Hitze verursacht Milliardenschaden
Die Hitze und die seit dem Herbst anhaltende Dürre bedrohen weite Teile der Landwirtschaft Italiens. Nach Angaben von Bauernverbänden sind drei Viertel der Agrarfläche betroffen, ein Schaden von einer Milliarde Euro wird erwartet.

Die anhaltende Hitzeperiode zu Beginn dieses Sommers lähmt das Leben in Italien. Am vergangenen Wochenende wurde in zehn Städten die Alarmstufe Rot ausgerufen.
Gemessene Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius – in Ferrara nahm man das als gefühlte 49 Grad wahr – sowie ein nahezu zusammengebrochenes Wassernetz lassen vor allem die Landwirtschaft in desolatem Zustand erscheinen.
Seit dem Herbst 2016 hat es nicht mehr ergiebig geregnet, die Wasserreservoire in vielen Regionen sind unterversorgt. Der Bauernverband Coldiretti rechnet damit, dass 75 Prozent der italienischen Landwirtschaftsfläche von Dürre bedroht sind. Bis jetzt werden bereits Schäden durch Ernteausfälle in Höhe von einer Milliarde Euro geschätzt.
Weniger Tomaten
Der grösste Strom des Landes, der Po, ist zu einem Rinnsal geworden. An vielen Stellen kann man den Fluss zu Fuss durchqueren. Und auch der toskanische Arno hat einen aktuellen Pegelstand, der an den Spott Mark Twains erinnert.
Der US-Schriftsteller hatte bei seinem Florenzbesuch bemerkt, man habe die Brücken über den Arno nur gebaut, um ihn als Fluss kenntlich zu machen, im übrigen könne man ihn gut durchwaten.
Bei den Einheimischen der betroffenen Regionen werden böse Erinnerungen wach an die Dürren vergangener Jahre. Was Touristen als Kuriosum erscheint, ist für die Bauern Italiens ein Drama.
Die Produktionszahlen sind auf der gesamten Halbinsel rückläufig, von Obst und Gemüse bis hin zu Getreide, Heu, Wein, Tierprodukten wie Milch und Käse sind alle Sektoren der Landwirtschaft betroffen. In den Tomatenanbaugebieten der Emilia sind Einbussen von 20 Prozent zu verzeichnen, die Milchproduktion der Lombardei ging um 40 Prozent zurück.
Ebenfalls Einbussen von 40 Prozent haben die sardischen Schäfer zu tragen. Die anhaltende Dürre verringert nicht nur die Schafmilch- und damit Pecorino-Produktion, den Bauern fällt es auch schwer, wegen mangelnder Futterernte die Herden zu ernähren.
Getreide vertrocknet
Im Veneto sieht man bereits jetzt im Juni einer vorgezogenen Weinernte mit geringerer Ausbeute entgegen. Das Getreide in der Toskana vertrocknet auf den Feldern, der für die Nudelproduktion benötigte Hartweizen wird in diesem Jahr, schreibt der Bauernverband Coldiretti, ebenfalls zu 40 Prozent weniger geerntet werden.
Schon regen sich die ersten Proteste der Landwirte, die anmahnen, dass die zentrale Politik zu wenig Vorsorge getroffen hat, für eine Dürreperiode für äquivalente Wasserreserven zu sorgen.
Was von der anhaltenden Dürre im Lande verschont geblieben ist, droht nun, von schweren Unwettern zerstört zu werden. Bereits am Sonntag haben heftige Gewitter verbunden mit sintflutartigen Regenfällen den italienischen Norden heimgesucht. In Enego in der Provinz Vicenza wurde ein Ortsteil von einer Schlammlawine überflutet.
In den Provinzen Belluno, Treviso und Vicenza gingen 130 Notrufe wegen Schlammlawinen bei der Feuerwehr ein. Ein Autobus wurde von den Wassermassen eingeschlossen. Eine Person wird in Recoaro vermisst, Hagelkörner so gross wie Tennisbälle durchschlugen vielfach Dächer in der Region und richteten Schäden auf den landwirtschaftlichen Flächen an.
Die Mitte und der Süden Italiens verbleiben auch in den nächsten zwei Tagen in den Fängen der Hitzewelle. In diesen Landesteilen sind erst ab Wochenmitte Unwetter zu erwarten. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese dann auch grosse Schäden anrichten, da der völlig ausgedörrte Boden nicht in der Lage ist, grosse Wassermengen aufzunehmen.
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