Hunderte demonstrieren in Bern für Arbeitnehmerrechte
Trotz Regens und eisiger Kälte haben in Bern am Tag der Arbeit mehrere hundert Menschen für Arbeitnehmerrechte demonstriert. Im Mittelpunkt standen Themen wie Lohngleichheit und die Rentenreform 2020.
Der Wert der Arbeit – ob bezahlt oder unbezahlt – sei dringend anzuerkennen, sagte Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, am Montag vor zahlreichen Zuhörern auf dem Bundesplatz. Dies sei nötiger denn je, denn auch in der Schweiz gebe es zunehmend soziale Unsicherheit, extreme Ungleichheit und vermehrt Diskriminierungen.
Verantwortlich für die Ursachen machte sie eine falsche, bürgerliche Politik. SP-Nationalrätin Evi Allemann doppelte nach: «Wenn ich die neue Steuerstrategie des Kantons Berns anschaue, habe ich den Eindruck, die bürgerliche Mehrheit verwechselt den Kanton mit einem Unternehmen.» Allemann erwähnte wie viele andere Redner auch die Gefahren der Digitalisierung. Wichtig sei, mit Bildung und einem starken sozialen Netz Verlierer zu vermeiden, sagte sie.
Béatrice Stucki, Präsidentin Gewerkschaftsbund Stadt Bern und Umgebung, sagte, der Grosse Rat habe eine drastische Verschlechterung der Sozialhilfe-Leistungen beschlossen. Dieser Abbau müsse verhindert werden.
Lohngleichheit umsetzen
Die Gewerkschaften und linken Parteien nutzten den Tag der Arbeit zudem, um für ein Ja zur Rentenabstimmung im September zu werben. Die Reform ist laut Allemann «ein gutes Gesamtpaket». Vania Alleva sagte: «Nichtsdestotrotz ist es ungerecht, dass die Frauen mit der Erhöhung ihres Rentenalters den grössten Preis für diese Verbesserungen zahlen müssen.»
Deshalb sei es umso wichtiger, die schon lange in der Verfassung verankerte Lohngleichheit nun endlich umzusetzen. Gemäss Alleva diskutieren Unia und der Schweizerische Gewerkschaftsbund aktuell über die Lancierung einer entsprechenden Initiative.
Solidarisierung mit Türken
Am Tag der Arbeit wagten die Gewerkschaften auch einen Blick über die Kantons- und Schweizergrenze hinaus. In anderen Ländern gehe das gewerkschaftliche Engagement teilweise mit Lebensgefahr einher, sagte Stucki. Sie verwies auf Putin, Erdogan und Trump, die «bekanntlich keine Freunde der Gewerkschaften seien».
Der Gewerkschaftsbund forderte deshalb dazu auf, sich mit den Kollegen aus der Türkei zu solidarisieren. Dafür verabschiedete er mit Unterstützung der SP und der Grünen eine Resolution.
Begonnen hatte die Berner 1.-Mai-Feier mit einem Umzug durch die Innenstadt von der Kramgasse zum Bundesplatz.
Gegen Fluchtgründe kämpfen
In Biel haben gut 300 Personen am Umzug durch die Stadt sowie an der Kundgebung auf dem Zentralplatz teilgenommen, wie der Gewerkschaftsbund Biel-Lyss-Seeland mitteilte. Ans Rednerpult traten die grüne Basler Nationalrätin Sibel Arslan, Juso-Präsidentin Tamara Funiciello, die Bieler Stadträtin Judith Schmid und Unia-Vertreterin Teresa Matteo.
Judith Schmid, die auch Vorstandsmitglied der Organisation Stand Up for Refugees ist, ging in ihrer Rede auf Migration und auf Fluchtgründe ein. «Wir haben es in der Hand, die Fluchtursachen zu bekämpfen», gab sie sich überzeugt. So könne man etwa die Kriegsgeschäfte-Initiative unterschreiben, welche die direkte und indirekte Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten verbieten will.
Sibel Arslan hat türkisch-kurdische Wurzeln, streifte die Situation in der Türkei aber nur am Rande. Das Resultat der Referendumsabstimmung sei nur schwer nachvollziehbar, sagte sie. «Wir müssen wachsam sein und uns die Worte der Menschen, die heute mutig in der Türkei auf die Strasse gehen und sich für ihre Freiheit einsetzen, zu Herzen nehmen: ‹Das ist erst der Anfang!›»
SDA/tag
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