neue Elektroauto von BMW. In einem über dreiminütigen Werbefilm ist zu sehen, wie der Ex-Politiker als VIP-Gast das Auto im Werk in Leipzig abholt und danach durch die Strassen fährt. Fischer ist während der Spritztour voll der lobenden Worte für die Innovation: «Es ist das erste Auto, das völlig neu von Grund auf geplant und auch realisiert wurde. Es ist das erste Auto des 21. Jahrhunderts, das seine Wurzeln kaum noch im 20. Jahrhundert hat. Und dann noch Spass macht!» Ob all der positiven Worte für ein Auto darf danach auch die Betonung des Verzichts nicht fehlen: «Ich fahre pro Tag nicht mehr als 100 Kilometer», lässt der Grüne hinter dem Steuerrad verlauten. Das Elektroauto sei für kurze Strecken in Berlin bestens geeignet. Dazu brauche er keinen so grossen Wagen wie den BMW 5er.
BMW freut sich über die Begeisterung eines «Vertreters der grünen Welt», wie eine Off-Stimme im Werbeclip sagt. Und der Werkleiter erzählt, er habe das «Leuchten in den Augen» des Ex-Aussenministers gesehen, als dieser das Auto abgeholt habe.
«Fischer hilft beim Greenwashing»
Im Unterschied zum Automobilkonzern hält sich die Freude über Fischers Engagement bei den grünen Parteikollegen in engen Grenzen – sie wittern Verrat an den grünen Idealen. «Es ist schade, dass sich Joschka in die erste Reihe für eine Firma stellt, die mit grüner Politik nichts zu tun hat», sagt Theresa Kalmer, Vorsitzende der Grünen Jugend, gegenüber «Spiegel online». Fischer helfe BMW beim «Greenwashing» – beim Etikettenschwindel. Und Anja Schillhaneck, Abgeordnete in Berlin, verzichtet gar auf diplomatische Worte: «Joschka demontiert sich vor allem selbst. Idiotisch und unnötig. Und ärgerlich», teilt sie via Twitter mit.
Fischer hat seit seinem Rückzug aus der Politik die «Joschka Fischer Consulting» und die «Joschka Fischer & Company» gegründet. BMW berät er seit Jahren. Aus seiner Zeit als Politiker ist jedoch nichts über Verbindungen zur Autoindustrie bekannt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch