Hildebrand fürchtet Verschärfung der Schuldenkrise
Der Chef der Nationalbank schätzt die Lage der globalen Wirtschaft als beunruhigend ein. In Genf warnte er vor der negativen Wechselwirkung zwischen der Realwirtschaft und dem Finanzsektor.

Die Weltwirtschaft befindet sich nach Einschätzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in einer sehr beunruhigenden Phase. Die Unsicherheiten seien enorm, die Abwärts-Risiken hätten deutlich zugenommen, warnte SNB-Präsident Philipp Hildebrand in Genf.
An einer Veranstaltung vor Vertretern des Genfer Finanzplatzes gestern Abend bezeichnete Hildebrand die zu lösenden Probleme als enorm. Das Risiko einer negativen Wechselwirkung zwischen der Realwirtschaft und dem Finanzsektor steige.
Hildebrand stellte sich daher «zu hundert Prozent» hinter die Pläne der Chefin des Weltwährungsfonds (IWF), Christine Lagarde, wonach die europäischen Banken frisches Kapital aufnehmen sollen. Lagarde hatte vor einigen Wochen den Unmut vieler europäischer Regierungen auf sich gezogen, als sie eine Zwangskapitalisierung der Banken forderte.
Kein Inflationsrisiko
In der Schweiz müssen die beide Grossbanken Credit Suisse und UBS in Zukunft deutlich mehr Eigenkapital vorhalten als internationale Standards vorsehen. Die Eidgenössischen Räte haben am Donnerstag letzte Differenzen bei der Revision des Bankengesetzes ausgeräumt und damit die «Too big to fail»-Vorlage unter Dach gebracht.
Neben Schwächen im Bankensystem besteht das grösste Risiko nach Hildebrands Worten derzeit darin, dass sich die Staatsschuldenkrise in der Eurozone in den kommenden Monaten verschärft. Er bekräftigte, die SNB werde den Mindestkurs des Euro von 1,20 Franken mit allen Mitteln verteidigen. Es gebe kein Ausstiegsszenario, sagte Hildebrand auf Frage eines Bankers.
Zum Umfang der zu kaufenden Devisen wollte sich Hildebrand nicht äussern. Er verwies darauf, dass in nächster Zeit kein Inflationsrisiko bestehe.
Zahlungsbilanz der SNB: Erneut Kapitalabfluss
Die Verflechtung der Schweizer Volkswirtschaft mit dem Ausland hat im zweiten Quartal 2011 einen kleineren Überschuss gebracht als im Vorjahr. Der Überschuss in der Ertragsbilanz sank um 2,6 Milliarden auf 20,3 Milliarden Franken.
Ausschlaggebend waren tiefere Dividendeneinnahmen der Dienstleistungsunternehmen aus Direktinvestitionen im Ausland. Dadurch reduzierte sich der Einnahmenüberschuss bei den Kapitaleinkommen gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,1 Milliarden auf 9,6 Milliarden Franken, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) mitteilt.
Im Aussenhandel mit Waren und Diensten waren sowohl die Exporte als auch die Importe praktisch gleich hoch wie vor Jahresfrist, der Einnahmenüberschuss bewegte sich mit 17 Milliarden Franken auf dem Niveau des Vorjahresquartals.
Im Kapitalverkehr dagegen resultierte ein Nettokapitalexport von 32,8 Milliarden Franken. Bei den Direktinvestitionen beliefen sich die Nettokapitalexporte auf 12,2 Milliarden Franken, hauptsächlich weil Unternehmen in der Schweiz Kredite zurückbezahlten, die sie bei Muttergesellschaften im Ausland aufgenommen hatten.
SDA/kpn
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