Horgen, ein Seefahrervölklein
Drei Tage lang haben die Horgner den Sommer, sich und ihre Gemeinde am Dorffäscht 2011 gefeiert. Eine ganz und gar runde Sache. Von Arthur Schäppi.
Horgen – 25 000 Besucher haben an diesem Wochenende am Dorffest Horgen gefeiert – weit mehr, als die Gemeinde Einwohner hat. Die 11. Ausgabe des Grossanlasses, der nur alle fünf Jahre stattfindet, wird vielen einheimischen und auswärtigen Besuchern als unbeschwertes, abwechslungsreiches, frohes und friedliches Volksfest in schöner Erinnerung bleiben. «Es gab weder negative Vorkommnisse noch irgendwelche grösseren Zwischenfälle», wie OK-Präsident Andi Schadegg sagt. Es sei «eine geniale Feier für Jung und Alt» gewesen. Die Feuerwehr im Drachenboot Beim gemütlichen Bummel übers Festgelände zwischen See und reformierter Kirche offenbarte sich bald einmal: Im Zürichseedorf, wo alle paar Minuten eine Fähre anlegt, muss ein fröhliches Seefahrervölklein leben. Und obendrauf ein ziemlich wetterfestes, das sich selbst durch immer mal wieder niederprasselnde Regengüsse die gute Laune nicht verderben lässt. Oben auf der Piazza war rechtzeitig auf die grosse Sause hin ein imposantes, aus Holzplanken gezimmertes Piratenschiff mit Lounge, Captain's Bar und dem Seeretterverein als Bedienungscrew an Bord aufgetaucht. Und an der Alten Landstrasse strandeten etwas gar sonderbar behelmte Feuerwehrmänner als Wikinger in einem markanten Drachenboot. Ihre fantasievoll gebaute Wikingerfestung gehörte zusammen mit dem Riesenrad und den Festzelten auf der Piazza und dem Dorfplatz zu den Publikumsmagneten des Grossanlasses. Kleine Wikinger durften dort unter Anleitung von grossen Wikingern vorfabrizierten Holzschwertern und Schildern den letzten Schliff verpassen, und Seeleute und Landratten über dem offenen Feuer gebratene Fleischspiessli verdrücken. Wer hier aber an der Bar vielleicht etwas gar tief ins Glas guckte, war später womöglich bei ziemlich schwerem Seegang unterwegs.Beim Schiffsteg konnten kleine und grosse Seebuebe und Seemeitli gar selber als Kapitäne in den Zürichsee stechen. Zwar nicht hinter dem Steuerrad eines der stolzen ZSG-Kursschiffe. Aber immerhin strampelnd an Bord eines der drei Pedalos, welche der Verkehrsverein gratis bereitgestellt hatte.Nicht entgehen liessen sich unzählige Festbesucher eine luftige Fahrt mit dem Riesenrad. Für einen Zweifränkler konnte man sich schliesslich nicht nur über das Festgetümmel, sondern für einmal gar über das Gemeindehaus erheben. Hoch oben in den am Himmel kreisenden Kabinen weitete sich dann der Blick auf See und Hausdächer. Volle vier Stunden und ganz langsam rotiert sind am Dorffäscht drei je rund 50 Kilogramm schwere Säuli – am Spiess und über glühender Holzkohle. Nämlich im «Sau-Lade» von Vater und Sohn Ernst und Thomas Baumann auf einem Ponton beim Schiffsteg. Also sinnigerweise dort – frühere Pfahlbaufunde lassen es jedenfalls vermuten – wo schon die in Felle gekleideten Ur-Horgner über dem Feuer knusprig gebratene Fleischkeulen verschlungen haben könnten.The Sixties, Harmonie- und Kadettenmusik, Pura Vida, Benissimos, Harmo-ni(x), Alpenland Sepp & Co, Trio Wolkenbruch, Chrystal-Alphornbläser und wie sie alle heissen: die zahlreichen einheimischen und auswärtigen Musikformationen füllten die grossen Zelte, sorgten für Stimmung und gaben am Dorffäscht zweifelsohne den Ton und Takt an. Viele Fressbeizli, Bars und Buden, vor allem aber die bunten Attraktionen und Attraktiönchen der Vereine verliehen dem Grossanlass indes erst jenen Charme, der ihn zum Dorffest machte. Hydrantenpirsch durchs Dorf Womöglich gar von einem Dorfkrimi der jüngeren Vergangenheit inspirieren liess sich die OL-Gruppe Zimmerberg. Sie schickte die Wettkampfteilnehmer mit einer eigens fürs Fest kreierten OL-Karte ausgerechnet auf Hydrantenpirsch. Doch was zuvor schon Polizei, Feuerwehr und Bezirksgericht in Horgen nicht geschafft hatten, gelang auch den schnellsten und cleversten Sprintern am Dorffäscht nicht. Nämlich jenen Übeltäter, der über lange Zeit hinweg durch Horgen gestreunt war und mutwillig Hydranten beschädigt hatte, in flagranti zu fassen und zu überführen. Bevor sich am Sonntagabend das Festareal allmählich leert und die lauten Töne verstummen, lockt das Riesenrad zum Abschluss noch einmal zur beschaulichen Luftfahrt. Und es wird Zeit, Bilanz über die grosse Sommer(nachts)party zu ziehen: Wie sein Wahrzeichen, das grosse Riesenrad, hat auch das Dorffäscht selbst drei Tage lang viele kleine und grosse Festbesucher bewegt und war eine ganz und gar runde Sache. Das Piratenschiff mitten auf der Horgner Piazza war ein grosser Anziehungspunkt am Dorffest. Foto: André Springer
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