Historisches Treffen in Havanna
Benedikt XVI. traf sich in der kubanischen Hauptstadt mit Fidel Castro. Zuvor hatte der Papst auf dem Platz der Revolution vor Hunderttausenden eine Messe abgehalten.
Mit einer ungewöhnlich politischen Predigt hat Papst Benedikt XVI. in der kubanischen Hauptstadt Havanna seine Messe zum Abschluss seines Besuchs auf der kommunistisch geführten Insel begonnen. Vor mehreren Hunderttausend Menschen, die seit dem Morgen auf den zentralen Platz der Revolution geströmt waren, forderte Benedikt mehr Freiheit für die katholische Kirche in Kuba.
Auch Staatschef Raúl Castro und andere hohe Vertreter der Regierung waren im Publikum. Im Anschluss an den Gottesdienst traf der Papst mit Revolutionsführer Fidel Castro zusammen, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bestätigte.
Lob und Kritik
In seiner Predigt forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche von den Behörden weitere Fortschritte in Bezug auf die Religionsfreiheit. «Mit Freude ist anzuerkennen, dass in Kuba derzeit Schritte vollzogen werden, damit die Kirche ihre unumgängliche Mission erfüllt, ihren Glauben öffentlich und offen auszudrücken», sagte der Papst. Auch im Schul- und Universitätsbereich müsse die Kirche «Zeugnis ablegen» dürfen. «Die Menschen finden Frieden, wenn sie nach der Wahrheit suchen, die das Christentum uns anbietet», sagte Benedikt während der Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden Oppositionelle und Dissidenten von den Behörden daran gehindert, an der Messe teilzunehmen. Nach Darstellung von Oppositionellen seien zahlreiche Regimekritiker in ihren Häusern festgesetzt worden.
«Wirklicher sozialer Wandel»
Benedikt XVI. erinnerte an den kubanischen Priester Felix Varela: Dieser habe den «Weg für einen wirklichen sozialen Wandel» aufgezeigt. Ein von kubanischen Regierungskritikern 1998 initiiertes sogenanntes Varela-Projekt – benannt nach dem im 19. Jahrhundert tätigen Priester und Befreiungskämpfer – fordert unter anderem Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Amnestie für gewaltlose politische Gefangene und mehr Chancen für die Privatwirtschaft.
Der Papst traf bei strahlendem Sonnenschein im Papamobil und begleitet von schwarzen Limousinen auf dem grossen Platz ein. Die letzten Meter bis zum eigens für ihn erbauten 240 Quadratmeter grossen Altar unter der Statue des kubanischen Freiheits- und Nationalhelden José Martí legte er zu Fuss zurück. Der Platz war mit Porträts von Ernesto Che Guevara und Camillo Cienfuegos, Helden der Revolution von 1959, geschmückt. Ein grosses Plakat zeigte die Barmherzige Jungfrau von El Cobre, die Schutzpatronin Kubas, deren Holzfigur Fischer der Überlieferung nach vor 400 Jahren fanden.
Marxismus als überholt kritisiert
Am Montag hatte der Papst bereits in Kubas zweitgrösster Stadt Santiago de Cuba einen Gottesdienst vor 200'000 Menschen abgehalten. Dabei forderte er die Kubaner zum Aufbau einer «offenen und erneuerten Gesellschaft» auf. Während seines Flugs nach Mexiko, der ersten Station seiner Reise, hatte Benedikt XVI. den Marxismus in Kuba als überholt kritisiert und zur Suche nach «neuen Modellen» aufgerufen.
Im einem Gespräch mit Staatschef Raúl Castro im Palast der Revolution gestern in Havanna schlug der Papst nach Angaben des Vatikans vor, den Karfreitag in Kuba zum Feiertag zu erklären und der katholische Kirche eine grössere Rolle zuzuweisen. Benedikt XVI. erinnerte daran, dass sein Vorgänger Johannes Paul II. bei seinem Kuba-Besuch 1998 einen entsprechenden Vorschlag für Weihnachten gemacht und damit beim damaligen Präsidenten Fidel Castro Erfolg gehabt habe.
Treffen mit Fidel am Abend
Über das Treffen des Papstes mit dem schwerkranken Fidel Castro wurde zunächst nichts weiter bekannt. Die Begegnung schliesst an die als historisch bezeichnete Begegnung vor 14 Jahren von Papst Johannes Paul II. mit dem damaligen Staatschef Kubas an. Damals war auf dem Platz der Revolution ein Bildnis Jesu Christi aufgestellt worden. Vor 1992 hatte sich Kuba immer wieder offiziell zum Atheismus bekannt.
In einem am Morgen veröffentlichten Kommentar hatte Fidel Castro ausgeführt, er sei in den 1960er Jahren zu der Überzeugung gekommen, dass Marxisten und Christen unabhängig von ihren politischen und religiösen Überzeugungen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen sollten.
SDA/ami
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