Hugo Chávez ist tot – Maduro übernimmt
Die Beerdigung von Hugo Chávez findet am Freitag statt, vorher wird er zwei Tage in Caracas aufgebahrt. Die Welt reagiert unterschiedlich auf den Tod des venezolanischen Präsidenten.
Venezuelas Staatschef Hugo Chávez ist tot. Der Präsident sei in der venezolanischen Hauptstadt Caracas gestorben, sagte sein bisheriger Stellvertreter Nicolás Maduro im staatlichen Fernsehen. «Wir haben soeben die schwerste und tragischste Information erhalten, die wir unserem Volk ankündigen können», sagte Maduro. Chávez starb seinen Worten zufolge um 16.25 Uhr Ortszeit (21.55 Uhr Schweizer Zeit).
Der verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez soll nun zwei Tage in der Militärakademie der Hauptstadt Caracas aufgebahrt werden, bevor er am Freitag bei einem Staatsbegräbnis beigesetzt wird. Dies teilte Aussenminister Elías Jaua mit.
Für Freitag sei eine grosse Trauerfeier unter Beteiligung ausländischer Staatsgäste und einer möglichst grossen Zahl von Venezolanern vorgesehen. Für Venezuela wurde eine siebentägige Staatstrauer festgesetzt, bis Freitag sollen alle öffentlichen Aktivitäten ruhen.
Vizepräsident übernimmt
Nach dem Tod von Präsident Hugo Chávez übernimmt Vizepräsident Nicolás Maduro übergangsweise die Führung des lateinamerikanischen Landes. Innerhalb von 30 Tagen soll dann ein Nachfolger des im Alter von 58 Jahren an Krebs gestorbenen Chávez gewählt werden. Maduro wird für die sozialistische Regierungspartei antreten. Das teilte Aussenminister Elias Jaua im Fernsehsender Telesur mit. Chávez hatte vor seiner letzten Operation im Dezember erklärt, Maduro solle sein Nachfolger werden. «Wir werden würdige Erben eines Giganten sein», versicherte Maduro.
Der Verteidigungsminister, Admiral Diego Molero, rief die Bevölkerung im Fernsehen zu «Einheit, Ruhe und Verständigung» auf. Er sicherte zu, dass die Streitkräfte der Verfassung treu seien.
Kurz vor der Todesnachricht berief Vizepräsident Maduro ein Krisentreffen mit der Militärführung und führenden Politikern ein. Dabei teilte er mit, dass die Regierung beschlossen habe, den Luftwaffen-Attaché der US-Botschaft auszuweisen. Dieser habe sich mit Offizieren getroffen, diese ausspioniert und versucht, das Land zu destabilisieren, sagte Maduro. Der Botschaftsangehörige habe 24 Stunden Zeit, das Land zu verlassen. Anschliessend teilte Aussenminister Jaua mit, dass ein zweiter Luftwaffen-Attaché ebenfalls ausgewiesen werde. In Washington teilte ein Pentagon-Sprecher mit, dass der von Maduro genannte Attaché bereits auf dem Heimflug sei.
Obama wünscht sich bessere Beziehungen
Nach dem Tod des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez hat US-Präsident Barack Obama sein Interesse an besseren Beziehungen zu dem ölreichen Land bekundet. Venezuela schlage nun ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf, erklärte Obama in Washington.
Die USA seien daran interessiert, mit der Regierung in Caracas in einen konstruktiven Dialog zu treten. Sein Land sei weiterhin bereit, der venezolanischen Bevölkerung zu helfen. Dabei würden die USA ihrem Grundsatz treu bleiben, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zu fördern.
Das Verhältnis zwischen Washington und Caracas war unter Chávez sehr angespannt. Der linkspopulistische Staatschef hatte den USA «Imperialismus» vorgeworfen und sich als lateinamerikanischer Gegenspieler Washingtons präsentiert. Dabei unterhielt er enge Beziehungen zu US-Gegnern wie dem Iran und Kuba.
Der kanadische Ministerpräsdient Stephen Harper wurde deutlicher: Er hoffe, dass die Venezolaner sich nun eine «bessere, glänzendere Zukunft gründend auf den Prinzipien Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respektierung der Menschenrechte» bauen könnten. Der britische Aussenminister drückte der Familie Chávez sein Beileid aus und erklärte, der Verstorbene habe «einen bleibenden Eindruck» in seinem Land hinterlassen «und darüber hinaus».
Staatstrauer auch in Kuba und Argentinien
In Havanna rief Präsident Raul Castro eine zweitägige Staatstrauer aus, in Argentinien Präsidentin Cristina Fernandez eine dreitägige. Der Präsident von Ecuador, Rafael Correa, sagte seinem Freund einen dauerhaften Einfluss in Lateinamerika voraus: «Wir haben einen Revolutionär verloren, aber Millionen von uns bleiben (von ihm) inspiriert.».
Der bolivianische Präsident Evo Morales, ebenfalls Weggefährte von Chávez, sagte, der Verstorbene werde allen Völkern eine Inspiration sein, «die für ihre Befreiung kämpfen». Castro sagte: «Das kubanische Volk betrachtet in als einen seiner herausragendsten Söhne.» In Nicaragua sagte Rosario Murillo, Frau und Sprecherin von Präsident Daniel Ortega, Chávez sei «einer der Toten, die niemals sterben» und fügte hinzu: «Wir sind alle Chávez.»
Ban Ki-moon lobt Einsatz für die Armen
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat den Einsatz des verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez für die Armen gewürdigt. «Präsident Chávez hat die Herausforderungen und Sehnsüchte derjenigen Venezolaner angesprochen, die am verwundbarsten sind», erklärte Ban in New York.
Der Staatschef habe sich ausserdem um die regionale Integration in Lateinamerika bemüht und Solidarität mit den Nachbarländern gezeigt. Chávez' Beitrag zu den Friedensgesprächen zwischen den Farc-Rebellen und der kolumbianischen Regierung sei von «zentraler Bedeutung» gewesen. Ban sei «betrübt» über den Tod des venezolanischen Staatschefs, hiess es in der Erklärung. Die UNO werde mit Venezuela nach der Ära Chávez weiter bei der Entwicklung des Landes zusammenarbeiten.
«Er war ein grosser Politiker für sein Land»
Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin bezeichnete Chávez' Tod als eine Tragödie: «Er war ein grosser Politiker für sein Land, Lateinamerika und die Welt.» Chávez habe eine sehr wichtige Rolle bei der Entwicklung der venezolanisch-russischen Beziehungen gespielt.
Venezuela ist einer der wichtigsten lateinamerikanischen Handelspartner Russlands, unter Chávez waren Waffenlieferungen aus Russland erhöht und die militärische Kooperation zwischen beiden Ländern intensiviert worden.
Oppositionsführer ruft zu Einheit auf
Der venezolanische Oppositionsführer Henrique Capriles hat das Land nach dem Krebs-Tod von Präsident Hugo Chávez zur «Einheit» aufgerufen. «In diesen schwierigen Augenblicken müssen wir unsere tiefe Liebe und unseren Respekt für unser Venezuela beweisen», erklärte Capriles über den Kurzbotschaftendienst Twitter.
Er hob seine «Solidarität» mit den Hinterbliebenen des 58-jährigen Staatschefs hervor, der wenige Stunden zuvor in einem Militärkrankenhaus in Caracas gestorben war. Capriles ist Gouverneur des Bundesstaates Miranda im Norden Venezuelas. Er war im Oktober bei der Präsidentschaftswahl dem Amtsinhaber Chávez unterlegen. Es wird damit gerechnet, dass Capriles auch bei der nun fälligen vorgezogenen Neuwahl wieder antritt. Die Neuwahl muss innerhalb von 30 Tagen erfolgen.
In den vergangenen Wochen hatte Capriles die Regierung in Caracas wegen ihres Umgangs mit den Informationen über den Zustand von Chávez wiederholt kritisiert. Ende Januar warf er der Regierung sogar die Verbreitung von Lügen vor. Auch die Entscheidung, dass Chávez im Amt blieb, obwohl er am 10. Januar nicht den Termin zur Vereidigung für seine neue Amtszeit wahrnehmen konnte, wurde von der Opposition zeitweise heftig kritisiert. Dann jedoch gab sie sich mit der Entscheidung des Obersten Gerichts zufrieden, dass der Staatschef den Eid später ablegen dürfe.
Jimmy Carter würdigt Chávez
Der frühere US-Präsident Jimmy Carter würdigte Chávez als einen Staatsmann, der sich für ein besseres Leben von Millionen seiner Landsleute eingesetzt habe. Chávez werde für «seine kühne Geltendmachung der Autonomie und Unabhängigkeit lateinamerikanischer Regierungen» erinnert werden, schrieb Carter in einer Erklärung.
Der Friedensnobelpreisträger, der sich seit Jahren mit seinem Carter Center für Menschenrechte, internationale Vermittlung und Wahlbeobachtung einsetzt, bezeichnete Chávez als einen Politiker, «der eine Vision ausdrückte, seinem Land grundlegende Veränderungen zum Nutzen insbesondere derer zu bringen, die sich vernachlässigt und an den Rand gedrängt fühlten», schrieb Carter. «Obwohl wir nicht mit allen seinen Regierungsmethoden übereinstimmten, haben wir nie Hugo Chávez' Einsatz für die Verbesserung des Lebens von Millionen seiner Landsleute bezweifelt.»
Sean Penn und Oliver Stone trauern
Die Hollywood-Grössen Sean Penn und Oliver Stone haben den verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez als grossen Staatsmann gewürdigt. «Die Bevölkerung in den USA hat einen Freund verloren, von dem sie nicht wusste, dass es ihn gibt», erklärte Schauspieler Penn in Los Angeles.
Filmemacher Stone pries Chávez als «grossartigen Helden». Die politischen Beziehungen zwischen Washington und Caracas waren während Chávez' Amtszeit sehr angespannt, die überwiegende Mehrheit in den USA sah den linkspopulistischen Präsidenten kritisch. Penn und Stone pflegten dagegen eine Freundschaft mit Chávez und besuchten ihn mehrfach in Venezuela. Als der Politiker vor zwei Jahren gefragt wurde, wen er sich für den vakanten US-Botschafterposten in seinem Land wünsche, scherzte er vor laufenden Kameras: Sean Penn oder Oliver Stone.
«Ich trauere um einen grossen Helden für die Mehrheit seines Volkes und jene, die überall auf der Welt um ihren Platz kämpfen», sagte Stone, der 2009 einen Dokumentarfilm über Chávez gedreht hatte. Der verstorbene Präsident werde «für immer in der Geschichte weiterleben». Penn erklärte, Chávez sei ein «Champion» für die Armen gewesen. Die Revolution in Venezuela werde nun unter der Führung von Chávez' bisherigem Stellvertreter Nicolás Maduro weitergehen.
dapd/sda/AFP/chk/mw
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