Hotel Alpin Palace bleibt geschlossen
Die Zukunft des Hotel Alpin Palace in Mürren ist offen: Der bekannte Betrieb mit 100 Betten bleibt bis auf weiteres geschlossen. Die Investoren-Gruppe aus Kasachstan weiss nicht, wie es mit ihrem Hotel weitergeht.

«Erlebe deine Träume.» Dieser Spruch ist immer wieder auf der Homepage des Hotels Alpin Palace Mürren zu lesen. Doch bis auf weiteres kann in diesem Haus, nicht geträumt werden. Zwar steht dort: «Das Hotel bleibt wegen Renovierungsarbeiten bis zur Wintersaison geschlossen.» Aber die hat begonnen und wer im Internet ein Zimmer buchen möchte, scheitert.» Auch der Griff zum Telefon hilft nicht. «Dieser Anschluss ist vorübergehend unterbrochen», teilt eine Stimme mit.
Seit gut einem Jahr ist Svetlana Kan aus Kasachstan die Besitzerin des «Alpin Palace», das noch drei von einst vier Sternen hat. Sie wird durch eine Investorengruppe aus ihrem Heimatland unterstützt. Kan gibt keine Stellungnahme ab, lässt sich aber durch ihren Generalbevollmächtigten Bernhard Marti vertreten. Der sagt: «Das ‹Alpin Palace› ist bis auf weiteres geschlossen. Zu der Zukunft des Hotels kann ich nichts genaues sagen, denn die Investorengruppe weiss selber nicht, wie es weiter gehen soll.»
Finanzielle Schieflage
Bereits im Sommerhalbjahr war das «Alpin Palace» zu. Eigentlich hätte das Traditionshaus renoviert und dann mit einem neuen Betriebskonzept und neuer operativer Leitung eröffnet werden sollen. «Es wurde nichts renoviert. Tatsache ist, dass das Geld zwar zugesichert wurde, aber nicht eingetroffen ist», sagt Bernhard Marti aus Bern. Das Hotel sei bereits in einer finanziellen Schieflage übernommen worden. «Zum stolzen Preis, der bezahlt wurde, kamen viele finanzielle Altlasten in Form von Schulden hinzu.» Um wie viel Geld es sich handelt, wird nicht verraten. Aber im vergangenen Sommer sei eine Bank aus Bern bereit gewesen, bei der Finanzierung mitzuhelfen. Doch der Betrieb hat über 100 Timeshare-Verträge. Deren Besitzer haben einst Geld bezahlt und dafür die Garantie erhalten, während mehreren Wochen im Jahr im «Alpin Palace» logieren zu dürfen. «Solange das Nutzniessungs-Recht der Timesharepartner auf der Immobilie besteht, wird keine Bank bei der Finanzierung helfen, da die Schuldbriefe durch das Nutzniessungsrecht blockiert sind», erklärt Marti. Er sei im Sommer eigens nach London gereist, um zu klären, ob die Vertragspartner gewillt wären, auf dieses Recht zu verzichten und dafür einen nachträglichen Schuldbrief als Sicherheit zu bekommen. «Sie waren nicht einverstanden», sagt Marti, der mit den meisten Gläubigern parallel einen Zahlungsplan ausgehandelt hat. Gemäss seinen Aussagen gibt es noch offene Rechnungen bei Lieferanten, die unter anderem aus der Region stammen, sowie bei den Sozialversicherungen und der Gemeinde, die noch auf Steuergelder wartet.
20 bis 25 Angestellte zählte das «Palace» jeweils. Ihre Verträge wurden im Hinblick auf die Sommerpause entweder nicht mehr verlängert oder gekündigt. Wie Marti erklärt, hatte das « Alpin Palace» im vergangenen Jahr «keine schlechte Wintersaison» und war im Durchschnitt zu 55 Prozent belegt. «Wenn es professionell geführt würde, hätte es ein grosses Potenzial, zumal Mürren als Ferienort sehr viel bietet», sagt der Generalbevollmächtigte, der auf Informationen aus Kasachstan wartet. Er hofft, «dass das versprochene Geld so schnell wie möglich eintrifft, damit die Altlasten beseitigt und die Zukunft des ‹Alpin Palace› in Angriff genommen werden kann».
«Das ist sehr bedauerlich»
René Feuz, Leiter von Mürren Tourismus, ist gar nicht begeistert von der Situation: «Die 100 Betten werden uns gerade in der Hochsaison fehlen. Das bedeutet für Mürren einen Einbruch der Logiernächte. Auch der Imageverlust ist gross.» Das Alpine Sportzentrum, mit dem das Hotel direkt verbunden ist, werde ebenfalls weniger Eintritte verzeichnen, weil die Gäste des «Alpin Palace» weg blieben.
«Wir wissen bis heute nicht offiziell, dass das Hotel nicht wiedereröffnet wird. Dabei haben wir täglich Anfragen von Gästen, die dort buchen möchten und wissen nicht genau, was wir sagen sollen», ärgert sich René Feuz und bestätigt, dass das «Alpin Palace» auch bei der Tourismusorganisation offene Rechnungen hat. Die Situation sei sehr unglücklich. Der Leiter von Mürren Tourismus rechnet nicht damit, dass das «Alpin Palace» noch in dieser Wintersaison Wiedereröffnung feiert.
«Wir haben keine Freude»
Peter Wälchli, Präsident der Gemeinde Lauterbrunnen zu der auch Mürren gehört, erklärt: «Wir hatten bereits keine Freude daran, dass dieser Betrieb im Sommer geschlossen war. Dass das Hotel nun auch im Winter zu ist, freut uns noch viel weniger.» Die Schliessung wirke sich direkt auf die Volkswirtschaft der Gemeinde aus. Unter anderem durch die fehlenden Kurtaxen. «Uns sind die Hände gebunden, denn es handelt sich um ein privates Unternehmen», sagt Peter Wälchli. Ob noch Steuern ausstehend sind, weiss er nicht. «Sie einzufordern und allenfalls ein Konkursverfahren zu eröffnen, ist Sache des Kantons», sagt er.
Das Hotel Alpin Palace stammt aus dem Jahr 1874 und gilt als das älteste «Palace» in der Schweiz. Berühmtheiten wie ein Norwegischer König, der erste deutsche Kanzler Konrad Adenauer oder General Bernhard Montgomery waren einst hier zu Gast.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch