Hungern für den Hügel
Fabian Cancellaras Gegenspieler Mark Cavendish hat für einen Hügel im Profil des olympischen Strassenrennens seine Ernährung radikal umgestellt. Und er befürchtet, dass er nur verlieren kann.
«Ich bin der FC Barcelona des Radsports. Wenn ich gewinne, ist es normal, eine Niederlage dagegen ist eine grosse Meldung», sagt Mark Cavendish, der Mann mit den wohl schnellsten Beinen im Radzirkus. Der Strassenweltmeister will sich am Samstag vor heimischer Kulisse unbedingt auch zum Olympiasieger krönen. Auf einem Kurs, der ihm zwar generell entgegenkommt, aber mit dem Box Hill einen scharfen Aufstieg beinhaltet, der ihm erhebliches Kopfzerbrechen bereitete.
Um am Tag X besser den Berg hochzukommen, unterzog sich Cavendish in der Vorbereitung einer speziellen Olympiadiät. Er verzichtete radikal auf Süssigkeiten, Limonade und industriell gefertigte Lebensmittel – Dinge, die er sich zuvor immer wieder einmal gegönnt hatte. Der Effekt liess nicht lange auf sich warten: Cavendish ist inzwischen rund fünf Kilogramm leichter als vor der Ernährungsumstellung, auch der Körperfettanteil purzelte eine Etage tiefer. Der Schritt sei ihm nicht leichtgefallen, so der Sky-Profi. «Ich wurde anfangs sehr schnell müde und war schlecht gelaunt.» Die Aussicht auf die Olympischen Spiele im eigenen Land hätten ihn aber durchhalten lassen.
Alle 20 Kilometer ein Energieriegel
Früher war Cavendish noch nicht so diszipliniert. «Ich habe mich immer gegen ein rigides Trainingsregiment gewehrt und dagegen, dass mir Sportwissenschaftler und Ernährungsberater jeden Schritt diktieren», führt er aus. Es habe ihn stets geärgert, wenn jemand der Meinung war, besser zu wissen, was gut für ihn sei, als er selbst. Nun habe er aber ein Team gefunden, in dem er sich verstanden und aufgehoben fühle. Entgegen der romantischen Vorstellung, dass Radrennfahrer am Renntag frühmorgens riesige Mengen Pasta in sich reinschaufeln, setzt Cavendish auf ein leichtes Frühstück etwa drei Stunden vor dem Start. Üblicherweise handelt es sich dabei um Zerealien, auf dem Sattel konsumiert der Brite etwa alle 20 Kilometer einen Energieriegel oder ein vom Brennwert vergleichbares Gel. Pro Stunde nimmt er so rund 60 Gramm Kohlenhydrate in fester oder flüssiger Form zu sich.
«Dann enttäusche ich die ganze Nation»
Weit weniger planbar als die Ernährung sind für den Radrennfahrer von der Isle of Man die Umstände im Olympiastrassenrennen vom Samstag, dem ersten Highlight der Spiele. Anders als bei der Tour de France oder anderen grossen Veranstaltungen hat Cavendish nicht das starke Sky-Team um sich, sondern nur vier Landsleute. Das macht es bedeutend schwieriger, das Feld zu kontrollieren und Angriffen vorzubeugen. «Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keinen Druck spüre. Ich bin schliesslich kein Roboter», gibt der Favorit zu. «Wenn ich in einem normalen Rennen versage, enttäusche ich mich selbst und mein Team, was schlimm genug ist. Aber wenn ich bei Olympia versage, enttäusche ich die ganze Nation.»
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