«High Five» mit dem Iran
Die Grünen-Politikerin Claudia Roth klatschte während der Münchner Sicherheitskonferenz mit dem iranischen Botschafter ab. Jetzt gehen in der deutschen Politik die Wogen hoch.
Es war nur eine kurze Szene, die ein Kameramann der Agentur Reuters vergangenen Sonntag an der Sicherheitskonferenz in München eingefangen hatte. Doch sie gibt in Deutschland derzeit heftig zu reden: Auf obigem Video ist ab Minute 1:40 zu sehen, wie die deutsche Grünen-Politikerin Claudia Roth schwungvoll zu einem «High Five» mit dem Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland, Ali Reza Sheikh Attar, einschlägt.
Iranischer Botschafter gibt einer Frau nie die Hand
Die Brisanz an der Szene: Claudia Roth, Chefin der deutschen Grünen, ist ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe im Deutschen Bundestag, Attar indes soll laut Experten für die Tötung von Hunderten von Menschen verantwortlich sein. Die Flüchtlingshilfe Iran wirft ihm vor, in den 80er-Jahren als Gouverneur der Provinzen Kurdistan und Westaserbaidschan für Hunderte von Todesurteilen, vor allem von politischen Oppositionellen, direkt verantwortlich gewesen zu sein. Wie die «Süddeutsche Zeitung» heute berichtet, tauchte nach der Sicherheitskonferenz in sozialen Netzwerken die Frage auf, wie die kumpelhafte Geste zur Menschenrechtsagenda der Grünen passe (Artikel online nicht verfügbar).
In einer gestern veröffentlichten Stellungnahme verteidigt die Partei Bündnis 90/Die Grünen Roths Handlung: «Der Botschafter der Islamischen Republik Iran gibt einer Frau grundsätzlich nie die Hand, er hat auch Claudia Roth noch nie die Hand geschüttelt», schreibt die Partei auf Roths Website. In dieser Situation habe Attar offenbar den Versuch eines höflichen Entgegenkommens gemacht, ohne Roth wirklich die Hand geben zu müssen, schreibt die Partei weiter. «Völlig überrascht von dieser unerwarteten Geste hat Claudia Roth sie mit einem kurzen Berühren der Hand des Botschafters erwidert.»
Irritierende Geste zugunsten eines Filmemachers
Mit ihrer «höflichen Reaktion» habe Roth den iranischen Aussenminister und den iranischen Botschafter in einem Gespräch am Rande der Sicherheitskonferenz dazu bewegen wollen, den bekannten iranischen Filmemacher Jafar Panahi zur Berlinale ausreisen zu lassen. Roth habe sich mit diesem Anliegen in einem Brief bereits einen Tag vor der Sicherheitskonferenz an Attar gewandt.
Die deutsch-iranische Publizistin Saba Farzan nannte gegenüber der deutschen Zeitung «Express» die Erklärung der Grünen «eine Episode des Komödiantenstadls», die «das Halbwissen der Grünen-Politikerin über den wahren Charakter des iranischen Regimes schockierend» widerspiegle.
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