«Ich bin eine Sünderin»
Am iranischen Staatsfernsehen sagten Sakineh Mohammadi Ashtiani, ihr Sohn und ihr Anwalt, sie hätten dem Westen Lügen erzählt. Dann traten die beiden festgenommenen deutschen Journalisten vor die Kamera.
Das iranische Staatsfernsehen hat am Montagabend einen Beitrag des Informationsministeriums gesendet, in welchem Sakineh Mohammadi Ashtiani, ihr Sohn, ihr Anwalt und die beiden festgenommenen deutschen Journalisten ein Statement abgeben, berichtet die «New York Times».
«Ich bin eine Sünderin», sagt im Beitrag eine Frau, die angeblich die zum Tode verurteilte Sakineh Mohammadi Ashtiani sein soll. Im Beitrag ist das Gesicht der Frau verschwommen, ebenso wie die Gesichter zweier Männer, bei denen es sich laut iranischem Fernsehen um Ashtianis Sohn Sajjad Ghaderzadeh und ihren Anwalt Houtan Kian handeln soll. Die beiden waren vor einem Monat mit zwei deutschen Journalisten während eines Interviews festgenommen worden.
«Ich erzählte den ausländischen Medien Lügen»
Sajjad Ghaderzadeh widerrief im Beitrag seine Aussage, dass seine Mutter gefoltert worden sei und kritisierte stattdessen den Anwalt dafür, den Fall öffentlich gemacht zu haben. «Er riet mir zu sagen, dass sie gefoltert wurde. Leider hörte ich auf ihn und erzählte den ausländischen Medien Lügen», so Ghaderzadeh. Der Mann, der als Anwalt Kian identifiziert wird, bestätigt diese Aussage: «Den ausländischen Medien Lügen zu erzählen, war mein Rat.»
Dann zeigt das Fernsehen die beiden deutschen Journalisten, ihre Gesichter sind nicht verschwommen. Zu hören ist eine Übersetzung auf Farsi. «Ich wusste nichts über diese Sache», soll einer der Journalisten sagen, «aber Frau Ahadi wusste davon und sie schickte mich nach Iran, weil sie von der Propaganda im Zusammenhang mit meiner Verhaftung profitieren wollte.» Bei Frau Ahadi handelt es sich um die in Deutschland lebende iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi, die sich für die Freilassung von Sakineh Mohammadi Ashtiani einsetzt.
Journalist will angeblich Menschenrechtlerin anzeigen
«Ich werde sie anzeigen, sobald ich wieder in Deutschland bin», lautet die Farsi-Übersetzung für ein Statement des Journalisten. Und der zweite Journalist sagt angeblich: «Ich gebe zu, dass ich einen Fehler gemacht habe, weil ich es nicht besser wusste und von Frau Ahadi getäuscht wurde.»
Mina Ahadi kritisiert den Beitrag im iranischen Staatsfernsehen heftig. Eines müsse mit aller Deutlichkeit gesagt werden: Niemand habe die Journalisten in den Iran geschickt, sie wollten aus eigenem Antrieb über die Sache berichten. Der Sohn und der Anwalt Ashtianis seien nach ihrer Festnahme «sofort gefoltert worden und ihnen wurde bis heute jeglicher Besuch auch von Anwälten untersagt».
Wegen eines Interviews seit einem Monat in iranischer Haft
Die beiden Journalisten, die für die Boulevardzeitung «Bild am Sonntag» arbeiten sollen, waren am 10. Oktober in Iran verhaftet worden, weil sie Ashtianis Sohn im Beisein ihres Anwalts interviewt hatten. Als Grund für die Festnahme hiess es, die Männer seien bloss mit einem Touristenvisum eingereist und hätten verheimlicht, dass sie Journalisten seien.
Sakineh Mohammadi Ashtiani war 2006, ein Jahr nachdem ihr Mann getötet worden war, wegen einer «illegalen Beziehung» zu zwei Männern zu 99 Peitschenhieben verurteilt worden. Später wurde sie wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilt, obwohl sie ihr «Geständnis» zurückzog, weil es unter Folter zustande gekommen sei. Ashtiani wurde auch wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann verurteilt. Deswegen könnte sie laut iranischem Recht gehängt werden.
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