Hier steht der Chuechliapfel neben dem Munigring
Viele beklagen das Verschwinden alter Obstsorten. Aber dank eines Programms der Eidgenossenschaft gibt es Plantagen für die Sortenerhaltung. Wie in Salvenach.

Im Herbst ist es ein Erlebnis, durch die Gassen zwischen diesen Apfelbaumreihen durchzuschreiten. Rote, gelbe, bräunliche, grünliche, orange und gestreifte Früchte hängen dicht an den Ästen, die gegen den Boden hängen, teils sogar gestützt werden müssen. Jeder der 95 rund zehnjährigen Hochstammbäume ist mit einem Namen angeschrieben: Pomme blanche de Romont, Chuechliapfel, Reinette des Chevroux und Sensler Munigring, alles Sorten, welche Normalverbraucher nicht kennen – und vielleicht auch nie kennen werden. Insgesamt existieren in der Schweiz rund tausend Apfelsorten – oder sogar mehr.
Ein Baum von jeder Sorte
Dieser Obstgarten auf dem Land der Familie Wieland in Salvenach entstand im Rahmen des Bundesprogramms Nationaler Aktionsplan für pflanzengenetische Ressourcen (NAP). Ein Hochstammbaum pro Sorte steht da; zwei weitere Niederstämmer der gleichen Sorte befinden sich in Ried bei Kerzers. «Das macht man so für den Fall, dass ein Baum kaputtgehen würde», sagt Sabine Wieland.

Solche Plantagen mit molekularbiologisch bestimmten Sorten sind in jedem Kanton angelegt. «Eigentlich handelt es sich um lebende Gendatenbanken, damit die Sorten erhalten bleiben», erklärt die 34-Jährige. Sie ist Lehrerin und Beraterin für Obstbau am Inforama Oeschberg in Koppigen. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Vater Paul Wieland mit den Obstbäumen. Im Winter ist sie zuständig für das Schneiden der NAP-Obstbäume. Im Herbst hilft sie beim Pflücken und Mosten, was heuer mehr zu tun gibt als in anderen Jahren. Denn 2018 ist die Ernte überreich. Die Verluste, welche die Obstbauern letztes Jahr wegen Frost hinnehmen mussten, werden reichlich kompensiert.
Auf dem Hof der Familie Wieland stehen über 5000 Obstbäume, vorwiegend mit Äpfeln. Die Früchte werden an Private und Geschäfte verkauft. Der grösste Teil der Ernte wird zu Most gepresst.
Nicht zwingend besser
Oft ist die Klage zu hören, dass alte Obstsorten verschwinden, im Speziellen diejenigen, die auf Hochstammbäumen wachsen. Aber diese langlebigen Bäume haben auch Nachteile: Sie brauchen Platz, etwa zehn auf zehn Meter, und das Pflücken der Früchte ist beschwerlich, ja sogar gefährlich.
Zudem schmecken alte Sorten nicht zwingend besser. So weise beispielsweise der Surgrauech sehr rasch Beulen auf, sagt Fachfrau Wieland. Andere Sorten werden schnell mehlig und/oder sind nicht lange haltbar. Diese Mängel gleicht man beim Züchten aus, versucht, bessere Haltbarkeit und besseren Geschmack hinzukriegen. Das braucht sehr viel Zeit, insbesondere bei Hochstämmern: Eine Züchtung dauert zwischen 12 und 20 Jahren. So lange dauert es, bis man eine attraktive Sorte aus 10'000 Kernen selektioniert hat.
Während dieser Zeit tragen die jungen Pflanzen bereits Früchte. Man untersucht den Geschmack, die Festigkeit und die Lagerfähigkeit, aber auch die Eigenschaften des Baumes: Wie ist sein Wuchs, sein Ertragsverhalten, die Anfälligkeit auf Krankheiten? Ebenfalls viel Zeit und Geduld braucht die Erziehung eines Hochstammbaumes: «Der Aufbau seiner Krone braucht ebenfalls bis 15 Jahre – danach erfolgt die Vollertragsphase», sagt Sabine Wieland.
Äpfel werden vermostet
Zuständig für die NAP-Plantagen im Kanton Freiburg ist die Organisation Rétropomme. Die Familie Wieland pflegt die Bäume und darf auch die Früchte ernten. «Wir machen Most daraus», sagt Sabine Wieland.
Die bei den Konsumenten unbekannten Apfelsorten zu vermarkten, wäre schwierig. Denn die Schweizer sind bezüglich Obst eher konservativ und setzen klare Prioritäten: Seit Jahren ist die Sorte Gala mit Abstand die beliebteste, gefolgt vom Golden Delicious, obschon diese im Vergleich zu den Sorten auf der NAP-Plantage bei Wielands fad schmecken, wie ein spontaner Geschmacks- und Dufttest zeigt.
Zudem halten diese Äpfel einiges aus. Dank ihrer Wurzeln, die in die Tiefe wachsen, konnte ihnen die Trockenheit kaum etwas anhaben. Dass einige trotzdem etwas schwächelten, sei den Mäusen zuzuschreiben, sagt Sabine Wieland. «Sie fressen an den Wurzeln und auch die Früchte, die herabfallen.» Um den Nagern nicht noch mehr Nahrung zu bieten, lesen Wielands Fallobst möglichst rasch auf.
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