«Hopp Schwiiz» – auch im Büro?
Heute spielt die Schweiz an der WM erstmals nachmittags. Verwaltungen und Unternehmen in der Region Bern zeigen sich gegenüber ihren fussballbegeisterten Angestellten kulant.

Wenn die Schweizer Fussballnationalmannschaft ab 16 Uhr gegen Schweden um den Einzug in den WM-Viertelfinal kämpft, müssen die meisten Fans arbeiten. Wie einfach können sich Angestellte aus dem Arbeitsprozess ausklinken?
Glückliche Verwaltung
Angestellten der öffentlichen Verwaltung wird nachgesagt, dass sie die Feierabendzeiten hyperflexibel auslegen können. Auf lokaler Ebene ist das Ausstempeln vor Spielbeginn grundsätzlich möglich. «Wer sich gut organisiert hat, für den sollte es kein Problem sein», sagt Roland Nydegger, Leiter Personalamt der Stadt Bern.
Er weist aber darauf hin, dass die Hälfte der Stadtangestellten nicht in einem Büro tätig sei, sondern auf der Strasse, in Kitas oder in Pflegeheimen. Dort sei es kaum möglich, das Spiel zu schauen.
Sputen werden sich wahrscheinlich die Teams der Abfallentsorgung. Es komme hin und wieder vor, dass die Müllabfuhr schon um 16 Uhr abgeschlossen sei, meint Nydegger. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass das heute der Fall sein wird.
Ähnlich tönts beim Kanton Bern. «Der normale Büroangestellte sollte problemlos früher Feierabend machen können», sagt André Matthey, Leiter Personalamt des Kantons Bern. Auch den Bundesangestellten lege man keine Steine in den Weg, wenn sie in Absprache mit dem Vorgesetzten früher ausstempeln wollen, teilt Fabian Maienfisch, Mediensprecher des Staatssekretariats für Wirtschaft, mit.
WM im Post-Speisesaal
Wie siehts bei den bundesnahen Betrieben aus? Dort herrschen vorwiegend flexible Arbeitszeiten. «Viele Büroangestellte werden sich in ihren Teams so organisiert haben, dass sie um 16 Uhr Feierabend machen können», sagt SBB-Mediensprecher Oli Dischoe.
Das Nachsehen haben SBB-Angestellte, welche in sicherheitsrelevanten Bereichen arbeiten, wie etwa als Lokführer oder in einer Betriebszentrale. Dass in Letzteren im Hintergrund ein Liveticker oder ein Radio läuft, sollte jedoch möglich sein, so Dischoe.
«Selbstverständlich können Mitarbeitende sich organisieren, um das Spiel anzuschauen, sofern es ihre Tätigkeit zulässt», heisst es bei der Swisscom. Man setze auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden, schreibt Mediensprecher Armin Schädeli.
Am Post-Hauptsitz im Wankdorf kann im Speisesaal das Spiel am TV verfolgt werden. Auch in Paketverteilzentren und anderswo bei der Post stehen Bildschirme in den Pausenräumen. Und: «Ein Blick auf den PC oder aufs Handy wird niemandem verwehrt», schreibt Postmediensprecherin Nathalie Dérobert.
Kulante Grossverteiler
Dasselbe Bild in der Privatwirtschaft. Wer es sich bei der Migros Aare einrichten kann, darf die WM in seiner Freizeit schauen. «Unsere Mitarbeitenden und ihre Vorgesetzten wissen damit umzugehen, wo die Arbeit endet und die Pause oder die Freizeit beginnt», sagt Andrea Bauer, Mediensprecherin der Migros Aare.
Ähnlich tönt es bei Coop. «Wenn unsere Mitarbeitenden das Spiel schauen wollen, können sie sich direkt an ihre jeweiligen Vorgesetzten wenden, und wir suchen wenn immer möglich nach einer Lösung», sagt Coop-Mediensprecherin Alena Kress. Das Anschauen von WM-Spielen gelte bei Coop nicht als Arbeitszeit.
Bei Banken gibt es Bereiche, in denen die Angestellten das Nachsehen haben. Laut Valiant-Sprecher Marc Andrey und BEKB-Sprecherin Nadine Kradolfer können die Mitarbeiter mit Dienst am Schalter oder solche, die Kundengespräche führen, das Spiel nicht verfolgen.
Pech haben auch Mitarbeiter im Kundencenter. Besser haben es dagegen die Angestellten ohne direkten Kundenkontakt. Beide Banken haben feste Blockzeiten schon seit längerem abgeschafft. Diese Mitarbeiter können heute früher Feierabend machen, sofern die Arbeit erledigt ist und der Vorgesetzte einverstanden ist.
Mit einem Auge bei der WM
Bei der BKW gilt die Jahresarbeitszeit. Die Mitarbeitenden dürfen dieses wichtige WM-Spiel schauen, sofern es ihre Agenda erlaubt. Allerdings geht das nicht auf ihre Arbeitszeit. «Wir zeigen das Spiel auf einer Grossleinwand in unserem Personalrestaurant am Hauptsitz am Viktoriaplatz», sagt Tobias Habegger von der BKW.
«Etwas zum Anstossen und eine kleine Verköstigung wird vom Unternehmen spendiert.» Ähnlich tönt es bei der Mobiliar, wo die Mitarbeitenden das Spiel auch schauen dürfen. «Wir appellieren an ihre Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Die Matchzeit gilt nicht als Arbeitszeit», sagt Sprecherin Susanne Maurer.
Schwierig dürfte es für Bauarbeiter werden. Bei verschiedenen Bauunternehmen in der Region Bern heisst es aber auf Anfrage, dass es bei einzelnen Bauprojekten nach Absprache mit dem Chef möglich sei, die Arbeit früher aufzunehmen, damit die Bauarbeiter dann auch früher Feierabend machen können.
Und wie macht es diese Zeitung? Im Büro der Berner Zeitung wird das Spiel auf mehreren TV-Screens zu sehen sein. Mit einem Auge können die Mitarbeitenden das Spiel also mitverfolgen.
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